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Weiter Ärger um Satirevideo: Doch jetzt taucht ein Polizei-Kalender auf, der für richtig Wirbel sorgt

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In einer Karikatur wird ein Schwarzer gefangen genommen, woraufhin dieser entzürnt in Richtung Polizei im schlechten Deutsch schreit.
Eines der Kalenderblätter, die 2012 offenbar in vielen Polizeibüros hingen. © Screenshot/Facebook

Ein Satirevideo des öffentlich-rechtlichen Jugendprogramms sorgt für ordentlich Wirbel. Nun taucht allerdings ein Polizei-Kalender auf, dessen Inhalte mehr als fragwürdig sind.

München - Die Themen Polizeigewalt und Rassismus in der Polizei beherrschen aktuell traurigerweise mal wieder die mediale Berichterstattung.

Der Grund sind immer wieder Vorfälle, bei denen Beamten sich nicht entsprechend ihrer Funktion verhalten oder gar gewalttätig werden. Kürzlich wurde ein privates Video aus Frankfurt veröffentlicht, welches einen Polizisten zeigt, der auf einen am Boden liegende Person eintritt. Auch in Düsseldorf ereignete sich ein umstrittener Polizeieinsatz.

Kurz darauf sorgte ein vom öffentlich-rechtlichen Jugendsender funk veröffentlichtes Satirevideo, das eine Person of Colour beim Fahrrad aufschließen zeigt, woraufhin ein großer Polizeieinsatz auslöst*, für viel Wirbel.

Weiter Ärger um Satirevideo: Doch jetzt taucht ein Polizei-Kalender auf, der für richtig Zoff sorgt

So forderte ein CDU-Politiker sogar aufgrund des Videos die Erhöhung des Rundfunkbeitrags im kommenden Jahr zu kippen, da dieses „Video, finanziert mit Gebührengeldern von ARD & ZDF, ein Schlag ins Gesicht aller Polizisten in Deutschland“ sei, schrieb Sven Schulze auf Twitter.

Nun sorgt ein ebenfalls auf Social Media veröffentlichter Kalender der Polizeigewerkschaft für mächtig Aufsehen. Zwar ist dieser bereits von 2012, der Inhalt aber trotz allem höchst brisant. Der freie Journalist Stephan Anpalagan veröffentlichte Auszüge daraus auf Facebook und Twitter.

Darunter sind teils offensichtlich rassistische Karikaturen. Auf einem Blatt wird ein Schwarzer gefangen genommen, woraufhin er erzürnt in Richtung Polizei im schlechten Deutsch schreit: „ ... was heiß‘ hie‘ Ve‘dunklungsgefah‘?“ - als Anspielung auf seine Hautfarbe.

Auf einem anderen Kalenderblatt tritt ein weißer Polizist einen überzeichneten Schwarzen, freut sich dabei diebisch und sagte: „... kommt doch aus ‘nem ‚sicheren Tritt-Staat‘“.

Rassismus in der Polizei? Bundesvorsitzenden der Polizeigewerkschaft will davon nichts wissen

Das Vice-Magazin hatte sich bereits im Jahre 2012 mit der Thematik beschäftigt und daraufhin um ein Interview mit Rainer Wendt, dem Bundesvorsitzenden der Polizeigewerkschaft gebeten. Angesprochen auf die Karikaturen sagte Wendt: „Die Motive sind für viele Kollegen und Kolleginnen unterhaltsam und da wird auch immer wieder herzhaft drüber gelacht.“

Den Rassismus-Vorwurf wollte sich Wendt aber in keinster Weise nicht gefallen lassen. „Das ist ja wohl absoluter Quatsch“, so der heute 63-Jährige damals: „Rassistisch schätzen das nur Leute ein, die auf der Suche nach Rassismus sind.“

Polizei und Rassismus: Bereits Jan Böhmermann verunglimpfte Rainer Wendt

Der Polizeigewerkschaftsvorsitzende stand aber bereits häufiger im medialen Fokus. So veröffentlichte der Satiriker Jan Böhmermann 2017 ein Video mit einem Song über Wendt und warf diesem dabei auch rechten Populismus vor.

Angesprochen auf das heikle Thema Rassismus bei der Polizei und der eigentlich zu erwartenden Sensibilität bei dieser Thematik, erkannte Wendt schon damals kein Problem mit solchen Karikaturen. „Das alles hat überhaupt nichts mit Rassismus zu tun“, so Wendt gegenüber Vice: „Das hat damit etwas zu tun, wie Polizistinnen und Polizisten, die in ihrer täglichen Arbeit, in ihren täglichen Belastungen stecken, mit diesen Belastungen umgehen. Nämlich indem sie sie mit dieser Art von simplifizierenden Karikaturen entdämonisieren und entdramatisieren und damit überhaupt erstmal ertragbar machen.“

Auf Twitter zeigten sich viele User erbost ob dieses Kalenders. „Diese Kalenderblätter sind Volksverhetzung! Warum ist noch niemand tätig geworden?“, fragt beispielsweise eine Userin. „Wer sollte denn da tätig werden?“, antwortet ein anderer: „Die Polizei?“ (smk) *merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Netzwerks

Die Polizei Mittelfranken hat nach einem Post auf Twitter und Facebook Kritik ausgelöst. Die Beamten entschuldigten sich, doch die Nutzer sind damit unzufrieden.*

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