Rätsel um Landsberg-Schüsse: Was ist dort nach dem Halle-Anschlag wirklich passiert?

In Landsberg (Saalekreis) in Sachsen-Anhalt hat es am Mittwoch eine Schießerei gegeben. Offenbar stand der Fall in Zusammenhang mit der Attacke von Halle.
Update vom 10. Oktober, 9.39 Uhr: Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Synagoge in Halle (Saale) ist am Donnerstagmorgen im 15 Kilometer entfernten Landsberg ein dunkelgraues Auto abgeschleppt worden. Nach Informationen eines dpa-Reporters ist das Kennzeichen identisch mit dem des Fahrzeugs, hinter dem sich der Täter in Halle verschanzt hatte und Schüsse abgegeben hatte. Polizisten im Stadtteil Wiedersdorf machten keine Angaben dazu.
Kurz nach dem Angriff eines mutmaßlichen Rechtsextremisten auf die Synagoge am Mittwoch mit zwei Toten war Wiedersdorf abgeriegelt worden. Auch dort waren dem Vernehmen nach Schüsse gefallen. Mehrere Häuser wurden durchsucht. Mit Maschinenpistolen in den Händen gingen Polizisten durch die Straßen des Ortsteils. Die Polizei wollte dazu zunächst nichts sagen. Am Donnerstagmorgen wurde die Sperrzone aufgehoben.
Nach unbestätigten Medienberichten war der Täter nach den Schüssen in Halle mit dem Auto nach Landsberg geflüchtet, hatte dort in einer Autowerkstatt mehrere Menschen bedroht und sich ein neues Fluchtauto besorgt. Ein Mitarbeiter in der Garage wollte sich nicht zu den Vorfällen äußern, weil er Zeuge sei.
Mit dem neuen Auto baute der flüchtige Täter den unbestätigten Berichten zufolge einen Unfall und wurde an der B91 südlich von Halle festgenommen. Nun äußerte sich auch der bayerische Innenminister Joachim Hermann zu dem Anschlag in Halle und gibt der AfD eine Mitschuld.
Anschlag in Halle - Täter flieht offenbar nach Landsberg: Die News vom 9. Oktober
20.02 Uhr: Aufgrund der aktuellen Erkenntnisse zu den Vorfällen in Halle und Landsberg, berichten wir in unserem News-Ticker zur grausamen Attacke von Halle weiter zur Lage in Landsberg und Wiedersdorf. Diesen finden Sie hier.
Nach dem Anschlag beginnt nun der politische Diskurs um die Ursachenfindung. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann gab der AfD und namentlich Björn Höcke eine Mitschuld an dem Halle-Amoklauf.
19.52 Uhr: Nach den tödlichen Schüssen in Halle haben am Mittwochabend Polizisten in Landsberg mehrere Häuser durchsucht. Mit Maschinenpistolen in den Händen gingen sie durch die Straßen des Ortsteils Wiedersdorf. Anwohner durften ihre Häuser nicht betreten.
Ihm sei gesagt worden, die Polizisten würden Grundstück für Grundstück durchsuchen, sagte ein 51-Jähriger einem dpa-Reporter vor Ort. Über eine WhatsApp-Gruppe hielten die Einwohner Kontakt, schilderte der Mann. Die Anwohner seien in Angst. Sie dürften ihre Häuser nicht verlassen.
Mehrere Mannschaftswagen der Polizei, darunter auch Fahrzeuge aus Sachsen, waren im Einsatz. Die Zufahrt zu dem Ort östlich von Halle war abgesperrt.
19.45 Uhr: Die Hinweise verdichten sich, dass es sich beim Täter von Landsberg um den Schützen von Halle handelte. Der Attentäter von Halle hatte seine grausame Tat auch gefilmt und ins Internet geladen. Medienberichten zufolge ist auf den Aufnahmen ein glatzköpfiger Mann zu sehen. Einen solchen hatte auch ein Augenzeuge aus Wiedersdorf beschrieben. Die Ermittler gehen mittlerweile von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus.
