Neue Verhandlungen im Ukraine-Krieg? Friedensinitiative will jetzt „Regulierung der Lage ermöglichen“
In Cherson kommt es zu massiven Beschädigungen an einem Staudamm. Wagner-Boss Prigoschin macht Moskau heftige Vorwürfe. Der News-Ticker.
- Wagner-Boss: Jewgeni Prigoschin unterstellt Kreml „wilde Fantasien“
- Explosion am Staudamm: Wolodymyr Selenskyj beruft Sicherheitsrat ein
- Alle Neuigkeiten aus dem Ukraine-Krieg in unserem News-Ticker. Die Informationen stammen teils von den Kriegsparteien aus Russland oder der Ukraine. Sie lassen sich oftmals nicht unabhängig überprüfen.
Update vom 6. Juni, 14.40 Uhr: Eine afrikanische Friedensinitiative unter der Leitung von Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa will in wenigen Tagen nach Russland und in die Ukraine reisen. Die Gruppe afrikanischer Staatschefs wolle mit Russlands Präsident Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über die Voraussetzungen für einen Waffenstillstand und einen dauerhaften Frieden sprechen, teilte die südafrikanische Präsidentschaft am Dienstag mit.
Die Reise soll den Angaben zufolge Mitte Juni stattfinden. Ein genaues Datum gab Südafrikas Regierung nicht bekannt. Zu der Initiative gehören außerdem die Staatschefs aus Ägypten, dem Senegal, Uganda, Sambia, den Komoren sowie der Präsident der Afrikanischen Union. Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte der Nachrichtenagentur Interfax zufolge bereits im Mai gesagt, Russland sei bereit, „sehr aufmerksam alle Vorschläge anzuhören, die eine Regulierung der Lage in der Ukraine ermöglichen“.

Staudamm im Ukraine-Krieg zerstört: Kiew will sämtliche „Wasserhindernisse überwinden“
Update vom 6. Juni, 12.45 Uhr: Durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms wollen sich die ukrainischen Streitkräfte nach eigenen Angaben nicht von der Rückeroberung russisch besetzter Gebiete abhalten lassen. Die Ukraine verfüge über „alle notwendigen Boote und Pontonbrücken, um Wasserhindernisse zu überwinden“, hieß es in einer Mitteilung der Abteilung für strategische Kommunikation vom Dienstag (6. Juni).
Die russischen Besatzer hätten den Staudamm im Süden der Ukraine „aus Angst vor der ukrainischen Armee“ gesprengt, schrieb das Militär auf Telegram. Die russischen Truppen könnten den professionell ausgebildeten und mit neuesten Waffen ausgestatteten Ukrainern nicht standhalten, hieß es weiter.
Jewgeni Prigoschin unterstellt Kreml „wilde Fantasien“
Update vom 6. Juni, 11.10 Uhr: Jewgeni Prigoschin, Chef der Wagner-Gruppe, hält russische Angaben zu „massiven Verlusten“ beim ukrainischen Militär für nicht glaubwürdig. Angaben des russischen Verteidigungsministeriums, wonach das Militär bei der Abwehr einer ukrainischen Offensive insgesamt „1500 Soldaten“ getötet und mehr als 28 gepanzerte Fahrzeuge zerstört habe, seien „wilde Fantasien“, teilte Prigoschin auf Telegram mit.
„Eineinhalbtausend Menschen an nur einem Tag (…) zu vernichten wäre ein solches Massaker“, erklärte Prigoschin und fügte hinzu, er halte die Angaben aus Moskau für unrealistisch. Am Montag hatte Prigoschin erklärt, ukrainische Truppen seien in der Nähe der lange umkämpften und mittlerweile zerstörten Stadt Bachmut vorgerückt und hätten Gebiete zurückerobert. Die russischen Truppen verließen nun „langsam“ das Dorf Berchiwka. Das sei eine „Schande“, sagte Prigoschin.
