Beliebte Internetseite ist in der Türkei gesperrt - Gerichtshof für Menschenrechte alarmiert
Das große Online-Lexikon Wikipedia ist weltweit bekannt und beliebt. In der Türkei ist die Seite allerdings gesperrt. Das soll sich nun ändern.
- Das Online-Lexikon Wikipedia ist in der Türkei gesperrt.
- Der Betreiber reichte Klage beim europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein.
- Das türkische Verfassungsgericht beschäftigt sich mit dem Fall.
Istanbul - Das türkische Verfassungsgericht hält die seit rund zweieinhalb Jahren geltende Sperre von Wikipedia in der Türkei für rechtswidrig und fordert ihre Aufhebung. Das berichteten am Donnerstag Medien wie die Zeitung „Cumhuriyet“ und die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Die Blockade des Online-Lexikons verstoße nach Ansicht des Gerichts gegen die Meinungsfreiheit. Das Urteil sei für die Umsetzung an ein Gericht in Ankara übermittelt worden.
Wikipedia in der Türkei gesperrt: Verfassungsgericht kämpft für Aufhebung
Von der Organisation Wikimedia Deutschland hieß es dazu: „Das ist ein großer Erfolg! Die Welt kann nun wieder am Wissen der aktiven türkischen Freiwilligen-Community in allen Sprachversionen der Wikipedia teilhaben.“ Freies Wissen über die Türkei müsse auch aus der türkischen Bevölkerung heraus wachsen, sonst werde der Blick auf das Land auf Dauer verfälscht, sagte der geschäftsführende Vorstand Abraham Taherivand.
Beschwerde beim europäischen Gerichtshof für Menschenrechte: Wikipedia wehrt sich
Wikipedia hatte über die hinter der Plattform stehende US-Organisation Wikimedia Foundation sowohl beim Verfassungsgericht als auch beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) eine Beschwerde gegen die Sperrung des Internet-Lexikons eingereicht.
Wikipedia seit über zwei Jahren gesperrt: Türkei wirft Online-Lexikon Rufschädigung vor
Wikipedia ist seit April 2017 in der Türkei nicht mehr aufrufbar. Als Grund für die Sperrung hatte die türkische Telekommunikationsbehörde damals angegeben, auf der Website würde fälschlicherweise behauptet, die Türkei unterstütze Terrororganisationen. Wikimedia Deutschland sagt, der ursprüngliche Gerichtsbeschluss zur Begründung des Verbots habe sich auf zwei englischsprachige Wikipedia-Artikel berufen, die demnach rufschädigend für die Türkische Republik seien. Derzeit werde Wikipedia nur noch in China vollständig blockiert.
Generell behält die türkische Regierung das Internet in wachsamen Augen. Kritische Facebook-Beiträge können sogar gemeldet werden. Die Zahl der angezeigten Deutsch-Türken zeigt, wie lang der Arm der Regierung ist.
Wikimedia kümmert sich um die Server, entwickelt die Software-Plattform weiter und fördert freies Wissen, etwa durch Projekte in Schulen und Universitäten. Wikimedia finanziert sich vor allem über Spenden.
Währenddessen sorgt auch der Syrien-Konflikt für reichlich Diskussionen. Erdogan soll gar die Waffenruhe in Syrien gebrochen haben. Donald Trump verhängt Sanktionen gegen die Türkei und die deutschen Grünen fordern harte Strafen Europas.
dpa