Die Polizei hat unterdessen auch für das Umland von Halle und den Saalekreis Entwarnung gegeben.
Schüsse in Wiedersdorf bei Landsberg - Polizei stoppt Taxi bei Hohenmölsen
19.25 Uhr: Bei einem Polizeieinsatz an der B91 bei Hohenmölsen ist nach Informationen der Leipziger Volkszeitung mithilfe eines Lastwagens ein Taxi gestoppt worden. Möglich scheint, dass es sich um das in Wiedersdorf entwendete Fahrzeug handelt.
18.30 Uhr: Es gibt neue - wenn auch bislang unbestätigte - Details zu den Vorgängen am Tatort Wiedersdorf. Der Besitzer der betroffenen Werkstatt erklärte stern.de, der Täter habe in der Nachbarschaft einen Mann und eine Frau durch Schüsse verletzt. Lebensbedrohlich seien die Verletzungen nicht gewesen. Der Mann sei in den Nacken, die Frau ins Gesäß getroffen worden.
Im Anschluss sei er selbst von dem Mann mit vorgehaltener Waffe bedroht worden. Der Täter habe ein in der Werkstatt untergestelltes Auto erhalten wollen, der Aufforderung sei er gefolgt, berichtete der Werkstatt-Besitzer dem Portal. Der Täter sei daraufhin mit dem Wagen geflüchtet.
Auch eine Beschreibung des Angreifers erhielt stern.de: Der Mann sei unmaskiert gewesen, habe eine Glatze und Hochdeutsch gesprochen.
17.30 Uhr: Wie die Bild online berichtet, gibt es am Ortseingang von Wiedersdorf weiterhin eine Straßensperre der Polizei. Nach Informationen des Blattes waren am Mittag Schüsse an einer Werkstatt an der Ortseinfahrt gefallen - es sei ein Taxi dorthin bestellt und das Feuer auf den Fahrer eröffnet worden. Der Taxi-Fahrer sei in ein Krankenhaus gebracht worden, habe aber selbstständig in den Krankenwagen einsteigen können. Der Täter sei mit dem Taxi geflüchtet.
16.41 Uhr: Entwarnung hingegen im Landsberger Ortsteil Gollma: Wie die Leipziger Volkszeitung berichtet, hat die Polizei dort tatsächlich einen VW-Bus kontrolliert - die zwei Insassen hatten allerdings nicht mit der Bluttat von Halle zu tun. Die Polizei hat eine Mitteilung zu den Hintergründen des Einsatzes in Wiedersdorf angekündigt. Aktuell liegt diese aber noch nicht vor.
Schüsse in Landsberg nahe Halle (Saale) - Hubschrauber landet im Ortsteil Wiedersdorf
16.37 Uhr: Weitere Informationen aus Wiedersdorf: Einem Bericht der dpa zufolge waren in dem Dorf am Mittwochnachmittag mehrere Mannschaftswagen der Polizei vor Ort, darunter auch Fahrzeuge aus Sachsen.

Auch zwei Krankenwagen waren zu sehen. Am Mittwochnachmittag gegen 16.00 Uhr landetet auf einem Feld bei Wiedersdorf nach Angaben eines dpa-Reporters zudem ein Hubschrauber der Bundespolizei. Angaben zu den Hintergründen machte die Polizei nicht. Sie verwies auf die Zuständigkeit der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die die Ermittlungen übernommen hat.
Nach Halle auch Schüsse in Landsberg - Polizei umstellt offenbar Kleinbus
16.15 Uhr: Im Gemeindegebiet Landsbergs ist offenbar erneut die Polizei tätig geworden: Laut Informationen der Leipziger Volkszeitung (LVZ) hat die Polizei im Ortsteil Gollma einen Kleinbus umstellt. Dem Bericht zufolge vermuten die Ermittler, dass es sich um ein Fluchtfahrzeug der Täter von Halle handelt.