Ukraine-Krieg: Zerstörung des Staudamms „Kriegsverbrechen“
Update vom 6. Juni, 10.10 Uhr: EU-Ratspräsident Charles Michel hat die offenbar absichtliche Zerstörung des Staudamms Nowa Kachowka verurteilt. Er sei „schockiert über den beispiellosen Angriff auf den Nowa-Kachowka-Staudamm“, schrieb Michel am Dienstag (6. Juni) im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Die Zerstörung ziviler Infrastruktur gilt klar als Kriegsverbrechen – und wir werden Russland und seine Stellvertreter zur Verantwortung ziehen“, schrieb Michel.
Der Ratspräsident will den Vorfall demnach Ende Juni beim nächsten EU-Gipfel in Brüssel zur Sprache bringen. Es müsse Hilfen für die überfluteten Gebiete in der ukrainischen Region Cherson im Süden des Landes geben, betonte Michel. Seine Gedanken seien bei den „Familien in der Ukraine, die von dieser Katastrophe betroffen sind“.
Explosion am Staudamm Nowa Kachowka: Auch Wasserkraftwerk zerstört
Update vom 6. Juni, 8.55 Uhr: Nach einer schweren Explosion am wichtigen Staudamm im südukrainischen Nowa Kachowka ist das angrenzende Wasserkraftwerk nach Angaben beider Kriegsparteien zerstört. Es sei „offensichtlich“, dass eine Reparatur nicht möglich sei, sagte der russische Besatzungsbürgermeister Wladimir Leontjew am Dienstag (6. Juni) im russischen Staatsfernsehen. Auch der ukrainische Kraftwerksbetreiber sprach von einer kompletten Zerstörung der Anlage.
Ukraine-Krieg: Selenskyj beruft Sicherheitsrat ein
Update vom 6. Juni, 7.40 Uhr: Nach Explosionen an einem wichtigen Staudamm im von Russland besetzten Teil der Südukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Notfall-Sitzung des nationalen Sicherheitsrats einberufen. Das teilte der Sekretär des Rats, Olexij Danilow, am Dienstagmorgen auf Twitter mit. Zuvor hatte die Ukraine den russischen Besatzern vorgeworfen, den Damm in der Region Cherson auf der südlichen Seite des Flusses Dnipro gesprengt und damit möglicherweise schwere Überschwemmungen in Kauf genommen zu haben.
Moskau dementierte das und sprach von ukrainischem Beschuss, der die Schäden am Kachowka-Staudamm ausgelöst haben soll. Die Darstellungen beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Großer Staudamm bei Cherson gesprengt
Update vom 6. Juni, 7.05 Uhr: Im von Russland besetzten Teil der südukrainischen Region Cherson ist nach Angaben der Kriegsparteien ein wichtiger Staudamm nahe der Front schwer beschädigt worden. Kiew und Moskau machten sich am Dienstagmorgen gegenseitig für den Vorfall mit potenziell gravierenden Folgen verantwortlich. Das ukrainische Einsatzkommando Süd teilte mit, die russischen Besatzer hätten den Damm in der Stadt Nowa Kachowka selbst gesprengt. Der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin, warnte, innerhalb von fünf Stunden könne der Wasserstand eine kritische Höhe erreichen.
Auf der linken Seite des Flusses Dnipro, wo auch die von den Ukrainern befreite Gebietshauptstadt Cherson liegt, sei mit Evakuierungen begonnen worden. „Das Ausmaß der Zerstörung, die Geschwindigkeit und Menge des Wassers sowie die wahrscheinlichen Überschwemmungsgebiete werden gerade bestimmt“, erklärte Prokudin.
