Roboter an die Front: Neue Technologie soll in der Ukraine Leben retten
„Es ist besser, 8.000 bis 10.000 US-Dollar zu verlieren als einen Menschen“. Ein Ingenieur will mit seinen Robotern an der Front ukrainische Soldaten retten.
Kiew – „Warum Menschen einsetzen, wenn man auch Maschinen einsetzen kann?“, fragte sich der ukrainische Ingenieur und Soldat Oleksandr Navarenko. Als seine Einheit im letzten Sommer in der Oblast Saporischschja unter russischem Panzerfeuer stand, kam ihm seine Idee, berichtete er gegenüber dem Nachrichtenportal Kyiv Independent. Er entwickelte daraufhin die Prototypen seiner unbemannten Bodenfahrzeuge („Unmanned Ground Vehicles“, kurz UGVs), die den Fronttruppen der Ukraine helfen sollen.
Sein neuester Front-Roboter könne sich in jedem Gelände unbemerkt feindlichen Stellungen nähern und Panzerfäuste abschießen, erklärt er der Onlinezeitung. Sie befänden sich derzeit allerdings noch in der Entwicklungsphase. Denn im Gegensatz zu unbemannten Drohnen (UAVs), die inzwischen auf beiden Seiten des Ukraine-Krieges allgegenwärtige Kriegsmittel sind, sind unbemannte Bodenfahrzeuge bisher kein fester Bestandteil der Kampfhandlungen.

News zum Ukraine-Krieg: Der „technologisch fortschrittlichste Krieg in der Geschichte der Menschheit“
Auch ukrainische Technologieunternehmen entwickeln bereits Entwürfe von UGVs, so der Kyiv Independent weiter. Wie schnell die erfolgreiche Entwicklung solcher Technologien voranschreiten und das Kriegsgeschehen beeinflussen kann, zeige sich an den mittlerweile gängigen Drohnen: 62 Modelle werden demnach aktuell offiziell an der Front eingesetzt – ein großer Sprung von nur sieben Stück noch im Februar dieses Jahres.
Ukrainische wie russische Erfinder erhoffen sich von ihren Innovationen, dass ihr Einsatz auf dem Schlachtfeld einen Wendepunkt im Ukraine-Krieg darstellen könnte. Dieser sei schließlich der „technologisch fortschrittlichste Krieg in der Geschichte der Menschheit“, erklärte der ukrainische Minister für digitale Transformation, Mykhailo Fedorov.
News zum Ukraine-Krieg: Wie Roboter am Boden Leben retten
Das nach Beginn des Ukraine-Krieges gegründete ukrainische Verteidigungsunternehmen SkyLab stellt seit einem Jahr Drohnen (UAVs) für den Einsatz auf dem Schlachtfeld her, berichtet der Kyiv Independent weiter. Dessen leitender Ingenieur, Yevhen Rvachov, setzte im zweiten Kriegsjahr allerdings auch auf die Entwicklung von Bodenlogistiksystemen.
Er entwickelte mit seinem Team den Roboter Sirko-S1, ein ferngesteuertes Fahrzeug, das Waffen oder Ausrüstung mit einem Gewicht von bis zu 200 Kilogramm transportieren kann. Die Boden-Roboter seien allerdings, so wie alle UGVs, anfällig für Landminen, erklärte Samuel Bendett vom Center for a New American Security.
Roboter für Ukraine-Front: Besser 10.000 US-Dollar als einen Soldaten verlieren
Und der Preis für das Modell Sirko-S1 liegt nach Angaben der Erfinder zwischen 8.000 und 10.000 US-Dollar. Technologien im Kamikaze-Stil, die ohnehin nur einmal verwendet werden, seien daher möglicherweise effektiver, um feindliche Stellungen zu enttarnen, so Bendett.
Ingenieur Rvachov argumentierte gegenüber dem Kyiv Independent hingegen: „Es ist besser, 8.000 bis 10.000 US-Dollar zu verlieren als einen Menschen“. „Unser Hauptziel ist es, so viele Robotersysteme wie möglich einzusetzen, damit die Soldaten nicht ihr Leben verlieren und kein Risiko eingehen müssen – nicht einmal eine Minute“, so der 38-Jährige aus Charkiw. (na)