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Merkel verteilt Spitzen gegen Trump und erhält deutliche Reaktionen - doch eine fehlt

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Von: Maximilian Kettenbach, Alexander Kaindl

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Angela Merkel bei ihrer Rede in Harvard.
Angela Merkel bei ihrer Rede in Harvard. © dpa / Omar Rawlings

Bundeskanzlerin Merkel hat an der US-Eliteuni Harvard eine Rede gehalten und Spitzen gegen US-Präsident Trump verteilt. Die Reaktionen waren deutlich.

Update vom 31. Mai, 16.05 Uhr: Mehr Wahrheit, weniger Lügen - Bundeskanzlerin Angela Merkel machte bei ihrer Rede an der US-Eliteuni Harvard deutlich, wofür sie stehen möchte und was sie von US-Präsident Donald Trump erwartet. Von den Absolventen erntete sie für ihre Aussagen viel Zuspruch - Trump dürften die Spitzen gegen seine Person und seine Politik eher weniger gefallen haben.

Die nationale und internationale Presse hat auf Merkels Rede reagiert und darin offenbar viel Gutes gehört: The Boston Globe schrieb beispielsweise, dass Trump scharf und nicht unbedingt versteckt zurechtgewiesen wurde. Die New York Times war der Meinung: „Merkel weist Trumps Weltbild zurück.“ Die Nachrichtenagentur Bloomberg titelte: „Harvard jubelt Merkel zu – Attacke auf Trumps Politik der Täuschung“.

Merkel-Rede in Harvard: Spitzen gegen Trump

Der Fernsehsender Fox News, der als Sprachrohr des Präsidenten gesehen wird, brachte nur eine kurze Zusammenfassung der Rede - mit der Überschrift: „Merkel nutzt Harvard-Rede für Seitenhieb auf Trump“. Der 72-Jährige hatte sich selbst bislang nicht zu Merkels Rede geäußert, ansonsten gilt der US-Präsident als sehr reaktionsfreudig und teilt seine Meinung gerne über seinen Twitter-Kanal.

In den deutschen Medien erhielt Merkel ebenfalls anerkennende Worte für ihre Rede. Für die Welt war der Auftritt „ungewohnt philosophisch“, für die Zeit war es ein „weltoffener Abschiedsgruß“. Für Merkel ging es nach ihrer Rede wieder zurück nach Deutschland - dort traf sie US-Außenminister Pompeo.

Merkel stichelt in Harvard gegen Trump - und spricht über ihre Zukunft

Update vom 30. Mai, Update 23.20 Uhr: Bei ihrer Rede an der US-Eliteuni Harvard hat Angela Merkel nicht nur in Richtung Donald Trump gestichelt - sondern auch über ihre persönliche Zukunft gesprochen. „Und wer weiß, was für mich nach dem Leben als Politikerin folgt“, orakelte die Kanzlerin. „Es ist völlig offen. Nur eines ist klar: Es wird wieder etwas anderes und neues sein.“

Mit diesem für Merkel ungewöhnlichen sehr persönlichen Einblick dürfte die Kanzlerin erneut auch ein Zeichen gegen Spekulationen gesetzt haben, sie könne ihre Arbeit nach dem Ende der Kanzlerschaft entgegen früherer Beteuerungen doch in der Politik fortsetzen.

Der Moment der Offenheit sei auch ein Moment des Risikos, sagte Merkel zu Beginn dieses sehr persönlichen, fast philosophischen Teils ihrer Rede vor den Harvard-Absolventen. „Das Loslassen des Alten gehört zum Neuanfang dazu. Es gibt keinen Anfang ohne ein Ende. Keinen Tag ohne Nacht. Kein Leben ohne den Tod.“ Das ganze Leben bestehe aus der Differenz, dem Unterschied zwischen dem Beginnen und dem Beenden. „Das, was dazwischen liegt, nennen wir Leben und Erfahrung.“

Ehrendoktor Merkel spricht in Harvard - und setzt Spitzen gegen Trump

Update vom 30. Mai, Update 22.30 Uhr: Am Donnerstagnachmittag deutscher Zeit war Angela Merkel (CDU) an der US-Elite-Uni Harvard die Ehrendoktorwürde verliehen worden - Stunden später trat die Kanzlerin selbst ans Mikrofon. In Abwesenheit von US-Präsident Donald Trump richtete Merkel gleich mehrere Appelle an die Zuhörer und die internationale Gemeinschaften. Die meisten davon ließen sich auch als Kritik an Trump verstehen.

