Markus Lanz: Gast wütet über Ost-Bürger - dahinter steckt ein tragisches Schicksal

Markus Lanz: Einst war sie Opfer des DDR-Regimes. Heute möchte sie die Ostdeutschen wachrütteln: Ines Geipel sprach sich so einiges von der Seele.
Hamburg - Die Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen haben am Sonntag ein deutliches Ergebnis hervorgebracht: In beiden Bundesländern war die AfD die Partei mit den zweitmeisten Stimmen. Nicht nur die Volksparteien sehen darin den Auftrag, die an die AfD abgewanderten Wähler von sich zu überzeugen. Auch die Hochschulprofessorin und Schriftstellerin Ines Geipel interpretiert den Wahlausgang als Alarmsignal. Das machte sie am Dienstagabend in der Talkshow von Markus Lanz deutlich.
Geipel kritisiert bei Markus Lanz (ZDF) geringe Wahlbeteiligung der Erstwähler
In beiden Bundesländern war die Wahlbeteiligung angestiegen. In Sachsen sogar auf mehr als 66 Prozent. Die im Vergleich dazu geringe Wahlbeteiligung der Erstwähler sorgt bei ihr allerdings für Unverständnis. Sie liegt laut Geipel bei 40 Prozent: „Haben wir da ein neues Schweigen“, fragte sie aus diesem Grund und unterstrich, dass Kinder bereits den Sprachgebrauch der AfD übernehmen würden. „Es ist alles sagbar. Die Kids stehen mit zehn Jahren in den Turnhallen und schreien ‚Lügenpresse, Lügenpresse‘.“ Bei Markus Lanz spricht Natascha Kampusch über Anfeindungen und Drohungen im Netz und stellt ihr neues Buch vor.
Geipel malte ein düsteres Bild für die Zukunft ostdeutschen Bundesländer: „Es geht um die Geschichte eines toxisch-braunen Ostens“, sagte sie. Das ließe sich nicht wegmoderieren, was bedeute, dass ein aktives Handeln der Politik erforderlich sei. Sie finde, man müsse realisieren, dass die Wahl keine Protestwahl gewesen sei. Mit dem Wahlergebnis sei zum Ausdruck gebracht worden, dass es sich um eine echte politische Haltung handele. „Das ist das Beunruhigende“, sagte Geipel.
Ines Geipel bei Markus Lanz (ZDF): „Die Pamper-Rhetorik für den Osten wurde lange genug gefahren“
Sie tut sich zudem schwer, die Motivation der Sachsen und Brandenburger zu verstehen, die AfD zu wählen. „2,5 Billionen Euro sind in den Osten gegangen. Wir haben sanierte Städte, die Leute verdienen mittlerweile ordentlich, die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie noch nie“, führte sie aus. „Der Westen ist abgehängt. Ich frage mich wirklich, wo ist die Wut des Westens.“
Man müsse auch an die Ostdeutschen herantragen, dass sie eine politische Verantwortung hätten. Die Mitgestaltung sei nicht nur eine Aufgabe des Westens. „Die Pamper-Rhetorik für den Osten wurde lange genug gefahren. Ich finde, jetzt ist Schluss.“
Ines Geipel vermisst den Drang nach Freiheit, den die DDR-Bürger in der Zeit der Wiedervereinigung gehabt haben. „Man muss mittlerweile fragen, wollte ihr das überhaupt noch?!“
Markus Lanz (ZDF): Geipels Sport-Traum durch Stasi zerstört
Geipel geht mit den Bürgern in Ostdeutschland hart ins Gericht und erklärte, dass sie die Abschottung der Gesellschaft nicht nachvollziehen könne. Mit der Wiedervereinigung hätten die Ostdeutschen sehr viele Möglichkeiten bekommen, um sich selbst zu verwirklichen. Personen aus ihrer Generation hätten noch einmal zu studieren begonnen. „Das ist gerade die Generation, die jetzt die Kernwähler der AfD sind“, erklärte sie und richtete sich erneut mit einer Frage an die Menschen: „Warum können wir nicht das Verbindende finden?“
Die Schriftstellerin sprach davon, dass Familien nun vom Land in die Städte abwandern würden, weil sie sich dort besser entwickeln könnten. „Wenn Eltern sagen, ich will nicht, dass meine Kinder mit diesem Nazigeist groß werden, ist das ein Alarmsignal an alle demokratischen Parteien.“

Zum Hintergrund: Geipel, früher Top-Sportlerin in der DDR, war einst zum Opfer des damaligen Systems geworden, wie Moderator Markus Lanz ihre Aussagen einordnete. Sie hatte sich in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1984 in einen Mexikaner verliebt. Als sie von Teamkameraden verraten worden wurde, hatte die Stasi angeordnet, dass bei einer Blinddarmoperation die Bauchdecke Geipels zerstört werden sollte. Die Folgen kosteten ihr fast das Leben. Ihre Sportkarriere musste sie daraufhin aufgeben.
Markus Lanz (ZDF): Gottschalk spricht über Trennung
Neben der heutigen Professorin für Deutsche Verssprache an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ waren auch die Spiegel-Journalistin Christiane Hoffmann, der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ralph Brinkhaus sowie der Showmasters Thomas Gottschalk zu Gast in der Talkshow von Markus Lanz. Gottschalk äußerte sich unter anderem über die Trennung von seiner langjährigen Ehefrau Thea.
Einen Tag nach dieser Ausgabe war AfD-Chef Alexander Gauland zu Gast bei Markus Lanz. Dabei ging es unter anderem um die Wahlergebnisse und die Rhetorik der Partei. Ebenfalls zu Gast war in einer Lanz-Show der Profi-Segler Boris Herrmann, der mit Greta Thunberg in die USA segelte.
Außerdem soll es bald eine neue TV-Show geben, mit der Johannes B. Kerner sein Comeback feiern will.
Video: Starke AfD: Was Kritiker in Sachsen sagen
Eine andere Markus-Lanz-Folge im ZDF bringt BVB-Chef Watzke in die Bredouille. Was vorgefallen ist, berichtet tz.de*.
dg
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