Umfrage-Knall: Aiwanger-Skandal verhagelt endgültig Söders Kanzlerplan – Anhänger wollen einen anderen

Vorentscheidung in der K-Frage? Wegen des Aiwanger-Skandals ist Markus Söder (CSU) laut Umfrage nicht mehr die Nummer eins in der Union. Wem macht er Platz?
München – Erst miese Umfragewerte für die Partei, nun auch der Absturz im persönlichen Beliebtheitsranking: Markus Söder (CSU) muss eine neue Niederlage hinnehmen. Erstmals seit mehreren Jahren ist Bayerns Ministerpräsident nicht mehr der beliebteste Unionspolitiker in Deutschland. Das geht aus einer neu veröffentlichten Insa-Umfrage im Auftrag der Bild-Zeitung hervor. Demnach stieß ihn jetzt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) vom Thron. Mit Blick auf eine mögliche Entscheidung um eine Kanzlerkandidatur dürfte die Entwicklung nicht nur in München für Zähneknirschen sorgen.
Neue Umfrage: Wüst zieht nach Aiwanger-Affäre an Söder vorbei
Laut der aktuellen Insa-Umfrage büßte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jetzt mehr als zwei Prozentpunkte ein und schafft es in dem deutschlandweiten Beliebtheitsranking mit 42,2 Prozent nur noch auf den dritten Platz. Damit wurde er knapp von Hendrik Wüst (CDU) als beliebtester Unionspolitiker von Platz eins verdrängt. Der NRW-Ministerpräsident schafft es auf 42,9 Prozent und liegt nun an Position zwei hinter SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius (51,3). Weit abgeschlagen ist CDU-Parteichef Friedrich Merz (37,1) auf Platz 14.
Vor Bayern-Wahl: Aiwanger zieht Söder in Umfragen herunter
Vier Wochen vor der Bayern-Wahl ist die Umfrage für Söder ein harter Schlag. Seit den Corona-Jahren hatte er unangefochten die Nummer eins in den Reihen der Union. Doch die Aiwanger-Affäre kostet ihn zunehmend an Ansehen – und vielleicht auch bei der Landtagswahl das Amt?
So drückt der Wirbel um die Flugblatt-Affäre von Hubert Aiwanger (Freie Wähler) aktuell die Umfragewerte der CSU. Aiwanger wurde vorgeworfen, vor 35 Jahren ein antisemitisches Pamphlet verfasst und an seiner Schule verteilt zu haben. Bayerns Vize-Regierungschef bestreitet dies, der Verfasser soll stattdessen sein Bruder Helmut sein. Doch es tauchen immer neue Anschuldigungen gegen den heutigen Chef der Freien Wähler auf. Nach der Beantwortung von 25 Fragen und einer Sondersitzung im bayerischen Landtag lehnt Söder eine Entlassung des Wirtschaftsministers aber ab.
Flugblatt-Affäre von Aiwanger drückt aktuell die Umfragewerte für CSU
Innerhalb der Unionsanhängerschaft wird dies jedoch offensichtlich weiterhin kritisch gesehen. Im Bayerntrend verzeichnete die CSU bereits einen Absturz auf ein historisches Tief. Während die Freien Wähler sogar von der Affäre zu profitieren scheinen, kommen die Christsozialen nicht mehr über 36 Prozent hinaus – was im Stammland der Partei einer kleinen Katastrophe gleicht. Zwar könnte es bei der Bayern-Wahl weiterhin knapp für eine Mehrheit der bisherigen Landesregierung reichen, aber seine möglichen Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur müsste Söder wahrscheinlich trotzdem begraben.
Streit um K-Frage: Kanzlerkandidatur rückt für Söder in weite Ferne
Zuletzt hatte es immer wieder Streit um die K-Frage in der Union gegeben. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll Söder ursprünglich einer Kandidatur nicht abgeneigt gewesen sein – vorausgesetzt, er würde seine Partei zu neuen Höhen verhelfen und mehr als 40 Prozent holen. Offiziell hatte er zuletzt eine Kanzlerkandidatur für 2025 aber bei Markus Lanz ausgeschlossen. Doch selbst, wenn er noch insgeheim gehofft haben könnte, nach einer Nominierung sieht es derzeit ohnehin nicht mehr aus. Stattdessen richtet sich der Fokus einmal mehr in Richtung Nordrhein-Westfalen.
Offiziell will die Partei erst im kommenden Jahr über die K-Frage entscheiden. Doch Wüst hatte erst vor wenigen Wochen selber seine Ambitionen für eine Kanzlerkandidatur unterstrichen. In einem Zeitungsinterview hatte er zwar darauf hingewiesen, dass sein Platz derzeit in NRW sei – doch eine Kandidatur hatte er auch nicht abgelehnt. In Berlin hatte er damit wütende Reaktionen beim Parteichef ausgelöst. Merz gilt selber als möglicher Kandidat. Immerhin hätte er als Vorsitzender eine Art Vorgriffrecht. Doch die Zahlen nützen jetzt eher Wüst – und nicht Merz oder Söder. (jkf)