Nazi-Rhetorik bei Trump: Gouverneur ist „zutiefst besorgt“
Laut dem Gouverneur von Illinois ist Donald Trump „gefährlich“ für die Demokratie. Er unterstellt dem ehemaligen US-Präsidenten, absichtlich Nazi-Sprache zu verwenden.
Washington D.C. – Die Rhetorik von Donald Trump war schon immer fragwürdig bis extrem. Doch nun, mit seinem Vorhaben ein zweites Mal Präsident der USA zu werden und bei der US-Wahl 2024 anzutreten, scheint sich sein Ton noch zu verschärfen.
Er äußerte sich zuletzt auf abfällige Weise zum Thema Einwanderung, seine Pläne für eine zweite Präsidentschaft beinhalten unter anderem den Einsatz des Militärs gegen unliebsame Demonstrationen und seine politischen Feinde bezeichnet Trump als „Ungeziefer“.
Die Richtung, die Trumps Vorhaben und Sprachbilder annehmen, macht inzwischen auch hochrangige Politiker nervös. So hatte US-Präsident Joe Biden bereits Mitte November Trumps Ausdruck „Ungeziefer“ verurteilt und sagte, es handle sich um ein „Echo der Sprache Nazi-Deutschlands“.
Trump benutze Rhetorik, die „in den 1930er Jahren in Deutschland verwendet wurde“
Nun schließt sich auch JB Pritzker, der Gouverneur von Illinois, an. Er verurteilte den ehemaligen Präsidenten auf Schärfste. Trump habe sich bewusst dafür entschieden, Worte zu verwenden, „die leider an die Vergangenheit erinnern“, sagte der Demokrat bei einem Auftritt in der MSNBC-Sendung „Inside with Jen Psaki“ am Sonntag (19. November).
„Die Rhetorik, die Trump und einige der Maga-Extremisten verwenden, ist Rhetorik, die in den 1930er-Jahren in Deutschland verwendet wurde und ich bin sehr besorgt über die Richtung des Landes, wenn wir eine solche Politik sehen, wie die, die Donald Trump vertritt“, sagte er. „Maga“ steht für „Make America Great Again“, Trumps Wahlkampfslogan.
„Im Deutschland der 1930er Jahre begann man Menschen, die man ausgrenzen wollten, Einwanderer zu nennen, sogar Menschen, die schon seit Generationen in Deutschland lebten. Das ist eine Möglichkeit, mit der Ausgrenzung der Menschen zu beginnen, um sie schließlich zu entmenschlichen und zu töten“, erklärte Pritzker, der selbst jüdischer Abstammung ist.

Die Entwicklung Donald Trumps mache ihm Angst, sagte Pritzker. „Ich weiß nicht, wohin es mit Donald Trump führt. Was ich sagen kann, ist, dass die Dinge, über die er spricht, denjenigen von uns, die die Geschichte Europas in den 1930er- und 40er-Jahren kennen, Angst machen. Und ich bin zutiefst besorgt über seine Vorliebe für Rache und darüber, was das für Gruppen von Menschen bedeuten wird, die ihn bei der Wahl 2024 nicht unterstützt haben, wenn er gewählt wird“, sagte er in der Sendung.
Trump-Kandidatur für US-Wahl 2024 zunehmend wahrscheinlich
Die Hervorhebung von Trumps Extremismus ist zu einem zentralen Bestandteil der Botschaften des Weißen Hauses und der Demokratischen Partei von Joe Biden geworden. Trump ist der Spitzenreiter im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Es scheint zunehmend wahrscheinlich, dass er gegen Biden antreten wird.
„Wörter wie ‚Ungeziefer‘ zu verwenden, um jeden zu beschreiben, der von seinem Grundrecht Gebrauch macht, die Regierung zu kritisieren, erinnert an Diktatoren wie Hitler und Mussolini“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Andrew Bates, Mitte November bei einer Pressekonferenz.
Trump „gefährlich für bestimmte Minderheitengruppen in den USA“
Pritzker wurde in seinem Interview mit Psaki, Bidens ehemaliger Pressesprecherin im Weißen Haus, ebenfalls deutlich: „Ich wiederhole es, wohin ich auch gehe, dass Donald Trump gefährlich für unsere Demokratie ist. Er ist gefährlich für bestimmte Minderheitengruppen in den USA.“
Er fügte hinzu: „Ich bin zutiefst besorgt über die Zunahme des Hasses. Ich mache mir Sorgen, was an den Unis passiert. Wir haben Proteste gesehen und ich denke, es ist das Recht eines jeden, sich zu äußern. Was ich nicht möchte, ist, dass Proteste und Gegenproteste aufeinandertreffen und in Gewalt umschlagen.“
Trump führt in Umfragen – Gouverneur glaubt an Wende
Der Gouverneur richtete aber auch tröstende Worte an die Demokraten, die darüber besorgt sind, dass die jüngsten Umfragen Trump in mehreren wichtigen Swing States vor Biden sehen. „Ich glaube nicht, dass die Leute diese beiden bisher wirklich nebeneinander gestellt und die Philosophien und Absichten bewertet haben“, sagte er. „Die Leute konzentrieren sich erst nach den Nominierungsparteitagen wirklich darauf.“
Trotz aller Sorgen ist Pritzker hoffnungsvoll, dass die Wahlberechtigten in den USA Trump schlussendlich doch nicht wählen werden: „Die Menschen werden erkennen, dass es für die Demokratie, an die sie glauben, das Land, dem sie ihre Treue schulden, das Beste für Amerika ist, den autoritären Donald Trump beiseite zu legen.“ (Sonja Thomaser)