Die russischen Besatzer hingegen machten ukrainischen Beschuss für die Schäden am Kachowka-Staudamm verantwortlich. „Das Wasser ist gestiegen“, sagte der von Moskau eingesetzte Bürgermeister in Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, staatlichen russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Bislang gebe es aber keine Notwendigkeit, Zivilisten in Sicherheit zu bringen. Die Angaben beider Seiten konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Ukraine-Krieg: Landesweiter Luftalarm und Angriffe auf Kiew
Update vom 6. Juni, 5.50 Uhr: Auch in der Nacht zum Dienstag (6. Juni) gab es Berichten zufolge erneut landesweit Luftalarm in der Ukraine. In den frühen Morgenstunden waren in verschiedenen Bezirken der Hauptstadt Kiew heftige Explosionen zu hören, wie „Ukrajinska Prawda“ berichtete. Laut Militärverwaltung und Bürgermeister Vitali Klitschko sei die Luftabwehr aktiviert worden, so das Internetportal. Im russischen Angriffskrieg verteidigt sich die Ukraine seit der Invasion vom 24. Februar 2022 gegen das Nachbarland.
Ukraine-Krieg: Fast 25.000 zivile Opfer in der Ukraine
Update vom 5. Juni, 22.35 Uhr: Seit Beginn des Ukraine-Krieges gab es laut Vereinten Nationen bislang 24.425 zivile Opfer in der Ukraine. 8.983 Menschen starben und 15.442 wurden verletzt. Das geht aus einem am Montag vom UN-Menschenrechtsbüro (OHCHR) vorgelegten Bericht hervor, der Zahlen bis inklusive 4. Juni einschließt.
Allein im Mai starben 174 Menschen, davon sieben Kinder. Die meisten von ihnen starben durch explosive Waffen mit großflächiger Wirkung, 13 Menschen wurden im Mai durch Minen getötet. 684 Menschen wurden im vergangenen Monat verletzt. Die tatsächlichen Zahlen der Toten und Verletzten seien wahrscheinlich erheblich höher, da Informationen teilweise verzögert eingingen, heißt es im UN-Bericht weiter.
Kämpfer eines nationalistischen Freiwilligenkorps bringen offenbar Ortschaft in Belgorod unter Kontrolle
Update vom 5. Juni, 20.44 Uhr: Kämpfer eines Freiwilligenkorps bestehend aus russischen Nationalisten haben offenbar die Ortschaft Nowaja Tawolschanka in der russischen Region Belgorod komplett unter ihre Kontrolle gebracht. Weil der russische Machtapparat sich nicht für das Schicksal der Region interessiere und die Lage nicht mehr im Griff habe, hätten sie nun das Handeln übernommen, teilte das Russische Freiwilligenkorps RDK am Montag auf Telegram mit.
Die Angaben ließen sich nicht unabhängig bestätigen. Allerdings hatte der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, nach tagelangem Beschuss des Gebiets indirekt eingestanden, in dem Ort nicht mehr Herr der Lage zu sein. In Nowaja Tawolschanka nahe der Stadt Schebekin könnten die noch verbliebenen 100 Menschen nicht gerettet werden, weil dort geschossen werde, sagte Gladkow in einem Video. Die ukrainische Führung hatte zurückgewiesen, etwas „direkt“ mit den Angriffen auf die russische Region zu tun zu haben.
EU verhängt Sanktionen gegen Russen wegen Inhaftierung eines Kreml-Kritikers
Update vom 5. Juni, 20.15 Uhr: Die Europäische Union hat Sanktionen gegen neun Russen im Zusammenhang mit der Inhaftierung des Kreml-Kritikers Wladimir Kara-Mursa verhängt. Unter den Sanktionierten seien der Vize-Justizminister, Richter und andere Justizvertreter sowie ein hochrangiger Gefängnisbeamter, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Montag. Ihre Vermögen wurden demnach eingefroren und ihnen wurde die Reise nach oder durch EU-Länder untersagt.
