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FPÖ-Chef Norbert Hofer im Porträt: Frau, Kinder, Karriere

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Von: Julia Weinzierler

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Bundesparteitag der FPÖ in Österreich
Bundesparteitag der FPÖ in Österreich © dpa / Erwin Scheriau

Norbert Hofer gilt als gemäßigte Stimme der österreichischen FPÖ, doch seine Positionen sind durchaus im Einklang mit der Parteilinie. Wer ist der neue Parteichef?

Update vom 29. September 2019: Wird Sebastian Kurz wieder Kanzler? Und mit wem regiert seine ÖVP? Wir berichten in einem Live-Ticker über die Österreich-Wahl 2019. Außerdem bieten wir Informationen zu den letzten Umfragen. Und: Wir verraten, ab wann es ein Ergebnis gibt.

FPÖ-Chef Norbert Hofer im Porträt: Frau, Kinder, Karriere

Österreich/Wien - Die „Ibiza“-Affäre rund um Heinz-Christian Strache hat die rechtspopulistische FPÖ in Österreich schwer getroffen. Doch mittlerweile ist bereits ein sehr bekannter Nachfolger gekürt: Norbert Hofer (48) übernimmt den FPÖ-Vorsitz kurz vor der Nationalratswahl. Er hat Großes vor und möchte mit seiner Partei laut eigener Aussage „stärkste Kraft in Österreich“ werden, ist sonst aber für einen vergleichsweise moderaten Ton bekannt. Doch wer ist Norbert Hofer?

Norbert Hofer: Von Anfang an der FPÖ verbunden

Norbert Hofer ist als freundliches Gesicht der FPÖ bekannt und erreicht damit auch mehr als die Stammwähler der rechten Partei. Gleichzeitig ist er vor allem seit der Wahl des Bundespräsidenten 2016, in der er gegen Alexander van der Bellen verlor, eines der bekanntesten Gesichter in der österreichischen Politik.

Natürlich begann Hofers Karriere schon viel früher. Bereits im Jahr 1994 war er als Wahlkampfleiter und Mitglied des Landesparteivorstands seiner Partei verbunden. Seine politische Laufbahn begann im Burgenland, wo er selbst auch aufgewachsen ist, vor allem in Eisenstadt war er aktiv.

Im Jahr 2006 folgte ein Karrieresprung: Hofer wurde Abgeordneter im österreichischen Nationalrat. Sieben Jahre später stieg er zum dritten Nationalratspräsidenten auf. Erst 2016 kam der große Rückschlag. Obwohl vor allem auch Themen wie Migration den Wahlkampf bestimmten, konnte er sich im zweiten und dritten Wahlgang nicht gegen Alexander van der Bellen durchsetzen und wurde folglich nicht zum Bundespräsidenten ernannt. Seit 2017 war Hofer Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie im Kabinett unter Sebastian Kurz. Nun steht das nächste Ziel an: Er möchte in die Hofburg einziehen - also im zweiten Anlauf Bundespräsident werden.

Norbert Hofer über den Tiefpunkt und den bisherigen Höhepunkt seines Lebens

Trotz gemäßigter Stimme gelten Norbert Hofers Positionen als umstritten

Auch wenn Norbert Hofer in seiner Partei durchaus zu den gemäßigten Stimmen gehört und sich als Mann des Volkes inszeniert, steht er im inneren Führungszirkel natürlich hinter den Forderungen der rechten FPÖ. An den Hauptpositionen der Partei in der Vergangenheit arbeitete er mit - doch aus der Partei herausgetragen hat er sie nie so klar und lautstark wie Strache. Damit kann er auch ein größeres Wahlpublikum ansprechen, Hofer gilt als weniger aggressiv und radikal. Doch Beobachter wissen, dass sich hinter dem ruhigen Ton mehr verbirgt.

Trotz seiner pragmatischen Stimme, sind seine politischen Positionen nicht unumstritten. Scharfe Positionen im Islam oder in Sachen Migration trägt er mit. Zudem tritt er für direktdemokratische Veränderungen à la Schweiz ein und ist gegen „EU-Zentralismus“. Auch die Homo-Ehe lehnt der Politiker ab. Ganz vorne steht für Hofer die „österreichische Leitkultur“ rund um „Heimat und Identität“. Sein politisches Credo? „Verbindlich im Ton, hart in der Sache.“

Norbert Hofer: Debatte um Mitgliedschaft in Burschenschaft

Im Rahmen der Bundespräsidentenwahl 2016 stand vor allem die Kritik an Hofers Mitgliedschaft in der Burschenschaft Marko-Germania zu Pinkafeld im Mittelpunkt der Debatte. Gerade das Verhältnis der Vereinigung zu dem österreichischen Staat wirft Fragen auf - denn die Marko-Germania hat eine deutschnationale und völkische Ausrichtung und lehnt die österreichische Nation in der heutigen Form ab. 

Auch Personalentscheidungen wurden in der Vergangenheit harsch kritisiert. Gegen Hofers Pressemitarbeiter Herwig Götschober wird aktuell gar ermittelt, da in seiner Burschenschaft Bruna Sudetia Liedbücher mit antisemitischen Texten auftauchten. Eine Woche nach seiner Wahl zum FPÖ-Chef suspendierte Hofer zudem den Landesfraktionschef von Niederösterreich.

Trotz dieser in der Diskussion stehenden Verbindungen präsentiert Hofer sich selbst als gemäßigt und driftet teils gar in die bürgerliche Sphäre ab. Er spricht überlegt und kontrolliert - wenngleich die rechten Positionen wohl wegen der ruhigen Stimme und dem breiten Lächeln weniger radikal wirken. Hofer möchte auch wieder mit der bürgerlich-konservativen ÖVP vom ehemaligen Kanzler Sebastian Kurz koalieren. Dazu muss er aber einen Weg zwischen den Forderungen der stärkeren ÖVP und dem rechten Flügel seiner Partei finden, kürzlich kam es dabei zum großen Zank.

Norbert Hofer privat: Sein größtes Hobby wurde ihm zum Verhängnis

Dass es Norbert Hofer mal in die Politik treiben würde, war nicht unbedingt von Anfang an klar. 1971 ist der heute FPÖ-Chef in der Steiermark geboren, wuchs allerdings mit seiner Familie in gut bürgerlichen Verhältnissen im Burgenland auf. Seinen Abschluss machte er in Flugtechnik an der HTL Eisenstadt, die Leidenschaft fürs Fliegen begleitet ihn seine gesamte Erwachsenenzeit - und wurde ihm fast zum Verhängnis. 

Denn Hofer ist bekannt für den stützenden Stock, denn er aufgrund einer Behinderung braucht. Der Grund ist ein Paragleiter-Absturz im Jahr 2003, infolgedessen Hofer fast ein Bein verloren hatte. Sein Bein konnten die behandelnden Ärzte retten, aber bis heute kämpft er mit einem inkompletten Querschnittsyndrom. Seit diesem Vorfall setzt er sich besonders für Behindertenpolitik ein.

Hofer ist in zweiter Ehe mit Verena Hofer verheiratet, hat mit ihr eine Tochter. Drei weitere Kinder des FPÖ-Politikers stammen aus seiner ersten Ehe.

mit dpa

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