Vor Treffen mit Merkel: Weiterer Ärger mit Erdogan - immer mehr Deutsche in der Türkei festgesetzt

Das Verhältnis zur Türkei bleibt angespannt: Die Zahl der dort festgesetzten Deutschen hat sich zuletzt verdoppelt - die Nachricht kommt kurz vor einem heiklen Treffen.
- Am Freitag treffen sich Kanzlerin Angela Merkel und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.
- Kurz zuvor sorgen neue Zahlen für Verstimmung: Immer mehr Deutsche sitzen in der Türkei fest.
- Unklar ist, in wievielen Fällen politische Gründe für Ausreisesperren geltend gemacht wurden.
Istanbul/Ankara - Die Anzahl der deutschen Staatsbürger, die aufgrund von Ausreisesperren in der Türkei festsitzen, ist rasant gestiegen. Der Bundesregierung seien zurzeit 74 solcher Fälle bekannt, teilte das Auswärtige Amt auf Anfrage mit.
Türkei: Zahl der mit Ausreisesperren belegten Deutschen hat sich fast verdoppelt
Damit hat sich die Zahl seit Ende August fast verdoppelt. Damals war noch von 38 deutschen Staatsbürgern die Rede gewesen, die die Türkei aufgrund von Ausreisesperren nicht verlassen dürfen. Im November waren 55 Bundesbürger betroffen.
Die Zahl der in der Türkei inhaftierten Deutschen blieb dagegen weitestgehend konstant. Nach offiziellen Angaben befinden sich zurzeit 59 Deutschen in türkischer Haft, im November waren es 60. Das Auswärtige Amt erhebt allerdings nicht mehr öffentlich, wie viele Fälle kriminelle Hintergründe haben oder „politisch“ sind - bei denen es also etwa um Terrorvorwürfe oder Präsidentenbeleidigung geht. Der Umgang der Regierung von Recep Tayyip Erdogan mit Oppositionellen steht in der Kritik.
Türkei: Merkel trifft am Freitag Erdogan - heikle Gespräche drohen
Das Thema dürfte am Freitag auch beim Treffen der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Erdogan in Istanbul zur Sprache kommen. Bundesaußenminister Heiko Maas hatte im November betont, dass die Inhaftierung von Deutschen einer Normalisierung der Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland im Wege stehe und dass die Fälle gelöst werden müssten.
Merkel und Erdogan waren sich zuvor am Sonntag beim Libyen-Gipfel in Berlin begegnet. Zuletzt hatte auch die EU die Türkei mit Kürzungen der finanziellen Zuwendungen belegt. Die Europäische Union ist wegen des fragilen Türkei-Deals allerdings auf Erdogans Unterstützung angewiesen. Vor Merkels Besuch in der Türkei, macht Erdogan noch einmal massiv Druck - und erhebt einen Vorwurf.
dpa/fn
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