Jüngste Abgeordnete in Sachsen wirft der AfD „menschenfeindliche Narrative“ vor

Die 26-jährige Lucie Hammecke zog 2019 noch vor ihrem 23. Geburtstag in den sächsischen Landtag ein. Sie blickt mit Sorge auf die kommenden Wahlen in Ostdeutschland.
Was ist Ihr wichtigstes politisches Ziel?
Geschlechtergerechtigkeit. Ich bin angetreten, um die Gleichstellung in Sachsen voranzubringen. Ich will bessere Chancen und Mitbestimmung für Frauen, ein flächendeckendes System für Gewaltschutz, mehr Akzeptanz und Anlaufstellen für queere Menschen.
Was hat Sie in der Politik bisher am meisten positiv überrascht?
Die Menschen, die ich treffe und mit denen ich zusammenarbeiten darf, sind das Positivste. Ich bin immer wieder sehr beeindruckt und nachhaltig motiviert von den vielen, vielen engagierten Sächsinnen und Sachsen, die sich für unser demokratisches Miteinander und eine vielfältige Gesellschaft einsetzen. Aber auch die Menschen, mit denen ich ganz konkret gemeinsam Politik im Landtag machen darf, motivieren mich.
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Dieses Interview liegt IPPEN.MEDIA im Zuge einer Kooperation mit dem Berlin.Table Professional Briefing vor – zuerst veröffentlicht hatte es Berlin.Table am 11. September 2023.
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Was stört Sie an der Landespolitik am meisten?
Mich stört es, wenn Redebeiträge im Plenum nicht aufeinander Bezug nehmen, sondern anhand von vorgefertigten Redemanuskripten die immer wieder selben ideologischen Argumente ausgetauscht werden. Ohne Zuhören und Austausch ist es aber keine Debatte, sondern nur Show. Die AfD in Sachsen ist Meister darin, mit genau solchen Taktiken Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Damit befeuert sie ihre menschenfeindlichen Narrative.
Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht an Politik denken?
Ich höre Taylor Swift, lese auf meinem E-Reader oder bin mit meiner Hündin Frieda unterwegs.
Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Bundesland?
Mich besorgt, dass Demokratiefeinde immer mehr Raum gewinnen. Es darf nicht sein, dass Kommunalpolitiker*innen angegriffen, Sitzungen ehrenamtlicher Gremien massiv gestört werden und es trotzdem keinen Konsens bei der Brandmauer zur AfD gibt. Wir brauchen all jene, die sich vielfältig für unser demokratisches Miteinander engagieren – und sie brauchen unsere Unterstützung.
Was ist das wichtigste Thema in Ihrem Wahlkreis?
Wohnen und Stadtgestaltung sind die Themen, die mir in meinem Wahlkreis in unterschiedlichen Kontexten immer wieder begegnen. Die Menschen beschäftigt, wie Mieten bezahlbar bleiben und wie Hitzesommer in der Stadt überstanden werden können. Aber auch das Thema umweltfreundliche Mobilität, sei es mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV, ist ein Dauerbrenner.
Welches Thema hat der Bundestag zu wenig auf dem Radar?
Ich habe den Eindruck, dass noch nicht in allen Teilen des Bundestages die Relevanz der Wahlen in Ostdeutschland nächstes Jahr angekommen ist.
Was kann die Bundes- von der Landespolitik lernen?
Ich bin der Überzeugung, dass wir gegenseitig permanent voneinander lernen können. Das gilt genauso für uns als Landespolitik, die kommunale Ebene, aber auch Europa. Wir unterscheiden uns eben in der Perspektive, mit der wir auf Probleme schauen. Diese unterschiedlichen Blickwinkel zusammenzubringen, ist immer sinnvoll.
(Von Okan Bellikli)