Ukraine offenbar ausreichend für Gegenoffensive ausgestattet
Update vom 5. Juni, 19.36 Uhr: Dem Außenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, zufolge sei die Ukraine ausreichend ausgestattet, um seine Gegenoffensive zu starten. Das berichtet der britische Guardian. Wann diese beginnen werde, sagte Kuleba jedoch nicht. Der Ansicht des Politikers nach werde die Ukraine mit dieser Gegenoffensive den Sieg einfahren, welcher benötigt werde, um der Nato beizutreten. Der Beitritt in das Bündnis sei dem Außenminister nach erst dann möglich, wenn der aktive Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ein Ende findet.
Ukraine-Krieg: Kiew spricht von Fortschritten in der Ostukraine
Update vom 5. Juni, 18.18 Uhr: Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums können die ukrainischen Streitkräfte im Osten des Landes Fortschritte verzeichnen. Das berichtet die stellvertretende Verteidiungsministerin Hanna Maliar via Telegram. Mannöver werden demnach bei Orikhovo-Vasylivka, Paraskoviivka, Ivanivske und Klischtschijiwka durchgeführt. Die Angaben des ukrainischen Militärs sind jedoch nicht unabhängig überprüft. Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium berichtet, eine ukrainische Gegenoffensive in der Ostukraine abgewehrt zu haben. Ukrainische Offizielle dementieren diese Berichte.
Ukraine-Krieg: Britischer Außenminister Cleverly besucht Selenskyj in Kiew
Update vom 5. Juni, 16.55 Uhr: Der britische Außenminister James Cleverly hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in seiner Hauptstadt Kiew getroffen. Via Telegram bedankte sich Selenskyj für die anhaltende Unterstützung von Großbritannien. Wie der britische Guardian berichtet, seien laut Selenskyj in den vergangenen Wochen „wichtige Verabredungen“ getroffen worden. Großbritannien hat die Ukraine seit Beginn des Kriegs intensiv unterstützt. Mitunter kündigte der britische Premierminister Rishi Sunak bereits vor einigen Wochen an, dass die Ausbildung ukrainische Kampfpiloten an westlichem Gerät bald beginnen könnte.
Ukraine-Krieg: Hälfte der Luftschutzbunker in Kiew nicht einsatzfähig
Update vom 5. Juni, 15.21 Uhr: Eine Untersuchungskommission hat fast die Hälfte der von ihr überprüften Luftschutzkeller in Kiew für nicht einsatzbereit erklärt. „Die Situation bleibt kritisch“, schrieb der ukrainische Minister für strategische Industrien, Olexander Kamyschin, am Montag bei Telegram. Von den rund 1850 überprüften Schutzbunkern waren seinen Angaben nach rund 45 Prozent entweder nicht einsatzbereit oder für die Prüfer nicht zugänglich.
Probleme mit dem Zugang zu Luftschutzräumen soll es in mehreren Stadtbezirken der ukrainischen Hauptstadt geben, wie Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko bei Telegram schrieb. Klitschko verwies zudem darauf, dass die Verwaltungen der einzelnen Stadtbezirke in den vergangenen zwei Jahren rund 1,2 Milliarden Hrywna (etwa 300 000 Euro) für den Bau von Notunterkünften erhalten hätten. Laut Klitschko wird zurzeit noch geprüft, wie diese Mittel genutzt wurden.
Ukraine-Krieg: Kiew will nichts von abgewehrter Gegenoffensive bei Donezk wissen
Update vom 5. Juni, 14.06 Uhr: Nach russischen Angaben wurde eine „große Gegenoffensive“ der ukrainischen Armee in der Region um Donezk abgewehrt worden. Dabei seien mehrere Hundert ukrainischen Soldaten ums Leben gekommen. Russlands Verteidigungsministerium gab via Telegram bekannt, die Gefechte sich an der südlichen Front um Donezk abgespielt hätten. Die Angaben sind nicht unabhängig überprüft.
Auf die russische Berichterstattung hin stellte ein Sprecher der ukrainischen Streitkräfte gegenüber dem amerikanischen Fernsehsender CNN klar, dass Kiew keine Informationen einer derartigen Offensive in der Ostukraine vorliegen würde.
