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Nach Tod von Prigoschin bereitet sich Putin auf die nächste Meuterei vor

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Der Tod von Jewgeni Prigoschin wirft viele Fragen auf - und für Moskau bringt er offenbar auch Ängste mit sich. Wladimir Putin rüstet sich für die nächste Meuterei.

Frankfurt – Jewgeni Prigoschin ist tot. Der Chef der Wagner-Gruppe sorgte vor allem mit seinem Aufstand gegen Moskau für Aufsehen in Russland. Berichten zufolge befürchtet Kreml-Chef Wladimir Putin jedoch, dass ausgerechnet der Tod Prigoschins eine weitere Meuterei auslösen könnte. In der Russland-kritischen Oppositionszeitung Moscow Times heißt es, dass die russischen Geheimdienste daran arbeiten, ein Szenario wie das vom 24. Juni zu verhindern. Prigoschins Söldner besetzten damals militärische Einrichtungen in der Ukraine und die Stadt Rostow am Don. Sie marschierten auf Moskau zu, bevor der Aufstand abbrach.

Noch immer wird Putin von Analysten verdächtigt, für Prigoschins Tod bei einem Flugzeugabsturz verantwortlich zu sein. Laut der Moscow Times haben die Panzer, die sich vor zwei Monaten der russischen Hauptstadt näherten, bei Putin einen „unauslöschlichen Eindruck“ hinterlassen hätten. Prigoschin sei als „Bedrohung“ für das Regime angesehen worden, da er sich dem Kommando der russischen Armee und einem „persönlichen Befehl des Präsidenten“ widersetzt habe. Bei ihrem letzten Treffen soll Putin Prigoschin „drei Stunden lang angeschrien“ haben.

Muss sich keine Gedanken über seine Wiederwahl machen: Wladimir Putin
Muss sich keine Gedanken über seine Wiederwahl machen: Wladimir Putin. © Pavel Byrkin/dpa

Kreml geht davon aus, dass die Gefahr eines neuen militäreischen Aufstands besteht

„Der Kreml geht davon aus, dass nach der Liquidierung von Jewgeni Prigoschin in Russland die Gefahr eines neuen militärischen Aufstands besteht“, heißt es unter Berufung auf vier ungenannte Quellen, die den russischen Behörden nahe stehen, darunter auch mit Verbindungen zum Kreml und den russischen Strafverfolgungsbehörden. Der geopolitische Analyst Nikola Mikovic sagte gegenüber dem US-amerikanischen Magazin Newsweek: „Es wird wahrscheinlich eher das reguläre russische Militär als die Wagner-Gruppe sein, die versuchen wird, einen weiteren Aufstand zu erzwingen.“

Mikovic erklärte weiter, die meisten russischen Kommandeure seien unzufrieden mit der Art und Weise, wie Verteidigungsminister Sergei Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow den Krieg führen. „Wenn Russland also weiterhin Niederlagen in der Ukraine erleidet, wird eine neue Meuterei unvermeidlich sein.“ Er „glaube nicht, dass sie versuchen werden, Putin zu stürzen – zumindest vorerst –, weil seine Zustimmung immer noch relativ hoch ist. Stattdessen werden sie sich auf Schoigu und Gerassimow konzentrieren, so wie Prigoschin es getan hat.“

Aus Angst vor einem weiteren Aufstand: Putin bewaffnet persönliche Söldertruppe

Im Juli schrieb der Kreml-nahe Telegram-Kanal Mash, dass als Reaktion auf den Aufstand den Polizeibeamten in der Region Moskau neue Fähigkeiten beigebracht würden, darunter städtische Kampftaktiken, das Abfeuern leichter Maschinengewehre und das Werfen von Granaten. So sollen sie besser auf Meuterein vorbereitet sein. Anfang August sagten britische Verteidigungsbeamte, Putin bewaffne seine persönliche Soldatentruppe, die Rosgvardia, mit schweren Waffen, darunter Artillerie und Kampfhubschrauber.

Ob Putin die Tötung Priogschins angeordnet habe oder nicht, sei „weniger wichtig als der Eindruck von Stärke, den er offenbar durch Prigoschins Tod gewonnen hat“, sagte Todd Armstrong, Lehrstuhlinhaber für russische, mitteleuropäische und eurasische Studien am Grinnell College im US-amerikanischen Bundesstaat Iowa, gegenüber Newsweek. Die eigentliche Frage sei, „ob seine Stärke auf einem soliden Fundament ruht oder ob es in den Reihen der sogenannten Silowiki, also denen, die in Russland die politische Macht innehaben, bedeutende Meinungsverschiedenheiten gibt.“

Auslandsreisen des russischen Präsidenten Putin sind indes seit dem Beginn des Ukraine-Krieges eine Rarität. Im Herbst soll sich das laut Kreml ändern. (cgsc)

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