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Deutsche Leopard-Panzer quälen sich fast schutzlos durch den Schlamm in der Ukraine

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Die Leopard-1-Panzer in der Ukraine rollen in Richtung Front. Doch sie haben eine Schwachstelle: Ohne zusätzliche Schutzelemente sind die Panzer anfällig für Attacken.

Kiew – Es ist regnerisch, irgendwo auf einer schlammigen Straße in der Ukraine. Aus einem Auto heraus filmt der Fahrer einen vorbeirollenden Panzer Leopard 1A5. Doch etwas fällt an dem Panzer auf – er rollt ohne zusätzliche Schutzelemente in Richtung Front.

Das Video wurde am Sonntag auf dem Blogging-Dienst X veröffentlicht – und wirft Fragen auf. Denn die Panzerung des Leopard 1 besteht aus gerade einmal 70 Millimeter starkem Stahl an der dicksten Stelle. Ohne zusätzliche Schutzelemente wie ein Panzerkäfig oder Reaktivpanzerung kann der Panzer mit entsprechenden Waffen leicht zerstört werden.

Ukraine erhält fast 200 Leopard 1A5-Panzer für Krieg gegen Russland

Ein Kampfpanzer Leopard 1A5 vor einem Wald. Ein belgischer Soldat steht am Maschinengewehr des Panzers.
Kampfpanzer Leopard 1A5. © imago stock&people

Bis letzte Woche Montag hatte Deutschland 30 Leopard-1-Panzer an die Ukraine geliefert, 80 sollen folgen. 85 weitere wollen Dänemark und die Niederlande ausliefern, sodass die Ukraine insgesamt 195 Leopard-1-Panzer erhält. Laut dem US-amerikanischen Wirtschaftsmagazin Forbes sollen viele der Panzer jedoch in einem schlechten Zustand sein.

Um sie einsatzfähig zu machen, werden die über 40 Jahre alten Leopard-Panzer aufbereitet. Die deutschen Rüstungskonzerne Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) sind dabei, Leopard-1-Panzer nachzurüsten und zu modernisieren. Doch gegenüber den anderen im Ukraine-Krieg eingesetzten Panzern ist der Schutz der Leopard 1 gering, weswegen sie mit zusätzlichen Schutzelementen ausgerüstet werden müssen.

Leopard-1-Panzer sind schneller als andere Panzer im Ukraine-Krieg

Ein Vorteil der Leopard-1-Panzer ist ihr verhältnismäßig geringes Gewicht von 42,5 Tonnen, was den Leopard 1 laut Bundeswehr im Gelände bis zu 65 km/h fahren lässt. Damit ist er schneller als die anderen im Ukraine-Krieg eingesetzten Panzer, die es auf maximal 45 km/h schaffen. Das geringere Gewicht eröffnet die Möglichkeit, den Panzer auch durch morastiges und mit anderen Panzern nur schwer befahrbares Gelände zu steuern.

Doch die Vorteile des Leopard 1 bringen einen entscheidenden Nachteil mit sich: Das geringe Gewicht und das hohe Tempo werden erreicht durch die geringe Wandstärke der Panzer-Karosserie aus Stahl. Das macht den Leopard-1 anfällig für Attacken mit Panzerabwehr-Geschossen, Drohnen und Granaten. Bei einem einzelnen Treffer kann es bereits zur Manövrierunfähigkeit kommen.

Ukraine hat Leopard-2-Panzer mit Zusatzschutz aufgerüstet

Laut Forbes benötigt der Leopard 1 deswegen zusätzliche Schutzelemente. Die ukrainische Armee hat einen Teil ihres Kontingents an Leopard-2-Panzer bereits mit Reaktivpanzerung ausgerüstet. Dazu werden mit Sprengstoff befüllte Kacheln am Panzer montiert, die bei Auftreffen eines Geschosses explodieren. Damit wird ein Eindringen des Geschosses in den Panzer verhindert.

Für den Einsatz im Ukraine-Krieg müssen die leicht gepanzerten Leopard 1 deshalb nachgerüstet werden – doch das dauert. Um die Zusatzausrüstung zu montieren, müssen Techniker zunächst Halterungen für die Sprengstoffkacheln montieren. Zeit, die der Ukraine im Krieg oft nicht bleibt.

Laut Forbes haben die Ukrainer bereits 14 britische Challenger-Panzer und 13 der 71 gelieferten Leopard-2-Panzer im Krieg verloren. Wenn die Leopard-1-Panzer ohne zusätzlichen Schutz auf das Schlachtfeld rollen, könnten die Verluste deutlich höher ausfallen. Ob die Ukraine jedoch die Kapazität hat, um genügend Panzer mit Reaktiv-Kacheln anzubringen, ist fraglich.

Mexas könnte Alternative für Aufrüstung der Leopard-1-Panzer in der Ukraine sein

Sollte die Ausrüstung der Leopard-1-Panzer mit Reaktivpanzerung nicht schnell genug funktionieren oder aufgrund fehlender Sachkenntnisse nicht möglich sein, gibt es eine Alternative: Die deutsche Firma IBD Deisenroth Engineering, die mittlerweile von Rheinmetall übernommen wurde, produziert das Zusatz-Verteidigungsset Mexas für Panzer und Militärfahrzeuge, berichtet Forbes. Der zusätzliche Schutz durch Mexas würde die Panzerung der Leopard 1 mindestens verdoppeln, heißt es. (mag)

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