Kommentar zu Klima-Debatte und Umweltaktivistin Greta Thunberg: Jugend ist nicht Maß der Dinge

Eine 16-jährige Umweltaktivistin wird momentan gefeiert wie ein Popstar. Politikchef Dr. Dieter Sattler sieht das durchaus kritisch.
Um es gleich mal klar zu sagen: Die junge Umweltaktivistin Greta aus Schweden, die mit ihrem Auftritt beim Klimagipfel in Kattowitz bekannt wurde, hat es nicht verdient, dass man sich im Internet über sie lustig macht.
Umgekehrt muss man aber auch fragen, ob mit unserer politischen Debattenkultur noch alles stimmt, wenn eine 16-Jährige gefeiert wird, als wäre sie eine ernstzunehmende Klimaexpertin – oder eben ein Popstar. In seriösen Nachrichtensendungen bekommt Greta große Auftritte. Und auch die von ihr inspirierten Freitagsdemos von Schülern (lesen Sie auch: Nach Tatenlosigkeit der Politik: Schüler nehmen Umweltschutz selbst in die Hand) werden mit großem Medien-Brimborium begleitet. Schule schwänzen für den guten Zweck – das kann man sicher mal machen, es sollte aber keine Dauereinrichtung werden.

Gewiss hat die Jugend das gute Recht, die Politiker herauszufordern und zu verlangen, dass sie sich stärker für das Klima engagieren. Aber wenn Teenager in den „Tagesthemen“ angesichts der quälenden Diskussion um den Kohleausstieg mal ganz locker erklären können, die Politik tue nichts für das Klima, muss man doch fragen, ob sie die Situation ausreichend überblicken können. Schließlich müssen Politik und Wirtschaft auch an sichere Energieversorgung und Arbeitsplätze denken. Und ob die Schüler aktuell oder später selbst bereit sind, für ein gutes Klima auch mal Konsumverzicht zu leisten, ist genauso ungewiss wie bei den Erwachsenen.
Dass man die Urteile der Jugend aber jetzt so bierernst nimmt, fügt sich gut in eine gewisse Tendenz zur Infantilisierung, die in der Politik um sich greift. Familienministerin Franziska Giffey (SPD) hat zwar durchaus recht, wenn sie Gesetze anschaulicher formulieren will, aber Begriffe wie Gutes-Kita-Gesetz oder Starke-Familien-Gesetz klingen zu kindisch, um wahr zu sein. Und das Klima wäre auch nicht einfach so mit einem Prima-Klima-Gesetz zu retten. Eine direkte Verbesserung könnte es allerdings bringen, wenn die Erwachsenen (Vorsicht: Ironie) künftig freitags vor dem Finanzamt ein Weniger-Steuer-Gesetz fordern. Dessen Durchsetzung könnte dafür sorgen, dass mehr Menschen sich gesunde Ernährung leisten könnten. Dann hätten am Ende vielleicht sogar Klima und Tiere etwas davon.