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„Sie wollen doch nur Überschriften generieren!“ – Lanz ringt Strack-Zimmermann ein Minister-Bekenntnis ab

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Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann äußert sich bei „Markus Lanz“ zum neuen Verteidigungsminister.
Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann äußert sich bei „Markus Lanz“ zum neuen Verteidigungsminister. © Cornelia Lehmann/ZDF

Marie-Agnes Strack-Zimmermann äußert sich bei „Lanz“ überraschend offen zu eigenen Ambitionen. Eine Klimaaktivistin hält sich hingegen bedeckt. 

Hamburg – Wenige Stunden vor Markus Lanz‘ ZDF-Talk am Dienstag war bekannt geworden, dass Boris Pistorius (SPD) Parteigenossin Christine Lambrecht (SPD) als Verteidigungsminister nachfolgen wird. Auf dem Platz zu seiner Linken begrüßt Lanz nun mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) eine Frau, die als eine Art „Verteidigungsministerin der Herzen“ auftritt. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses sitzt zwar erst seit 2017 im Bundestag, hat es aber geschafft, zu einer über Parteigrenzen hinweg geschätzten Verteidigungsexpertin zu werden.

Markus Lanz – diese Gäste diskutieren am 17. Januar mit:

Deshalb beginnt Markus Lanz mit einer bewusst naiven, aber im Kern berechtigten Frage: „Warum eigentlich nicht Sie?“ Strack-Zimmermann nimmt es mit Humor, spricht davon, dass sie graue Haare bekomme – „Na gut, die habe ich ja schon“ – wenn sie darauf warten würde, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ihr dieses Amt anbietet. „Wir sind gleich alt; im Pflegeheim vielleicht“, scherzt die Rheinländerin. „Die Frage hat sich nicht gestellt“, unterstreicht sie.

Dem Moderator ist das nicht genug: „Warum nicht? Ist Partei und Proporz alles? Sind wir nicht an einem Punkt, wo wir einfach die Besten nehmen sollten. Egal, welcher Partei sie angehören, ob Mann oder Frau, oder aus welchem Bundesland?“ Lanz bringt ein Beispiel aus den USA. Dort hatte Barack Obama einen Minister von Vorgänger George W. Bush übernommen, „weil er gut war“.

Strack-Zimmermann winkt zunächst einige Male ab und sagt: „Sie wollen doch nur Überschriften generieren, damit es morgen heißt, ‚Strack-Zimmermann: Ich wäre die bessere Verteidigungsministerin‘.“ Lanz widerspricht. Und fragt weiter – mit Erfolg. „Ich hätte dieses Amt angenommen, aber die Frage hat sich nie gestellt.“ Lanz lässt sich in seinen Sessel zurückfallen und scheint zufrieden. Und Boris Pistorius? Strack-Zimmermann berichtet von einigen gemeinsamen Veranstaltungen. Sie schätzt ihn als Politiker. Pistorius hat zumindest Wehrdienst geleistet. „Es ist gut, dass der Verteidigungsminister einen Panzer von einem Flugzeug unterscheiden kann“, sagt sie.

Rückblick auf Lambrechts Amtszeit: weder Hohn noch Missgunst

Strack-Zimmermann wählt zugleich keinerlei Worte des Hohns oder der Missgunst für Christine Lambrecht, sie äußert vielmehr Bedauern und teilweise Verständnis. „Lambrecht hat sich gejagt gefühlt und das wurde sie auch“, erkennt Strack-Zimmermann. Dass es so weit gekommen ist, habe die scheidende Verteidigungsministerin aber selbst zu verantworten.

Daneben erinnert Strack-Zimmermann an eine Fragestunde im Bundestag, in der Lambrecht von der Opposition düpiert wurde – mit der Frage, ob der Flak-Panzer Gepard ein Kampfpanzer ist. „Auf die Frage gibt es nur eine Antwort: Er hat zwei Rohre und schießt in die Luft“, erklärt Strack-Zimmermann. Allerdings habe sich Lambrecht zu diesem Zeitpunkt nicht so äußern können. Die Frage war gewissermaßen eine Falle. Ihr Ziel: Eine Verteidigungsministerin, die sich einen abstottert, beim Versuch zu erklären, warum der Flak-Panzer Gepard kein schweres Gerät ist.

Militärexperte Sönke Neitzel äußert sich bei Lanz – passend dazu – zur Lieferung von Panzern an die Ukraine. „Ich glaube, dass der Druck auf die Bundesregierung so groß wird, dass sie nicht zurück können. Es wird der Ukraine helfen, aber der Leopard-Panzer wird kein Gamechanger sein. Aber politisch ist das ein ganz, ganz wichtiges Signal. Ich hoffe, dass die Ukrainer das durchhalten. Ich würde mit Ihnen wetten, Herr Lanz, dass dieser Krieg 2023 noch nicht zu Ende geht“, sagt Neitzel.

Klimaaktivistin: Berechnungen zum Kohleabbau ein „Taschenspielertrick“

Im zweiten Teil der Sendung lässt Lanz mit Pauline Brünger eine Klimaaktivistin zu Wort kommen, die in Lützerath war. Sie soll die eingespielten Bilder von Gewalt und Zerstörung durch die Aktivisten erklären. Doch zunächst stellt Brünger eine Rechnung an, mit der sie verdeutlichen möchte, warum die Berechnungen zum Kohleabbau unter Lützerath ein Taschenspielertrick seien.

Pauline Brünger, die Sprecherin von Fridays for Future, bilanziert bei „Markus Lanz“ die Demonstrationen in Lützerath.
Pauline Brünger, die Sprecherin von Fridays for Future, bilanziert bei „Markus Lanz“ die Demonstrationen in Lützerath. © Cornelia Lehmann/ZDF

Lanz zeigt Bilder von Demonstranten, die ein Polizeiauto mit Schlamm bewerfen und an der Wegfahrt hindern. „Was halten Sie davon? Finden Sie das gut?“, möchte Lanz von Brünger wissen. Sie weicht aus: „Wir von Fridays For Future organisieren ausschließlich friedliche Demonstrationen.“ Lanz schüttelt den Kopf: „Frau Brünger, ganz banale Frage: Finden Sie das gut, Polizeiautos mit Schlamm zu bewerfen?“

Brünger spricht von Einzelfällen unter den mehreren zehntausend Demonstranten. Eine klare Distanzierung kommt ihr nicht über die Lippen, sie sagt aber zumindest: „Ich würde nicht Schlamm auf Polizeiautos werfen.“ Im Hintergrund bleibt die Frage: Säße Brünger mit ihren inhaltlichen Anliegen nun auf Lanz‘ großer Talkbühne, hätte es keine Ausschreitungen gegeben?

Markus Lanz – Fazit der Sendung:

Eine Sendung, die nicht nur eine spannende zu werden versprach, sondern diese Erwartung auch erfüllt hat. Strack-Zimmermann trug durch ihre Einschätzungen einen Teil dazu bei. Aber auch die Geradlinigkeit von Aktivistin Pauline Brünger, die dadurch eine Diskussion über Sinn und Unsinn von zivilem Widerstand provozieren könnte. (Christoph Heuser)

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