„Schlechter Witz“: Linke fürchtet Preissprung für Bus und Bahn nach 9-Euro-Ticket

Das 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn läuft Ende August aus, die Politik sucht nach einer Anschlusslösung. Die Linke hält das 365-Euro-Ticket für realistisch.
Berlin – Das beliebte 9-Euro-Ticket aus dem Entlastungspaket 2022 macht nur bis Ende August günstiges Reisen im Nahverkehr möglich. Ab September sollen Ticketpreise in altbekannten Höhen zurückschießen. Und das ist noch nicht alles: Die Preise im öffentlichen Nahverkehr könnten wegen fehlender Ausgleichszahlungen vom Bund sogar noch steigen.
Für den Linken-Verkehrspolitiker Bernd Riexinger wäre es ein „schlechter Witz, wenn nach Wegfall des 9-Euro-Tickets die Fahrgäste plötzlich mit sogar höheren Ticketpreisen konfrontiert wären als vor dem 9-Euro-Ticket“, äußerte er gegenüber Merkur.de von IPPEN.MEDIA. Das müsse auf jeden Fall verhindert werden.
1 Euro pro Tag: Die Linke hält 365-Euro-Ticket für realistische Option
Deshalb wird bereits jetzt eifrig nach einer Anschlusslösung für das billige Monatsticket gesucht. Die Linke hatte gefordert, das 9-Euro-Ticket bis Ende Dezember weiter laufen zu lassen und hält anschließend die Einführung des 365-Euro-Tickets für eine realistische Option, so Riexinger gegenüber Merkur.de von IPPEN.MEDIA.
Der Bund überlegt zurzeit, ein sogenanntes „Klima-Ticket“ als Nachfolger für das 9-Euro-Ticket einzuführen. Das geht aus dem jüngsten Entwurf des Klimaschutzsofortprogramms hervor, der dem Handelsblatt vorliegt. Demnach soll im Anschluss an das 9-Euro-Ticket „ein vergünstigtes Klima-Ticket, als einheitliche Länder-Nahverkehrs-Monats- bzw. -Jahresfahrkarte, für den Schienenpersonenregionalverkehr und den ÖPNV“ kommen, heißt es in dem Programm.
Klimaticket oder 365-Euro-Jahresticket: Riexinger sieht, dass eine Anschlusslösung „an der FDP hakt“
Offenbar gibt es also bereits einige Ideen und Pläne, ein Rabattticket für den Nahverkehr fortzuführen – entgegen aller Aussagen von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), der das 9-Euro-Ticket in den vergangenen Tagen immer wieder als „Ad-hoc-Maßnahme“ und „zeitlich befristet“ abstempelte.
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Bernd Riexinger sieht in Bezug auf eine Einführung des 365-Euro-Tickets das größte Problem bei der FDP. Am Ende sei das Jahresticket eine Frage des politischen Willens, vor allem der Bundesregierung. „Mein Eindruck ist, dass es vor allem an der FDP hakt“, äußert der ehemalige Parteivorsitzende der Linken gegenüber Merkur.de von IPPEN.MEDIA.: „Dort wird das jetzige 9-Euro-Ticket vor allem als sozialpolitische Maßnahme verstanden und leider nicht als absolut notwendige verkehrspolitische Maßnahme. Insofern erwarte ich vor allem von den Grünen, aber auch von der SPD, da Druck zu machen und sich durchzusetzen.“
ÖPNV: Linke will „weiter Druck machen, dass es zu einer Anschlusslösung an das 9-Euro-Ticket kommt“
Laut Riexinger müsse der ÖPNV aus sozialen und Klimaschutzgründen massiv ausgebaut und kostengünstiger gestaltet werden. Ein 365-Euro-Ticket wäre ihm zufolge „machbar und finanzierbar, also vollkommen realistisch“.
„Wir werden weiter Druck machen, dass es zu einer direkten Anschlusslösung an das 9-Euro-Ticket kommt und werden Lösungen unterstützen, wie ein 365-Euro-Jahresticket oder das 29-Euro-Monatsticket, wie sie gerade in der Diskussion sind“, so Riexinger zu Merkur.de von IPPEN.MEDIA. Die Forderung eines Monatstickets für 29 Euro wurde erst kürzlich von Verbraucherzentralen angestoßen.