Ukraine-Krieg: Drohnen-Anschläge in Russland könnten von ukrainischem Netzwerk geplant sein
Update vom 5. Juni, 13.23 Uhr: Unlängst sorgten Bilder von einem Drohnen-Anschlag auf den Kreml für internationale Aufregung. Während Moskau die Ukraine für den Angriff verantwortlich machte, bekannte sich jedoch keine Partei offiziell zum Angriff. Jetzt berichtet der amerikanische Fernsehsender CNN, dass ein Netzwerk von Ukraine-Sympathisanten und ukrainischen Agenten in Russland besteht, welches für Drohnenangriffe und Sabotage in Russland verantwortlich sein könnte. CNN bezieht sich dabei auf amerikanische Geheimdienstkreise.
Auch der Drohnen-Angriff auf den Kreml soll von Mitgliedern dieses Netzwerks durchgeführt worden sein. Das Material wurde wohl von der Ukraine bereitgestellt. Die amerikanischen Experten konnten jedoch nicht mit Gewissheit erklären, wie Drohnen die Grenze nach Russland überqueren konnten.
Aus europäischen Geheimdienstkreisen heißt es, dass die Grenze nach Russland äußerst anfällig für Schmuggel und Korruption sei, da sie weit und unübersichtlich sei. „Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass es sich an der Grenze um das ländliche Russland handelt“, führt ein europäischer Offizieller gegenüber CNN weiter aus. „Jeder versucht dort zu überleben und Geld bewirkt dort Wunder.“
Ukraine-Krieg: Prigoschin schimpft über „Schanden“-Niederlage in der Ostukraine
Update vom 5. Juni, 11.30 Uhr: Der russische Söldnerführer Jewgeni Prigoschin erklärte am Montag, die ukrainischen Streitkräfte hätten einen Teil der Siedlung Berkhivka nördlich von Bachmut in der Ostukraine zurückerobert, und bezeichnete dies als „Schande“. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Prigozhins private Wagner-Armee hatte Bachmut im vergangenen Monat nach der längsten Schlacht des Krieges erobert und die dortigen Stellungen an reguläre russische Truppen übergeben.
Ukraine-Krieg: Mehr als 300 Angriffe mit Kamikaze-Drohnen im Mai
Update vom 5. Juni, 10.15 Uhr: Russland hat im Mai nach Einschätzung britischer Geheimdienste mehr als 300 Angriffe mit sogenannten Kamikaze-Drohnen gegen Ziele in der Ukraine geflogen. Das sei die bisher „intensivste Nutzung dieser Waffe“ gewesen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit. Russland versuche damit vermutlich, die Ukraine zum Einsatz wertvoller, moderner Flugabwehrraketen zu bringen.
Doch betonte das Ministerium: „Es ist unwahrscheinlich, dass Russland besonders erfolgreich war: Die Ukraine hat mindestens 90 Prozent der ankommenden Drohnen neutralisiert, hauptsächlich mit ihren älteren und billigeren Flugabwehrwaffen und mit elektronischen Störsendern.“ Das gelte auch für ein weiteres wahrscheinliches russisches Ziel: Angriffe auf die ukrainischen Streitkräfte weit hinter der Front. „Aufgrund seiner mangelhaften Zielerfassungsprozesse ist Russland jedoch nach wie vor sehr ineffizient, wenn es darum geht, solche dynamischen Ziele aus der Distanz zu treffen“, hieß es weiter.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
Russischer Feldkommandeur: Feind „von Erfolg begleitet“
Der russische Feldkommandeur Alexander Chodakowski hat Moskauer Erfolgsmeldungen über das Scheitern einer ukrainischen Großoffensive im Donbass widersprochen. Bisher werde der Feind „von Erfolg begleitet“, schrieb Chodakowski am Montag auf seinem Telegram-Kanal. Seiner Darstellung nach handelt es sich bei den Angriffen westlich von Wuhledar um eine begrenzte taktische Operation der Ukrainer. Chodakowski leitete seit 2014 die Brigade „Wostok“ der Separatisten im Donbass-Gebiet. Seine Einheiten wurden nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine in die russische Nationalgarde eingegliedert.