So rief Merkel zu „Wahrhaftigkeit gegenüber anderen und uns selbst“ auf. „Dazu gehört, dass wir Lügen nicht Wahrheit nennen und nicht Wahrheit Lügen“, erklärte sie in ihrer Rede an der US-Eliteuniversität. Für diese Aussage bekam sie starken Beifall, viele Zuhörer standen auf und applaudierten. Man müsse fest zu den unveräußerlichen Werten stehen und danach handeln. Bei allem Entscheidungsdruck dürfe man nicht immer den ersten Impulsen folgen, „sondern zwischendurch einen Moment innehalten, schweigen, nachdenken, Pause machen“.

Zudem rief die Kanzlerin die internationale Gemeinschaft zu leidenschaftlichem Einsatz für Demokratie und Werte auf. Freiheit, Demokratie, Frieden und Wohlstand seien nicht selbstverständlich, rief Merkel am Donnerstagabend unter dem Beifall von rund 20 000 Absolventen, Angehörigen und Professoren in einer ungewöhnlich emotionalen Rede an der US-Eliteuniversität Harvard. „Nichts ist selbstverständlich“, warnte Merkel. „Aber wenn wir die Mauern, die uns einengen, einreißen, wenn wir ins Offene gehen und Neuanfänge wagen, dann ist alles möglich.“

Merkel Ehrengast der Universität Harvard in Cambridge
Angela Merkel bei ihrer Rede in Harvard. © dpa / Omar Rawlings

„Mauern können einstürzen“, Diktaturen verschwinden, die Erderwärmung könne gestoppt, der Hunger besiegt und Krankheiten könnten ausgerottet werden, rief Merkel den Absolventen zu. Menschen und vor allem Mädchen müsse Zugang zu Bildung verschafft werden, man könne die Ursachen von Flucht und Vertreibung bekämpfen - „das alles können wir schaffen“. Die Kanzlerin betonte: „Fragen wir nicht zuerst, was nicht geht, sondern was möglich ist.“

„Mehr denn je müssen wir multilateral statt unilateral denken und handeln“, sagte Merkel. Gehandelt werden müsse global statt national, weltoffen statt isolationistisch - „gemeinsam statt alleine“. Protektionismus und Handelskonflikte gefährdeten den freien Welthandel und damit die Grundlage des Wohlstands, warnte Merkel, ohne US-Präsident Donald Trump zu nennen.

Mit Blick auf den von Menschen verursachten Klimawandel und die daraus folgenden Krisen sagte die Kanzlerin, man müsse „alles Menschenmögliche tun, um diese Menschheitsherausforderung wirklich in den Griff zu bekommen“. Noch sei dies möglich. „Doch dazu muss jeder seinen Beitrag leisten“, sagte Merkel. „Das sage ich auch selbstkritisch“ - man müsse hier besser werden. Sie werde sich deshalb „mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass Deutschland 2050 das Ziel der Klimaneutralität erreichen werde. „Veränderungen zum Guten sind möglich, wenn wir sie gemeinsam angehen. In Alleingängen wird das nicht gelingen.“

US-Eliteuni verleiht Merkel Ehrendoktor - und feiert ihren umstrittensten Satz

Update vom 30. Mai, 18.30 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel hat die Ehrendoktorwürde der US-Eliteuniversität Harvard erhalten. Harvard-Präsident Larry Bacow verlieh Merkel die Auszeichnung am Donnerstag bei einer feierlichen Zeremonie in der Hochschule in Cambridge, einem Vorort von Boston. Die Universität würdigte unter anderem, Merkels bisherige Zeit im Amt sei geprägt gewesen von Pragmatismus und kluger Entschlossenheit.

Explizit lobte die Universität Merkels Slogan „Wir schaffen das“ in der Flüchtlingskrise, der ihr in Deutschland viel Kritik eingebracht hatte. Merkels Entscheidung, in großer Zahl Migranten und Flüchtlinge ins Land zu lassen, habe ihren Willen gezeigt, für das einzustehen, was sie für richtig halte - auch wenn dies unpopulär sei. Das Gleiche gelte etwa auch für ihr Vorgehen in der europäischen Schuldenkrise.

Merkel Ehrengast der Universität Harvard in Cambridge
Merkel Ehrengast der Universität Harvard in Cambridge © dpa / Steven Senne

Merkel bekam bei der Verleihung viel Applaus. Während der Ehrung brandete mehrfach Beifall von Absolventen und anderen Zuhörern auf.

