Corona-Lage in Deutschland: Spahn verrät, wer den Astrazeneca-Impfstoff zuerst bekommen soll

RKI-Chef Lothar Wieler und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn haben auf einer Pressekonferenz verraten, wer den Astrazeneca-Impfstoff zuerst bekommen soll.
- Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus* in Deutschland sinkt derzeit kontinuierlich, verbleibt aber immer noch auf einem hohen Niveau.
- Impfstoffhersteller können derzeit nicht die benötigten Kapazitäten für eine planmäßige Durchführung der Impfkampagne bereitstellen.
- Über die aktuelle Corona-Lage informierten Gesundheitsminister Jens Spahn* und RKI-Chef Lothar Wieler in einer virtuellen Veranstaltung.
Update vom Samstag, 30.01.2021, 17.30 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Samstag (30.01.2021) in einer virtuellen, öffentlichen Veranstaltung für Pflegekräfte und pflegende Angehörige, dass die Zulassung des Impfstoffs von Astrazeneca nicht zu einer grundlegenden Änderung der Impf-Reihenfolge führe. „Wir werden grundsätzlich festhalten an der Priorisierung“, so Spahn. Die Impfverordnung werde aber an die Altersempfehlung für den neuen dritten Impfstoff von Astrazeneca angepasst werden.
Auf der virtuellen Veranstaltung wurden mehr als 3.000 Fragen zu den Corona-Schutzimpfungen gestellt. Spahn sagte, auch in den beiden höchsten Impfgruppen der Priorität 1 und 2 gebe es zahlreiche 18- bis 64-jährige Menschen, die mit dem Astrazeneca-Impfstoff immunisiert werden könnten. Dabei handele es sich um professionelle Pflegekräfte in der ersten Gruppe sowie etwa pflegende Angehörige, die in der zweiten Gruppe sind.

Die Europäische Arzneimittelagentur hatte den Astrazeneca-Impfstoff am Freitag ohne eine Altersbeschränkung zugelassen. Die Ständige Impfkommission beim Robert Koch-Institut empfiehlt aber, das Vakzin in Deutschland nur an 18- bis 64-Jährige zu verimpfen, weil für die Wirkung bei älteren Menschen noch nicht genügend Daten vorliegen. In der Folge wurden Forderungen erhoben, die Impf-Reihenfolge zu ändern und etwa Erzieher:innen oder Lehrkräfte vorzuziehen, wie es beispielsweise der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, verlangt hatte.
Corona-Lage in Deutschland - RKI-Chef Wieler will „diesem verdammten Virus keine Chance geben“
+++ 11.25 Uhr: Die Pressekonferenz ist beendet.
+++ 11.24 Uhr: „Lassen Sie uns doch einfach auf das Wesentliche schauen, dass wir diesem verdammten Virus keine Chance geben, sich auszubreiten“, sagt Lothar Wieler in Bezug auf die Corona-Varianten und führt als Beispiel eine Silvester-Party aus Flensburg auf, wo es über 100 Infektionsfälle mit einer Corona-Mutante gab.
+++ 11.13 Uhr: Jens Spahns größtes Bestrebe sei es „genügend Impfstoff zur Verfügung“ zu stellen. Man stehe auch mit dem Impfstoff-Hersteller Novovax in Verbindung.
+++ 11.07 Uhr: „Müsse sich noch etwas an der Bestellpolitik von Impfstoffen der EU ändern?“ Die Frage bezieht sich auf ein Zitat von Horst Seehofer (CSU), der der Ansicht war, man hätte den Impfstoff früher bestellen sollen. Jens Spahn: „Natürlich hätte man immer früher bestellen können. Allerdings sind da auch Prozesse der Europäischen Kommission involviert. Der tägliche Befund in der öffentlichen Debatte, man hätte früher bestellen sollen, ist ja nicht neu. Der hilft mir nur nicht. Ich kann an jedem Punkt der letzten zwölf Monate einen Punkt finden, an dem man sagen könnte, da hätte man was ändern können. Das hilft mir nur jetzt nicht.“
Live-Ticker: Lothar Wieler: „Repräsentativität ist deutlich wichtiger als Masse“
+++ 11.04 Uhr: „Die Mehrheit der Todesfälle“ trete außerhalb der Intensivstationen auf, wie RKI-Chef Lothar Wieler betont. Man habe aktuell viel mehr Corona-Ausbrüche als im Frühjahr 2020 in Alten- und Pflegeheimen.
+++ 10.54 Uhr: RKI-Chef Lothar Wieler sagt, dass es wichtiger sei, gezielte als viele Proben des Coronavirus zu sequenzieren. „Je Mehr wir impfen, desto mehr Varianten werden auftreten. Repräsentativität ist deutlich wichtiger als Masse.“
Jens Spahn äußert sich zu möglicher Altersbeschränkung bei Astrazeneca-Impfstoff
+++ 10.46 Uhr: Zu einer möglichen Altersbeschränkung für den Astrazeneca-Impfstoff erklärt Spahn, dass es auch in den Prio-Gruppen eins und zwei Menschen unter 65 Jahre gebe. Daher werde man auch bei einer beschränkten Zulassung den Impfstoff sinnvoll nutzen können.
