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Lebensmittelpreise: Kartellwächter müssen Gier der Konzerne stoppen

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Die Lebensmittelpreise steigen weiter. FOTO: DPA
Die Lebensmittelpreise steigen weiter. © dpa

Einzelhandelsketten sind nicht machtlos

So mancher Kunde hat sich beim Einkaufen schon darüber gewundert, dass seit einiger Zeit bestimmte Markenprodukte im Supermarktregal fehlen. Das könnte an überzogenen Preisen liegen, die einige Hersteller von den Einzelhändlern fordern. Es ist gängige marktwirtschaftliche Praxis, dass Hersteller mit großen Supermarktketten über die Einkaufskonditionen verhandeln. Doch inzwischen scheint ein Ungleichgewicht entstanden zu sein: Einzelne Hersteller drehen so stark an der Preisschraube, dass die Supermärkte zu der Einschätzung kommen, diese Forderungen nicht an ihre inflationsgebeutelten Kunden weitergeben zu können. Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Die Einzelhändler nehmen einen Teil der höheren Einkaufspreise auf ihre Kappe und verringern somit ihre Gewinnmargen oder sie verbannen die betroffenen Produkte aus dem Sortiment. Beides kommt inzwischen vor, wie jüngste Untersuchungen zeigen.

Die Ursache dafür ist aber nicht nur die gestiegene Teuerung bei Energie und Rohstoffen durch den Krieg in der Ukraine. Einige Unternehmen scheinen den Trend auszunutzen, um ihre Profite überproportional zu steigern. Um diese Entwicklung einzudämmen, ist es gerechtfertigt, die Kartellwächter auf den Plan zu rufen. Denn die auf politischem Weg verabschiedeten Entlastungspakete sollen nur die unvermeidlichen Preiserhöhungen abfedern und nicht die Taschen gieriger Lebensmittelkonzerne füllen. Das beste Mittel gegen solche Praktiken ist allerdings die Marktmacht der Verbraucher, überteuerte Markenprodukte nicht zu kaufen.

Auch die großen Einzelhandelsketten sind indessen keineswegs machtlos: So sind einige schon dazu übergegangen, eigene Fertigungskapazitäten aufzubauen. Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka betreibt etwa eigene Fleischwerke, regionale Backbetriebe, Mineralbrunnen und sogar Weinkellereien. Auch hier kann es aber durch die zunehmende Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel zu unangemessenen Preissteigerungen kommen, die ebenfalls zu einem weiteren Anstieg der Inflation führen.

Den Verbrauchern helfen wechselseitige Schuldzuweisungen aber am Ende nicht weiter. Gerade Geringverdiener können es sich zunehmend schwerer leisten, ihren Einkaufskorb zu füllen. Sie müssen nach Ansicht von Experten im kommenden Jahr gar mit noch teureren Lebensmitteln rechnen. Erste Preissenkungen - etwa bei Butter und Kaffee - lassen aber auch ein Fünkchen Hoffnung aufkommen, dass sich die Preisentwicklungen mittelfristig wieder normalisieren könnte.

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