ARD-Kommentar erhebt schwere Vorwürfe gegen Trump - „Für mich chancenlos“

Donald Trump hatte ein Jahrhundertwerk angekündigt - jetzt ist klar: Sein Friedensplan ist sehr einseitig. Und scheinbar gleicht er einer Brandstiftung, findet ARD-Korrespondentin Susanne Glass.
- US-Präsident Donald Trump hat dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu seinen Nahost-Friedensplan vorgestellt.
- Der Plan stößt bei den Israelis auf Zustimmung.
- Donald Trump lege damit „die brennende Lunte ans Pulverfass“, findet Susanne Glass in ihrem Kommentar.
Tel Aviv - US-Präsident Donald Trump hatte ein Jahrhundertwerk angekündigt - eine langersehnte, oft gescheiterte Zwei-Staaten-Lösung für Nahost. Rund ein Jahr hatte die Welt auf diesen „Friedensplan“ gewartet.
Als Trump seinen Plan nun der politischen Führung Israels vorstellte, erklärte sich der Chef der Übergangsregierung in Israel, Benjamin Netanjahu, überraschend bereit mit der palästinensischen Führung zu sprechen. Doch die Stimmung in den Palästinenser-Gebieten scheint alles andere als friedlich. Inzwischen hat die Palästinenserführung Trumps Nahost-Plan wütend zurückgewiesen.
Das war zu erwarten, findet ARD-Korrespondentin Susanne Glass. Vielmehr noch: Wenn es nun eskaliert, dann hat Trump auch Schuld, sagt sie indirekt in ihrem Kommentar.
Nicht vorzuwerfen sei US-Präsident Donald Trump*, dass er unkonventionell an den Nahost-Konflikt herangehe, so die ARD Korrespondentin. „Jahrzehntelang haben US-Präsidenten auf der Basis der Vereinbarung von Oslo“ versucht Frieden zu stiften, zwischen Israelis und Palästinensern. Die Zwei-Staaten-Lösung sei immer unrealistischer geworden, so Glass, „weil Israel mit dem Bau von Siedlungen im Westjordanland Tatsachen geschaffen hat“.

Donald Trump: ARD-„Tagesthemen“-Kommentar mit schweren Vorwürfen gegen US-Präsident
In Anbetracht der wichtigsten Punkte für Trumps Zwei-Staaten-Lösung: Die Siedlungen soll Israel behalten, das Jordantal auch und Jerusalem als Hauptstadt. Ein Schlag ins Gesicht der Palästinenser, meint Glass. „Wer den Eindruck erweckt, sie müssten auf ihre heiligen Stätten in Jerusalem verzichten, der legt die brennende Lunte ans Pulverfass“, sagt die ARD-Kommentatorin und bezeichnet den US-Präsidenten damit als Brandstifter in Nahost.
Bei einem solchen Vorschlag würden auch die Milliarden Dollar nicht helfen, die Trump* verspricht, sollten die Palästinenser den USA-Israel-Deal akzeptieren - der „ohne ihre Beteiligung geschlossen wurde“.
Video: Trump - Nahost-Plan sieht Zwei-Staaten-Lösung vor
ARD-„Tagesthemen“: Kommentatorin mit schweren Vorwürfen gegen Donald Trump - Ist er Schuld, wenn Nahost eskaliert?
Mit gutem Timing und Fingerspitzengefühl ließen sich Konflikte lösen, so Glass. Nicht unbedintgt Trumps* Stärken, heißt es weiter. Unabhängig von der Konfliktlösung hätten Trump und Netanjahu ihr Timing dennoch gut gewählt. „Der eine lenkt vom Amtsenthebungsverfahren ab, der andere von Korruptionsvorwürfen“, die aktuell gegen Netanjahu in Jerusalem verhandelt werden.
„Die Chance des Jahrhunderts von Frieden in Nahost - ohne die Palästinenser als Verhandlungspartner - für mich unter diesen Umständen derzeit leider chancenlos“, sagt Glass.
Der Umgang mit dem Klimawandel wird emotional diskutiert - und neuerdings auch die Fortbewegungsart des Fliegens. Ein „Tagesthemen“-Kommentar mit klarer Forderung erhitzt erneut die Gemüter.
nai
*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.