Am späten Donnerstag deutscher Zeit (ca. 21.45 Uhr MESZ) wollte Merkel eine Rede vor Absolventen der Universität halten. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen mit US-Präsident Donald Trump wurde die Ansprache mit Spannung erwartet. Es werde „keine klassische politische Rede sein, sondern eine Rede, die auch mein Leben den Studenten nahebringt und die daraus entstandenen Lehren dann auch beinhaltet“, hatte Merkel kürzlich dem US-Sender CNN gesagt.

Erstmeldung: Merkel in Gänsehaut-Video verehrt wie eine Legende

Cambridge - Kanzlerin Angela Merkel hält am Donnerstag (ca. 21.45 Uhr MESZ) vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen mit US-Präsident Donald Trump eine mit Spannung erwartete Rede an der US-Eliteuniversität Harvard. Ihre Ansprache vor Absolventen werde „keine klassische politische Rede sein, sondern eine Rede, die auch mein Leben den Studenten nahebringt und die daraus entstandenen Lehren dann auch beinhaltet“, hatte Merkel kürzlich dem US-Sender CNN gesagt. Ein Treffen mit Trump ist nicht geplant.

Nach Angaben eines deutschen Regierungssprechers hatte die US-Seite frühzeitig mitgeteilt, dass der Präsident an diesem Tag nicht in Washington sein werde. Trump spricht am Donnerstag vor Absolventen der US Air Force Academy im US-Bundesstaat Colorado - fast 3000 Kilometer von Harvard entfernt.

Merkel über Trump-Beziehung: „Mal einfacher, mal komplizierter“

Merkel hatte in dem am Dienstag ausgestrahlten CNN-Interview mit Blick auf die Beziehungen zu den USA gesagt: „Wir haben die Verpflichtung, miteinander zu reden, auch um Lösungen zu ringen. Das geht mal einfacher, mal ist es komplizierter.“ Auf die Frage, ob sie Trump als einen „Freund“ betrachte, antwortete die Kanzlerin: „Wir haben eine enge Zusammenarbeit. Die ergibt sich einfach aus den Problemen, die wir gemeinsam lösen müssen.“

Merkel traf am Mittwochabend in Boston im Nordosten der USA ein. Von der Harvard-Universität in Cambridge - einem Vorort von Boston - wird sie vor ihrer Ansprache mit der Ehrendoktorwürde geehrt. Für Harvard-Präsident Larry Bacow gehört die Kanzlerin zu den „am meisten bewunderten und einflussreichsten Staatsleuten unserer Zeit“. Sie ist damit in einem Club mit den Physik-Genies Albert Einstein und Steven Hawking oder Südafrikas erstem farbigen Präsidenten Nelson Mandela.

Merkel in Deutschland umstritten - in den USA verehrt

Während Merkel in Deutschland - vor allem - aufgrund der Flüchtlingspolitik aus dem Jahr 2015 umstritten ist, scheint sie in den USA einen enormen Status zu haben. Für die New York Times ist sie seit dem Wahlsieg Donald Trumps 2016 die „letzte Verteidigerin der freien Welt“. 

Die Harvard-Uni widmete ihr vorab ein Ankündigungs-Video, in welchem die Veranstalter Merkel feiern wie eine Legende. „Jetzt, da national-populistische Kräfte wieder drohen, einen Großteil Europas zu erobern und die Beziehungen zwischen den USA und dem Kontinent zu untergraben, begrüßt Harvard erneut eine zentrale demokratische Persönlichkeit. Eine Frau, die allgemein als die angesehenste Führungspersönlichkeit der Welt gilt: die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel“, schwelgt die Zeitung „Harvard Gazette“ laut Bild-Zeitung in einem Bericht. In der Überschrift heißt es: „Die Physikerin, die eine Welt-Politikerin wurde.“

Merkel muss sich massiver Trump-Kritik erwehren

Vor Merkel sprachen schon ihre Amtsvorgänger Konrad Adenauer (1955), Helmut Schmidt (1979) und Helmut Kohl (1990) sowie Bundespräsident Richard von Weizsäcker (1987) vor Harvard-Absolventen.

Bereits am Donnerstagabend wird die Kanzlerin zurück nach Berlin reisen, wo am Freitag ein Treffen mit US-Außenminister Mike Pompeo geplant ist.

Trump übt immer wieder Kritik an Deutschland und auch an der Kanzlerin selbst, besonders wegen Merkels Migrationspolitik. Der US-Präsident beklagt seit langem eine unfaire Lastenteilung in der Nato und attackiert vor allem Deutschland wegen des vergleichsweise niedrigen Anteils seiner Verteidigungsausgaben am Staatshaushalt. Die USA kritisieren zudem den Bau der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland.

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