Ukraine-Krieg: Russland will ukrainische Großoffensive zurückgeschlagen haben
Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine ukrainische Großoffensive im Süden der Region Donezk vereitelt. „Ziel des Gegners war, unsere Verteidigung an dem Teil der Front zu durchbrechen, der seiner Ansicht nach am verletzlichsten war“, teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass in der Nacht zum Montag mit. Der Feind sei mit seiner Mission gescheitert. Die mutmaßliche Offensive habe am Sonntagmorgen an fünf Frontabschnitten begonnen, hieß es weiter. Die ukrainischen Streitkräfte hätten mehr als 250 Soldaten verloren.
Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. Aus Kiew gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt wiederholt betont, sein Land sei für die seit langem angekündigte Gegenoffensive zur Befreiung seiner Gebiete von der russischen Besatzung bereit.
In seiner abendlichen Ansprache am Sonntag hatte der ukrainische Präsident nichts vom Beginn einer Offensive erwähnt. Selenskyj hatte mitgeteilt, seit Beginn des russischen Angriffskriegs seien mindestens 485 Kinder getötet worden. Dabei handle es sich ausschließlich um Opfer, deren Daten offiziell erfasst worden seien. In Wirklichkeit liege die Zahl deutlich höher.
Ukraine-Krieg: Erneut Gefechte in russischer Grenzregion aufgeflammt
In der russischen Grenzregion Belgorod sind unterdessen offenbar erneut Kämpfe zwischen der Armee und an der Seite der Ukrainer kämpfenden Freiwilligenverbänden aufgeflammt. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow bestätigte Gefechte in der Ortschaft Nowaja Tawolschanka. Russlands Verteidigungsministerium teilte mit, es sei gelungen, eine „Sabotage- und Aufklärungsgruppe ukrainischer Terroristen“ am Überqueren eines nahe gelegenen Flusses zu hindern.
Im Gebiet Belgorod kommt es seit einiger Zeit immer wieder zu Kämpfen und Angriffen, für die Moskau stets Kiew verantwortlich macht. Tatsächlich aber scheint es sich bei den Eindringlingen auch dieses Mal wieder um Mitglieder des sogenannten „Russischen Freiwilligenkorps“ zu handeln, das zwar aufseiten der Ukrainer kämpft, aber aus russischen Nationalisten besteht.
Mehrere Mitglieder der paramilitärischen Organisation veröffentlichten am Sonntag auch ein Video, in dem sie behaupteten, mehrere Soldaten der russischen Armee gefangen genommen zu haben und sie der ukrainischen Seite übergeben zu wollen.
Söldnerchef Prigoschin wirft Armee Verminung von Rückzugswegen vor
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner erhob erneut schwere Vorwürfe gegen die reguläre russische Armee. Soldaten hätten Mitte Mai eine Straße vermint, auf der seine Kämpfer aus der mittlerweile eroberten ostukrainischen Stadt Bachmut hätten herausfahren wollen, teilte Jewgeni Prigoschin mit. Er veröffentlichte auch ein Dokument, das ein Einsatzprotokoll von Mitte Mai darstellen soll und in dem zudem von Schusswechseln zwischen Wagner-Söldnern und Soldaten die Rede ist. Überprüft werden konnten diese Anschuldigungen nicht. Das Verteidigungsministerium in Moskau äußerte sich nicht dazu.
Mehr als 15 Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine toben in Russlands Militärführung Machtkämpfe, die deutlich zutage treten. Immer wieder wetterte Prigoschin zuletzt gegen Verteidigungsminister Sergej Schoigu, dem er schlechte Kriegsführung und eine mangelhafte Versorgung der Wagner-Kämpfer mit Munition vorwarf. (mit Agenturmaterial)