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„Da hört der Spaß auf!“ - Tagesthemen-Kommentator zeigt Verständnis für Corona-Demos

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Von: Judith Braun

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In einem Tagesthemen-Kommentar äußerst sich SWR-Korrespondet Michael Stempfle zu den Corona-Demonstranten - und bringt durchaus Verständnis für sie auf.

Stuttgart - Es war ein Bild, das angesichts der Mindestabstands-Vorgaben wegen Corona irritierte und manche durchaus empörte: Am vergangenen Wochenende gingen Tausende von deutschen Bundesbürgern zusammen auf die Straße*, um genau gegen solche Maßnahmen zu demonstrieren. 

Kritik an den mancherorts unachtsamen Corona-Maßnahmen-Gegnern wurde von vielen Seiten laut. Ihnen wurde die Anhängerschaft von rechtsextremen Gruppen, eine linksradikale Orientierung oder der Glaube an Verschwörungstheorien* vorgeworfen. Warum der Wille zur Corona-Auflehnung per se jedoch durchaus berechtigt sein kann, dafür argumentierte SWR-Korrespondent Michael Stempfle in seinem Kommentar für die Tagesthemen - und zeigt Verständnis für Demo-Teilnehmer.

ARD: Tagesthemen-Kommentar über Corona-Demons - „Massiver Eingriff in unsere Rechte“

Wenn Bürger demonstrieren, dann sei das grundsätzlich erstmal ihr gutes Recht, so Stempfle. „Jetzt sagen viele, ja da mischten Verschwörungstheoretiker und Nazis mit! Und das sei gefährlich.“ Dem stimmt Stempfle zu und betont, wer gemeinsam „mit Nazis demonstriert, spuckt auf unsere Demokratie und all die Errungenschaften.“ Dennoch: Er will sich mit seiner Analyse der Situation objektiv nähern. Im Fokus stehe Verständnis für die Hintergründe: Was treibe die Menschen derzeit dazu, auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren?

ARD-Tagesthemen: Kommentator zeigt Verständnis für Corona-Demonstranten

Am Anfang, so Stempfle, muss man genau hinschauen und sich fragen „Warum sind einige so aufgebracht?“. Dafür hat er sogleich eine Erklärung parat: Hinter der Abwehr der Corona-bedingten Maßnahmen stünden oftmals Existenzängste der Bürger. Davon betroffen seien beispielsweise „Studierende, die ihre Jobs verloren haben und Berufstätige, die keine Betreuung für ihre Kinder finden“. 

Neben diesen Ängsten und Unsicherheiten komme auch noch der Vertrauensverlust in die Politik hinzu. Er kritisiert dazu explizit die anhaltenden Grenzschließungen zum Nachbarland Frankreich, die zu Beginn der Pandemie aufgrund des zu dieser Zeit eingestuften Hochrisikogebiets Elsass durchaus noch nachvollziehbar gewesen seien. Die Verlängerung habe jedoch für ihn keinen Sinn mehr ergeben. Er bemängelte besonders die fehlende Diskussion und die beinahe unterlassene Gegenwehr der Opposition gegen die Verlängerung. 

Und dann wird er deutlich: “Da hört der Spaß auf!“ Denn das Reiseverbot für EU-Bürger* sieht er als „massiver Eingriff in unsere Rechte“ an. Auch beim Thema Impfpflicht bedarf es seiner Meinung nach einer stärkeren Klarheit und offeneren Auseinandersetzung. 

Coronavirus: Das rät der Tagesthemen-Kommentator der Politik als Lösungsansatz

Sein Lösungsvorschlag ist deshalb mehr Transparenz vonseiten der Politik gegenüber den Bürgern. Gäbe es keine Erklärung, warum eine Maßnahme eingeführt oder behalten wird, müsse die Regierung mit dem Zorn der Menschen rechnen. 

Für ihn ist der Weg deshalb klar: „Wenn die Argumente nicht alle auf dem Tisch liegen, dann kommt erst das Misstrauen - und danach die Anfälligkeit für Verschwörungstheorien und Nazis.“ Um dem entgegenzuwirken, appelliert er an die Politik, sollten nur die nötigsten Maßnahmen gegen Covid-19 eingeführt und detailliert über sie diskutiert werden.

Ein weiterer ARD-Kommentar kritisierte indessen die Debatte um die Rückkehr zur Normalität, denn: „Es wird keine Rückkehr zur Normalität mehr geben.“

Wegen diverser vermeintlicher Expertenmeinungen zum Coronavirus schlägt der Virologe Christian Drosten Alarm und macht einen Vorschlag für Lokale ohne Außenbereich.

*merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

jbr 

Es ist für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die erste Regierungsbefragung im Jahr 2020 - Thema ist natürlich die Corona-Krise.

Das Coronavirus scheint sich auch über Aerosole zu übertragen - damit wäre die Abstandsregel ad absurdum geführt.

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