Vorbereitungen in Russland laufen offenbar: Startet Putin die „Operation Nachfolger“?
Russland ohne Putin - aktuell kaum vorstellbar. Doch eine neue Umfrage deutet darauf hin, dass sich die Öffentlichkeit mit dem Gedanken beschäftigt.
Moskau - Der russische Angriffskrieg in der Ukraine läuft bereits seit Februar 2022. Dass es überhaupt zu dem Angriff kam, ist eng mit einer Person verwoben: Wladimir Putin. Der russische Machthaber bestimmt mehr denn je das Schicksal Moskaus. Doch dass dies nicht für immer so sein wird, ist auch den Menschen in Russland klar. Es könnte sogar schneller passieren als gedacht, und auf ebenjenen Fall scheinen sich bereits jetzt viele Russen und Russinnen vorzubereiten.
Nachfolger für Putin? Solche Fragen wurden bisher in der Öffentlichkeit nicht gestellt
Laut einem ehemaligen Redenschreiber des russischen Präsidenten deutet eine neue Umfrage in Russland darauf hin, dass sich die Öffentlichkeit auf ein Leben nach Wladimir Putin vorbereitet. Darüber berichtet auch Newsweek. Abbas Gallijamow, der von 2008 bis 2010 Putins Reden schrieb, sagte am Montag (25. September 2023), dass das älteste Meinungsforschungsinstitut im postsowjetischen Russland die Öffentlichkeit frage, wie das Leben aussehen würde, wenn Putin nicht mehr russischer Präsident sei, und wer ihn als Präsident ersetzen könnte. Allein die Tatsache, dass solche Fragen im öffentlichen Diskurs gestellt werden, ist laut Gallyamow bemerkenswert. In einer anderen Umfrage lehnten jüngst 68 Prozent der Befragten Putin als Präsidenten ab.

Gallijamow, der in Israel im Exil lebt, auf schrieb auf seinem Telegram-Kanal von „interessanten Fragen“ des Russischen Zentrums für Meinungsforschung (VCIOM). Er äußerte, dass solche Fragen bisher nicht an die Öffentlichkeit gestellt worden seien. „Hier gibt es mindestens drei mögliche Optionen“, schrieb er. Die erste Möglichkeit besteht darin, dass der Kreml darüber nachdenkt, ob er mit Putins Erklärung, dass er nicht zur Wahl gehen werde, „eine Show abliefern“ solle, „und dem darauffolgenden landesweiten Aufschrei darüber, begleitet von Aufrufen, nicht zu gehen“, schrieb Galljamow.
Wer folgt auf Putin? Diese Kandidaten werden als Nachfolger gehandelt – eine Liste
- Michail Mischustin: Interims-Premierminister Russlands, würde bei Putins formell Tod die Macht übernehmen
- Dmitri Medwedew: Stellvertretender russischer Ministerpräsident, seit 2012 formal Vorsitzender der „Partei Einiges Russland“. Von 2008 bis 2012 war er bereits russischer Präsident
- Nikolai Patruschew: Sekretär des Sicherheitsrates Russlands
- Igor Setschin: Vorstandsvorsitzender von Rosneft, enger Putin-Vertrauter aus dessen Petersburger Zeit
- Sergei Sobjanin: Moskaus Bürgermeister
- Sergei Kirijenko: Vize der Kremladministration
2024 finden Präsidentschaftswahlen in Russland statt: Startet Putin die „Operation Nachfolger“?
Die Präsidentschaftswahlen 2024 in Russland stehen kurz bevor. Die erste Runde soll am 17. März stattfinden. Es wird erwartet, dass Putin bald seine Kandidatur für eine weitere Amtszeit bekannt gibt. Durch Verfassungsänderungen, die vor dem Krieg in der Ukraine vorgenommen wurden, kann der russische Anführer bis 2036 an der Macht bleiben. Die zweite Option bestehe darin, dass „Putin wirklich darüber nachdenkt, die Operation Nachfolger zu starten“, mutmaßte Gallijamow.
Machtverhältnisse in Russland
Das unabhängige russische Medium Meduza berichtete im Mai 2022, dass Kreml-Insider privat über eine Liste potenzieller Nachfolger diskutierten, falls Putin wegen des Ukraine-Kriegs gestürzt werden sollte. Die dritte Option sei laut Gallijamow, dass Putin „darüber nachdenkt, jemandem den Kopf abzureißen, der ihm an Popularität nahesteht.“
In Putins Sicherheitsdienst herrscht Misstrauen. Ein ehemaliger FSO-Mitarbeiter erzählt von Putins Reichtum und der unangenehmen Arbeitsatmosphäre. (cgsc)