König Charles setzt politische Zeichen

Deutschland als erstes Reiseziel ist eine große Geste
In Berlin herrscht Ausnahmezustand: Der König von England ist zu Besuch - und das noch vor seiner Krönung. Es ist der erste Staatsbesuch des neuen britischen Monarchen. Dass ihn diese Reise ausgerechnet nach Deutschland führt, darf als große Geste gewertet werden. Als Hinweis darauf, wie wichtig den Briten die Verbindung zu Europa ist. Trotz des Brexit - oder gerade wegen des Austritts Großbritanniens aus der EU, den viele Menschen bedauern. Ursprünglich hatte auch Frankreich auf dem Reiseplan gestanden, dieser Besuch wurde allerdings wegen der Streiks abgeblasen. Doch das Signal aus London ist klar: Die strategische Partnerschaft mit Deutschland und Frankreich ist - gerade auch im Angesicht des Krieges in der Ukraine - wichtiger denn je. So ist es sicher kein Zufall, dass der britische Premier Sunak sich für diese erste Reise seines Staatsoberhaupts stark gemacht haben dürfte.
Der Monarch verhält sich traditionell politisch neutral und unternimmt Reisen im Auftrag der Regierung. Charles verkörpert diese Neutralität indes keinesfalls so klar wie die Queen. Hat er doch in seiner Rolle als Prinz von Wales jahrzehntelang so deutlich Akzente für Soziales und Naturschutz gesetzt, dafür gar Hohn und Spott geerntet als diese Themen noch nicht im Fokus der Welt standen, dass ohnehin jeder seine Position kennt. So schaffte Charles auch mit dem Empfang im Schloss Bellevue eine Bühne für den Klimaschutz. Und nach Hause sendet er eine politische Botschaft gegen die restriktive Asylpolitik, in dem er in Deutschland eine Flüchtlingsunterkunft besucht. Der Besuch zeigt: Charles III. wird seine Macht nutzen, um sich indirekt sehr viel deutlicher in die Politik einzumischen als seine Mutter.