AfD bei Wählern mit Migrationshintergrund überraschend stark - CDU und SPD punkten nur bei Rentnern

Analysen zur Wählerwanderung bei der Hessen-Wahl zeigen: SPD und CDU mussten massiv Stimmen an Grüne und AfD abgeben und schwächelten bei jungen Wählern.
Wiesbaden - Zwar geht die hessische CDU als stärkste Kraft aus der Landtagswahl 2018 hervor, verliert aber im Vergleich zur Wahl 2013 deutlich. Eine Analyse in der ARD zeigt: Nur bei Rentnerinnen und Rentnern haben die Christdemokraten noch einen starken Rückhalt.
Hessen-Wahl: CDU bei Landtagswahl unter Senioren noch Volkspartei
ARD-Moderator Jörg Schöneborn zeigte die Stimmanteile der CDU nach Altersgruppen. Bei den Wählern über 70 Jahren erhielt sie 43 Prozent. Zwar verlor die Partei auch hier acht Prozentpunkte im Vergleich zu 2013, dramatisch sind aber die Einbußen bei den Wählern bis 44 Jahre. Hier verloren die Christdemokraten zweistellig.

Bei den Erst- und Jungwählern bis 24 Jahre kam sie nur auf 17 Prozentpunkte. Auch bei der Bevölkerung im mittleren Alter bis 44 Jahre, die im Berufsleben stehen und Familien gründen, schaffte sie nur 21 bis 24 Prozent. Keine ausreichenden Werte für eine Volkspartei.
Grüne bei hessischer Landtagswahl bei jungen Wählern besonders stark
Eine Analyse der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF zeigte, dass jeder vierte Wähler unter 30 Jahren die Grünen wählte. Damit ist die Partei in dieser Altersgruppe die stärkste Kraft. Die SPD kam bei den jungen Wähler auf nur noch 15 Prozent, holte ihr bestes Ergebnis mit 27 Prozent in der Wählergruppe über 60 Jahre.
Wer wählte die AfD bei der Landtagswahl in Hessen?
Die AfD war laut der Forschungsgruppe Wahlen besonders in der mittleren Altersgruppe zwischen 30 bis 59 Jahren stark. Bei diesen Wählern holte die Partei 15 Prozent. Die AfD zog besonders von CDU und SPD Wähler ab, insbesondere von der Union.
Wählerwanderungen bei Landtagswahl in Hessen: CDU verliert an Grüne und die AfD
Die ersten Schätzungen zur Wählerwanderung präsentierte Jörg Schöneborn in der ARD. Demnach verlor die CDU rund 94.000 Stimmen an den grünen Koalitionspartner. In ähnlicher Größenordnung gab die Union an die AfD ab.
Ebenfalls an die Nichtwähler (56.000) und FDP (33.000) verlor die CDU Stimmen. Lediglich von der SPD bekam die hessische CDU Stimmen. Unter dem Strich lag der Zugewinn von damaligen SPD-Wähler bei rund 27.000.
Hessen-Wahl: Wählerwanderung lässt SPD ausbluten
Noch schlimmer sind die Zahlen zur Wählerwanderung bei der SPD. An die Grünen verloren die Sozialdemokraten im Vergleich zu 2013 rund 101.000 Stimmen, an die AfD 33.000 und an die Linke 25.000 Wähler. Zudem votierten etwa 20.000 ehemalige SPD-Wähler diesmal für die FDP.
Menschen mit Migrationshintergrund wählten häufiger die AfD in Hessen
Völlig überraschend ist diese Statistik: Das Wahlverhalten der Menschen mit Migrationshintergrund zeigt, dass diese Gruppe die AfD sogar häufiger gewählt haben als jene Wähler ohne Migrationshintergrund. Das ergab eine Wähleranalyse von Infratest dimap für die ARD. Wäre nur diese Wählergruppe an die Urnen gegangen, hätte die AfD 14 Prozent erreicht. Rund einen Prozentpunkt mehr.
Profitieren von den Stimmen der Wähler mit Migrationshintergrund konnten auch die Linken und die FDP. Die Liberalen erreichten in dieser Wählergruppe 10 Prozent, die Linke 8. Schwächer schnitten in dieser Wählergruppe die Grünen und die SPD ab (beide 17 Prozent).
Hessische Wähler wollten Denkzettel für CDU und SPD
Die herben Verluste für die CDU scheinen aber besonders bundespolitische Ursachen zu haben. 73 Prozent der ehemaligen CDU-Wähler von 2013 sagten, dass diese Landtagswahl eine „Denkzettel-Wahl“ war. Bei der SPD waren es 53 Prozent der bisherigen Wähler. Die beiden hessischen Landesverbände wurden demnach scheinbar für das GroKo-Chaos in Berlin abgestraft.
Kommentar zur Hessen-Wahl auf Merkur.de*: Harte Abrechnung mit Merkels Berlin
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Im Überblick: Hochrechnungen zur Hessen-Wahl 2018
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