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Lebensmittel knapp: Aufruhr in Turkmenistan – Präsident macht nebenan Urlaub

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Nahrungsmittel sind in Turkmenistan derzeit Mangelware. Nun finden die größten Proteste der letzten Jahre statt – unweit des Präsidentenhotels.

Aşgabat – In Turkmenistan haben sich die mutmaßlich größten Proteste der jüngeren Geschichte ereignet. Am Montag (7. August) protestierten in der Stadt Turkmenbashi im Westen des Landes vorwiegend Frauen gegen die Nahrungsmittelknappheit im Land, wie der osteuropäische Sender RadioFreeEurope (RFE) berichtet.

Den unbestätigten Angaben zufolge sollen mehrere Hundert Menschen auf die Straßen gegangen sein. In dem autoritär geführten Land kommt es selten zu größeren Protesten. Die Regierung des Landes zählt zu den „repressivsten und geheimnisvollsten der Welt“, so die Einschätzung von Human Rights Watch. Was im Umkehrschluss Proteste fast verunmöglicht.

Sommer-Urlaub: Protest in Turkmenistan nur 15 Kilometer vom Hotel des Präsidenten entfernt

Der Bürgermeister der Stadt, Amangeldy Isaev, reagierte erst auf den Protest, als die Demonstrierenden damit drohten, zum Avaza-Resort zu marschieren. In der rund 15 Kilometer entfernten Hotel-Anlage macht derzeit der Präsident, Serdar Berdimuhamedow, Urlaub, wie RFE berichtet. Isaev erschien bei dem Protest und versprach der Menge, dass es in den kommenden Wochen Nachschub an Lebensmitteln geben werde.

Turkmenistan: Hunger-Unruhen während der Präsident am Meer liegt.
Turkmenistan: Hunger-Unruhen während der Präsident am Meer liegt. (Archivbild) © Dmitry Astakhov/IMAGO-Images

Bereits im Juni soll es in der Stadt einen Angriff auf ein staatliches Lebensmittelgeschäft gegeben haben. Auslöser soll eine fehlende Mehllieferung gewesen sein, welche bereits im Februar hätte geliefert werden sollen, so RFE. Bereits seit dem Jahr 2016 nimmt der Mangel an subventionierten Lebensmitteln in Turkmenistan zu, wie Human Rights Watch schreibt.

Turkmenistan leidet: Subventionierte Nahrungsmittel schon länger knapp

In dem Land existiert ein zweischichtiges Lebensmittelversorgungssystem. Es können staatlich subventionierte Lebensmittel in staatlichen Läden, für einen Bruchteil des eigentlichen Marktwertes erworben werden. Daneben gibt es noch private Läden, in denen Lebensmittel zum Marktpreis verkauft werden, wie Human Rigths Watch berichtet.

Die subventionierten Lebensmittel sind jedoch seit langem knapp. Ein Betroffener aus der südöstlichen Mary-Provinz berichtet gegenüber RFE, dass die Bewohner des Dorfes bereits seit dem Frühjahr, auf ihre 5-Kilogramm-Monatsrationen an subventioniertem Mehl verzichten müssten.

Die Regierung des autoritären Staates äußerte sich bisher weder zu den Anschuldigungen, noch zu der Existenz der Nahrungsmittelknappheit. (Lucas Maier)

Zuletzt geriet Turkmenistan wegen des Vorwurfs der Zwangsarbeit auf Baumwollfeldern in die Schlagzeilen.

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