+++ 10.40 Uhr: Zahlreiche Fragen drehen sich um den Impfstoff von Astrazeneca. „Der Astrazeneca-Impfstoff wird wahrscheinlich ohne Altersbegrenzung zugelassen?“ Jens Spahn: „Ich kann nur dafür werben, dass wir die Reihenfolge auch einhalten. Erst wird zugelassen durch die europäische Arzneimittelagentur. In dieser Entscheidung werden wir sehen, ob es Hinweise gibt bezogen auf das Alter. Das ist nicht unwahrscheinlich, dass es diese Hinweise geben wird.“ Wie stark die Hinweise sein werden, wisse man auch erst dann. Auf dieser Basis werde man die Impfverordnung entsprechend anpassen.
Corona in Deutschland: Biontech-Impfstoff auch gegen Mutanten wirksam
+++ 10.35 Uhr: Die Fragerunde beginnt. „Aus den USA* ist bekannt geworden, dass Biontech/Pfizer 200 Millionen Dosen früher liefern, man hätte mehr Kapazitäten. Warum geht das in Europa nicht?“ Jens Spahn: „Jetzt bin ich überrascht. Das ist genau das, was vor zwei, drei Wochen passiert ist. Ich soll nicht immer über Medienberichterstattung reden, aber wenn in den USA 200 Millionen Dosen die sechste Dose mitgezählt wird, hat man mehr. Die vielen Dosen kommen aus der Umrechnung von ehemals fünf auf sechs Dosen, die Biontech liefern kann.“
+++ 10.30 Uhr: Die Corona-Mutanten aus Großbritannien, Brasilien und Südafrika beobachte man mit „Sorge“, so Addo. Daraus würden sich auch Fragen für die Impfstoffe ergeben. „Die Entwickler Moderna und Biontech haben tatsächlich Viren gebaut, die diese Mutanten in sich vereinen und konnten zeigen, dass die Impfung selbst ein mutiertes Virus weiterhin neutralisieren kann.“
+++ 10.27 Uhr: Marylyn Addo, Leiterin der Sektion Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, ergreift das Wort. „Das Thema Impfen hat die Emotionen sehr hochschlagen lassen. Wir sollten den Blick auf das, was erreicht wurde, nicht verlieren. Seit November ist die Sequenz des Virus entschlüsselt. Nur kurze Zeit später ist eine Person geimpft worden. Das ist ein wissenschaftlicher Erfolg. Eine Leistung, die in der kritischen Betrachtung vieler Aspekte der Krise, oft vergessen wird.“
Klaus Cichutek: Keine Anhaltspunkte für Todesfälle durch Impfung
+++ 10.21 Uhr: Es bestätige sich, dass die normalen Impfreaktionen nach der Impfung Schmerzen, Druck an der Impfstelle sind, sowie etwaige Kopfschmerzen oder leichtes Fieber. Die Reaktionen seien „mild und moderat“, wie Cichutek sagt. Es gebe keine Anhaltspunkte, dass die Impfung für Todesfälle sorgte, wie teilweise berichtet wurde. Es gebe um die Impfstoffe eine „ganze Reihe von Fake News“. Auf den Websites des RKIs oder PEIs gebe es verlässliche Informationen. Zu Behauptungen, dass Impfstoffe Körperzellen genetisch modifizieren, sagt er: „Das ist alles Quatsch.“

+++ 10.18 Uhr: Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, spricht jetzt. Er möchte ein Statement zum Astrazeneca-Streit geben. „Während wir hier sitzen, tagt der Ausschuss für Humanarznei. Die Vordiskussionen sind diese Woche heiß gelaufen, allerdings wurden die wesentlichen Grundlagen geschaffen, den Astrazeneca-Impfstoff zuzulassen.“ Der Nutzen des Impfstoffes überwiege die Risiken bei Weitem.
Lothar Wieler: Das Virus „ergreift jede Gelegenheit, die wir ihm bieten“
+++ 10.16 Uhr: Lothar Wieler konstatiert: „Mit jeder Reise, mit jedem Kontakt, mit jeder falsch getragen Maske, bieten wir dem Virus die Gelegenheit, sich zu verbreiten. Es ergreift jede Gelegenheit, die wir ihm bieten. Wenn wir uns an die Regeln halten, vermindern wir die Gefahr, dass Sars-CoV-2 zuschlägt.“ Er bittet eindringlich die Chance zu nutzen, sich impfen zu lassen.
