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Neuer „Fenster-Unfall“ in Russland: Nächster Top-Beamter stürzt in den Tod

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In Kasan wird die Leiche eines russischen Juristen gefunden – offenbar ist er aus dem Fenster gestürzt. Es ist nicht der erste Todesfall dieser Art.

Moskau – Die Kette mysteriöser „Fenster-Unfälle“ in Russland ist um ein Glied reicher. Am Donnerstagmorgen wurde dem US-Magazin Newsweek zufolge die Leiche des 42-jährigen Bezirksrichters Artem Bartenew in der Nähe seines Anwesens in der Hauptstadt der westrussischen Republik Tartarstan gefunden. Der Jurist, den der russische Präsident Wladimir Putin am 14. Juli 2022 per Dekret zum Richter ernannt hatte, war 12 Stockwerke in die Tiefe gestürzt, wie lokale Medien berichten.

Bartenew bearbeitete am Kirowski-Bezirksgericht in der Stadt Kasan Verwaltungs- und Zivilsachen. Am Tag seines Todes sollte der Vater von zwei Töchtern laut dem lokalen Nachrichtensender Kazan 24 einen Prozess leiten. Das russische Untersuchungskomitee, das Newsweek um eine Stellungnahme gebeten hat, untersucht den Berichten zufolge die Umstände des Todes noch.

Nicht der erste mysteriöse Todesfall in der Funktionselite Russlands

Bartenew ist nicht der erste Angehörige der russischen Staats- und Funktionselite, der seit Beginn des Ukraine-Krieges unter ungewöhnlichen oder zumindest ungeklärten Umständen ums Leben gekommen ist. Newsweek hat einige dieser mysteriösen Fälle zusammengestellt und kommt in einem Video auf neun Todesfälle. Auf Wikipedia finden sich entsprechende Listen mit über 30 Einträgen.

Am 4. Juni starb der 62-jährige Juri Demin nach einem Sturz aus dem zweiten Stock seiner Datscha in der Stadt Sysert, wie das russische Medienunternehmen Tolk News berichtete. Der Mann war ehemaliger Leiter der staatlichen Inspektion für Straßensicherheit in der Region Swerdlowsk.

Am 1. September 2022 fand man die Leiche von Rawil Maganow, Vorsitzender des russischen Ölriesen Lukoil, unter einem Fenster des Zentralkrankenhauses in Moskau. Er befand sich dort wegen Herzproblemen und Depressionen in Behandlung.

Wladimir Putin mit einem Glas Sekt
Der russische Präsident Wladimir Putin. Seit dem von ihm begonnenen Krieg gegen die Ukraine häufen sich mysteriöse Todesfälle in Russlands Elite. (Archivfoto) © Sergei Karpukhin/Pool/doa

Am 21. September traf es Anatoli Geraschtschenko, ehemaliger Leiter des Moskauer Instituts für Luftfahrt. Laut einem Bericht der russischen Zeitung Iswestija sei der Wissenschaftler, der für das Institut noch als Berater tätig war, in der Forschungsanstalt bei einem Treppensturz „aus großer Höhe“ verstorben.

Russland: Immer wieder sterben einflussreiche Putin-Kritiker

Am 25. Dezember 2022 wurde der russische Politiker Pavel Antow nach einem Sturz aus einem Hotelfenster im indischen Bundesstaat Odisha tot aufgefunden. Antow, der Mitglied von Putins Partei Einiges Russland war, hatte den russischen Einmarsch in die Ukraine kritisiert. Nur zwei Tage zuvor war im selben Hotel sein Reisegefährte und Geschäftsmann Wladimir Bidenow an einem Herzinfarkt gestorben. Antow war auch ein erfolgreicher Geschäftsmann. 2019 schätzte Forbes sein Vermögen auf rund 140 Millionen Dollar und setzte ihn damit an die Spitze der Liste der reichsten Beamten in Russland, wie Newsweek berichtet.

Am 16. Februar 2023 starb im Alter von 58 Jahren Marina Yankina, Leiterin der Abteilung für finanzielle Unterstützung des russischen Verteidigungsministeriums, nach einem Sturz aus dem 16. Stock in St. Petersburg, wie lokale Medien berichteten. Sie hatte zuvor den Kreml für die russischen Verluste in der Ukraine kritisiert.

Am 20. Mai 2023 starb der russische Vizeminister für Höhere Bildung Pjotr Kutscherenko auf einem Flug von Kuba zurück nach Russland. Seine Familie geht nach Angaben des Ministeriums davon aus, dass Kutscherenko an Herzproblemen verstorben sei. Besonders brisant: Im Gespräch mit einem befreundeten Russland-kritischen Journalisten hatte Kutscherenko den Ukraine-Krieg wenige Wochen nach dessen Beginn als eine „faschistische Invasion“ bezeichnet. Damit verstieß er gleich zweimal gegen die offizielle Sprachregelung in Putins Russland, nach der die „militärische Spezialoperation“ kein Krieg ist und sich gegen ukrainische Faschisten richtet, von denen es die Ukraine zu befreien gelte. (Robert Wagner)

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