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“Politisch tot“: Lanz nimmt Spahn in die Mangel - dann wird er selbst mit Vorwürfen konfrontiert

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V.l.: Markus Lanz, Jens Spahn, Olli Dittrich, Juli Zeh und Michael Spreng
V.l.: Markus Lanz, Jens Spahn, Olli Dittrich, Juli Zeh und Michael Spreng © Screenshot ZDF

Markus Lanz hinterfragt das Verhältnis der Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz offensiv und wird dafür kritisiert. Jens Spahn bemüht sich um Diplomatie.

Hamburg - Markus Lanz gibt den Ton der Talk-Show schon bei der Vorstellung des CDU-Politikers Jens Spahn vor. Dieser habe einmal gesagt, er würde sich, um sich zu entspannen, manchmal flach auf den Boden legen und nichts denken. „Wie oft hat er in den letzten Wochen im Gesundheitsministerium irgendwo auf dem Boden gelegen und nichts gedacht?“, fragt Lanz. Und: „Was ist das für ein Gefühl, erst politisch tot und dann wieder quietschlebendig zu sein? Der Letzte, der so spektakulär wieder zum Leben erweckt wurde, war Lazarus.“ Außer Jens Spahn waren noch der Journalist Michael Spreng, die Juristin und Schriftstellerin Juli Zeh und der Schauspieler Olli Dittrich zu Gast bei Markus Lanz.

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Markus Lanz: „Wie viel davon war gespielt und wie viel war echt?“

Markus Lanz spricht den Politiker auf das Verhältnis zu seinen Konkurrenten um den CDU-Parteivorsitz an. Jens Spahn sei mit Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz „wie eine Rock-Band durch Deutschland getourt“. Das habe ja immer ganz harmonisch ausgesehen. Der Moderator fragt kritisch nach: „Wie viel davon war gespielt und wie viel war echt?“

Obwohl es natürlich ein Wettbewerb war, habe er persönlich ein gutes Verhältnis zu seinen Mitbewerbern, antwortet Spahn. Immer wieder fragt Lanz nach, ob er denn den zweiten Verlierer der Kandidatur, Friedrich Merz, am Kabinettstisch sehen wolle - oder lieber nur in einer Beraterfunktion. Spahn umschifft die Frage, sagt, er habe das nicht zu entscheiden. Lanz lässt nicht locker - und wird von dem CDU-Politiker abgekanzelt: „Da können Sie jetzt noch zehnmal nachfragen, ich werde da nicht mehr dazu sagen.“

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„Wie sehr hat Sie das geärgert, als Friedrich Merz plötzlich um die Ecke kam?“

„Wie sehr hat Sie das geärgert, als Friedrich Merz plötzlich um die Ecke kam?“, fragt Markus Lanz dann stattdessen. „Es hat mich gewundert“, formuliert der Politiker bedacht. Für Spahn sei sofort nach der Ankündigung Merkels klar gewesen, dass er antreten würde. Dass Merz das auch tun würde, wusste er anfangs noch nicht - obwohl die beiden am Tag vorher noch miteinander telefoniert hatten. 

Seine Kandidatur trotz der negativen Erfolgsprognose durchzuziehen sei außerdem auf keinen Fall sinnlos gewesen. Es sei ihm wichtig gewesen, seine Inhalte einzubringen, Debatten in der CDU anzuregen. „Sie sind definitiv einer der Gewinner der ganzen Geschichte“, meint dazu Lanz. Auch der Journalist Michael Spreng sieht Jens Spahn als einen Gewinner. Er zählt Friedrich Merz‘ Fehler im Wahlkampf auf - einer davon sei zum Beispiel gewesen, dass er sich zur gehobenen Mittelschicht gezählt hatte.

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“Herr Lanz will irgendwie an den Punkt kommen, dass alle furchtbar zerstritten sind“

Die Juristin und Schriftstellerin Juli Zeh kommt erst nach einer halben Stunde zu Wort - und bringt neuen Wind in die Show. Wenn es in der Vergangenheit darum ging, was passieren würde, wenn Angela Merkel den Parteivorsitz niederlegt, seien immer „katastrophische apokalyptische Zustände“ prognostiziert worden, sagt sie. Das was passiert ist, sei aber tatsächlich eine „Glanzstunde der Demokratie“ gewesen.

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Außerdem tue ihr Jens Spahn leid - er müsse sich den ganzen Abend gegen Herrn Lanz verteidigen, der irgendwie an den Punkt kommen wolle, dass alle fruchtbar zerstritten seien. Es sei eine „paradoxe Anforderung“ an Politiker, dass die Presse einerseits mehr Streit unter Politikern wolle, um sie unterscheidbarer zu machen, um Streit dann andererseits zu kritisieren. Politisches Sprechen werde „verunmöglicht“ und dadurch entstehe dann Politikverdrossenheit. „Wir hätten hier jetzt auch 40 Minuten über die Zukunft Deutschlands diskutieren können“, kritisiert Zeh und erntet dafür Applaus. 

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Lanz verteidigt sich: “Das ist lächerlich“

Sie schiebt Lanz in die Verteidigungsposition: Politik habe noch nie so wie heute an Köpfen gehangen, sagt der. „Was ich nicht akzeptiere ist, dass wir hier jetzt so tun, als gehe es in der Politik ernsthaft immer nur um Sachfragen. Das ist lächerlich.“ Und aus dem Nähkästchen geplaudert: Er erlebe die Situation häufig genug, dass Menschen in der Show eine politische Position verträten und dann hinter den Kulissen das glatte Gegenteil erzählten. Er könne ein ganzes Buch über diese Widersprüchlichkeit schreiben. Und diese Scheinheiligkeit und Verlogenheit wolle er aufdecken - denn Macht sei eine verführerische Droge.

Jens Spahn reagiert darauf: Ihm gehe es tatsächlich um die Sache. Er wolle einen Unterschied machen, zahlreiche Themen lägen ihm am Herzen. Natürlich gebe es politische Machtkämpfe - denn nur wer eine Amt innehabe, könne bestimmen und gestalten. Diese Kämpfe könnten aber so geführt werden, dass man sich danach noch in die Augen schauen könne.

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