Update vom 02.02.2022, 09:40 Uhr: Auch nach der Vorstellung des lang erwarteten Partygate-Berichts reißen die Berichte über Boris Johnsons Teilnahme an weiteren Lockdown-Partys in der Downing Street nicht ab. Der Guardian berichtete am Mittwoch (02.02.20222) über eine Abschiedsfeier im Januar 2021, die von der Polizei geprüft wird und bei der Johnson auch dabei gewesen sein soll. Der Telegraph schrieb unter Berufung auf Insider-Quellen, Johnson habe auch an einer Feier in seiner eigenen Wohnung im November 2020 teilgenommen. Man habe ihn nach oben gehen sehen, wo laut Abba-Songs wie „The Winner Takes It All“ gespielt worden seien, gab die Quelle an. Diese Party war erst durch den Bericht der Spitzenbeamtin Sue Gray bekannt geworden.
Am Mittwoch steht für den Regierungschef erneut die wöchentliche Befragung im Parlament auf der Agenda. Abgeordnete der Opposition und seiner eigenen Fraktion können ihn dabei zu Themen ihrer Wahl befragen. Sechs Fragen bekommt der Oppositionsführer Keir Starmer.
„Der Premierminister von Großbritannien hat die Regeln gebrochen, und dann hat er darüber gelogen“, sagte Stramer laut Informationen der Deutschen Presseagentur. Auch aus den eigenen Reihen hagelt es Kritik. „Dies ist eine Krise, die nicht verschwinden wird und der Partei sehr großen Schaden zufügt“, sagte der Abgeordnete Andrew Mitchell dem Sender BBC.
Auch die frühere Premierministerin Theresa May attackierte den amtierenden Premierminister Boris Johnson. Im Parlament konstatierte sie: „Entweder hat mein ehrenwerter Freund die Regeln nicht gelesen oder er und die Menschen um ihn herum haben nicht verstanden, was sie bedeuteten oder sie dachten, die Regeln gälten nicht für (Downing Street) Nr. 10. Was davon war es?“
Der Untersuchungsbericht der Beamtin Sue Gray hatte Johnson Führungsversagen und Verfehlungen bei der Einhaltung von geltenden Corona-Regeln attestiert. Boris Johnson entschuldigte sich im Anschluss an die Vorwürfe im britischen Parlament und kündigte „weitreichende Umstrukturierungen“ an. Einen möglichen Rücktritt schloss der amtierende Premierminister jedoch aus.
Johnsons Schicksal liegt nun in den Händen seiner konservativen Partei. Am Montagabend (31.01.2022) warb der Parteichef hinter verschlossenen Türen um Unterstützung. „Schickt mir eure Vorschläge per WhatsApp“, soll Johnson dem Sender Sky News zufolge gesagt haben. Bereits in den vergangenen Tagen hatte Johnson mit einem sogenannten Brexit-Freiheiten-Gesetz* und einer Kehrtwende bei der Impfpflicht für Mediziner versucht, sich bei Hinterbänklern wieder beliebt zu machen.
Falls mindestens 54 der Tories einen Brief an ihren Kollegen Graham Brady schicken würden, käme es zu einem Misstrauensvotum gegen Boris Johnson. Dieser Schritt gilt aktuell aber als unwahrscheinlich. Zunächst müssen die Ermittlungen der Polizei abgeschlossen werden, die nun rund ein Dutzend Partys in der Downing Street genau unter die Lupe nehmen will. (marv) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.