+++ 10.13 Uhr: RKI-Chef Lothar Wieler ergreift das Wort. Der Fokus liege derzeit auf den Varianten des Coronavirus. Man wisse bisher noch nicht, inwieweit bereits geimpfte Menschen gegen die Corona-Mutanten immun sind. „Das wird bereits erforscht“, so Wieler. Man müsse neue Mutationen so „rasch wie möglich“ erkennen.
Jens Spahn – „Wir leben in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“
+++ 10.11 Uhr: „Wir leben in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Viele Menschen leiden unter der aktuellen Situation und sind frustriert, weil der Impfstoff knapp ist. Ich kann die Ungeduld verstehen. Es liegen jedoch noch einige harte Wochen der Impfknappheit vor uns. Der Weg hinaus aus der Jahrhundertpandemie ist aber begonnen“, so Gesundheitsminister Jens Spahn.
+++ 10.07 Uhr: „Die größte Impfaktion der Geschichte ist eine große Aufgabe“, so Spahn. Es sei ebenfalls gut, dass zahlreiche Unternehmen Kooperationen mit Biontech zur Impfstoffherstellung eingegangen sind.
+++ 10.04 Uhr: 2,2 Prozent der Bevölkerung Deutschlands haben eine Erstimpfung bekommen. Vor allem in den Alten- und Pflegeheimen sei man auf einem guten Weg. Spahn begrüßt ebenfalls die Entscheidung des Impfstoff-Herstellers Astrazeneca, die Impfdosen für Europa liefern zu wollen.
Jens Spahn spricht von einem „positiven Trend“
+++ 10.02 Uhr: „Wir verzeichnen einen positiven Trend. Die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren, sinkt.“ Man erreiche in vielen Bereichen Werte, wie man sie zuletzt im Oktober gesehen habe. „Das ist erstmal ermutigend“. Die „harten“ Einschränkungen im öffentlichen Leben würden einen bedeutenden Unterschied machen.
+++ 10.00 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eröffnet die Pressekonferenz. Außerdem anwesend sind RKI-Chef Lothar Wieler und der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, sowie via Skype zugeschaltet Marylyn Addo, Leiterin der Sektion Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Update vom Freitag, 29.01.2021, 09.48 Uhr: In wenigen Minuten wird die Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und RKI-Chef Lothar Wieler über die aktuelle Corona-Lage in Deutschland beginnen.
Jens Spahn und Lothar Wieler über die Corona-Lage in Deutschland.
Erstmeldung vom Donnerstag, 28.01.2021, 18.10 Uhr: Berlin – In ihrer wöchentlichen Pressekonferenz in Berlin werden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und der Leiter des Robert Koch-Instituts (RKI), Robert Wieler, am Freitag, 29.01.2021, ab 10 Uhr über die aktuelle Corona-Lage in Deutschland berichten. Auch wenn die Zahlen sinken, scheint ein Ende des Lockdowns derzeit nicht in Sicht.
Auf der Pressekonferenz vor einer Woche sprach Lothar Wieler von einem „leicht positiven Trend“ bei der Entwicklung der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Dieser Trend hatte sich in den Tagen nach der Pressekonferenz fortgesetzt. Erstmals seit vielen Wochen wurde am Mittwoch eine deutschlandweite 7-Tage-Inzidenz von unter 100 bekannt gegeben.
Pressekonferenz zur Corona-Entwicklung: Sorge vor britischer Mutation des Coronavirus
Sorge bereiten nach wie vor Mutationen des Coronavirus. Sollte sich die mutierte Form des Virus aus Großbritannien* weiter in Deutschland ausbreiten, warnen Experten vor einer extremen Belastung des Gesundheitssystems. Diese Virus-Variante gilt im Vergleich zur Variante, die bisher in Deutschland hauptsächlich verbreitet ist, als deutlich ansteckender.
Pressekonferenz zur Corona-Entwicklung: Impfstoff weiterhin knapp
Ebenfalls erwartet werden weitere Informationen zur Impfkampagne. Diese hat nach wie vor mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen, obwohl die erste Zulassung eines Impfstoffs* gegen das Coronavirus in der EU schon über einen Monat zurückliegt. Grund für die Verzögerung ist die schlechte Verfügbarkeit der Impfstoffe*. Wiederholt wurde Kritik an den Impfstoffherstellern sowie an der Bestellpolitik Deutschlands und der EU laut.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach bereits am Donnerstag auf Twitter von weiteren „zehn harten Wochen“, auf die sich die Menschen einstellen müssten. Er schlug vor, dass Bund und Länder zum Thema Impfen in einer gesonderten Konferenz zusammenkommen sollten. Zu dieser sollen auch die Impfstoffhersteller eingeladen werden. Auch mehrere SPD-Ministerpräsident:innen hatten bereits am Mittwoch die Einberufung eines „Impfgipfels“ gefordert. Die Stiftung Patientenschutz mahnt derweil, dass auch ein Impfgipfel nicht für eine kurzfristige Erhöhung der Produktionskapazitäten sorgen könne. (Daniel Seeger) *fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.