Unklar sei, ob sich ein Täter in dem Auto aufhält und ob es möglicherweise gar eine Geisel gibt. Die Polizei warte auf weitere Einsatzkräfte, schreibt die LVZ ohne Nennung einer konkreten Quelle. Gollma liegt rund acht Kilometer nordöstlich von Wiedersdorf. Das Dorf ist am Nachmittag von der Polizei abgeriegelt worden. Auch ein gepanzertes Fahrzeug war dort im Einsatz, wie Fotos zeigen.

Die Bundespolizei verstärkt unterdessen nach den tödlichen Schüssen in Halle/Saale ihre Kontrollen an Bahnhöfen und Flughäfen in Mitteldeutschland. Das gelte auch für die Verkehrswege nach Polen und Tschechien, teilte die Bundespolizei Mitteldeutschland am Mittwochnachmittag via Twitter mit. Sie unterstütze außerdem die Polizei in Halle/Saale vor Ort.
15.41 Uhr: Laut MDR haben sich im Landsberger Ortsteil Wiedersdorf die Täter von Halle verschanzt. Der Sender beruft sich auf „unbestätigte Berichte“. Die Information ist also noch mit Vorsicht zu genießen.
Update 15.30 Uhr: Noch immer ist unklar, was in Wiedersdorf bei Landsberg im Saalekreis vorgefallen ist. Eine Polizeisprecherin bestätigte jedoch, dass auch in Landsberg im Saalekreis Schüsse gefallen sind. Wiedersdorf ist ein Ortsteil der 15.000-Einwohner-Stadt. Menschen sollen auch hier Gebäude und Wohnungen nicht verlassen, hieß es.
Nach Informationen der Mitteldeutschen Zeitung wird Wiedersdorf derzeit von Einsatzkräften mit Maschinengewehren abgeriegelt. Das Blatt geht von einem Zusammenhang mit der Schießerei in Halle (Saale) aus. Das kleine Dorf liegt Luftlinie keine 15 Kilometer von Halle entfernt.
Erstmeldung: Nach Halle auch Schüsse in Landsberg - Warnung auch für diese Stadt
Landsberg - In der Gemeinde Landsberg (Saalekreis) in Sachsen-Anhalt hat sich ein Schusswechsel ereignet. Das bestätigte die Polizei am Mittwoch. Die Behörden warnen vor Schusswaffengebrauch. Menschen sollen Gebäude und Wohnungen nicht verlassen, hieß es in der offiziellen Information. Die Hintergründe sind bisher unklar, auch zu Details zur Tat wollte sich die Polizei noch nicht äußern.

Schüsse in Landsberg: Täter sollen Taxifahrer attackiert haben
Der zweite Tatort befindet sich jedoch nur rund 15 Kilometer vom ersten Tatort in Halle entfernt. Informationen der Bild zufolge wurde in Wiedersdorf in Landsberg ein Taxifahrer verletzt. Er soll sich gewehrt haben, als die Täter sein Auto haben wollten. Rettungskräfte sollen ihn daraufhin zu einem Rettungshubschrauber gebracht haben. Auch seine Frau soll bei dem Angriff verletzt und mit einem Krankenwagen in eine Klinik gebracht worden sein. Die Angaben sind jedoch nicht von der Polizei bestätigt.
Ob der Schusswechsel vor der Synagoge in Halle mit dem Schusswechsel in Landsberg zusammenhängt, ist von der Polizei jedoch noch nicht bestätigt. Beide Schießereien fanden an dem höchsten jüdischen Feiertag „Jom Kippur“ statt. Der „Tag der Sühne“ ist so etwas wie der Versöhnungstag oder das Versöhnungsfest. Ein Video des MDR zeigte Teile der Tat von Halle.
Auch in München hat die Polizei ihre Streifen in Alarmbereitschaft versetzt, wie tz.de* berichtet - trotz des großen geografischen Abstandes. „Wir haben unsere Streifen sensibilisiert und darauf hingewiesen, dass der Vorfall in Halle in Zusammenhang mit einer jüdischen Einrichtung steht“, sagte ein Polizeisprecher.
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer erntete für eine über die Anschläge in Halle viel Kritik.
dpa/nz
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