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Mariupol-Angriffe trotz Feuerpause? Ukraine beschuldigt Russland - Lawrow reagiert umgehend

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Im Ukraine-Krieg startet Russland Offensiven auf mehrere Städte. In Mariupol und Wolnowacha werden humanitäre Korridore eingerichtet. News-Ticker.

+++ Dieser News-Ticker ist beendet. Alle weiteren Entwicklungen finden Sie in unserem neuen News-Ticker zum militärischen Konflikt im Ukraine-Krieg. +++

Update vom 5. März, 12.26: Die Evakuierung von Menschen aus der Hafenstadt Mariupol ist nach ukrainischen Angaben verschoben worden. Die „russische Seite“ halte sich nicht an die Waffenruhe, teilte die Stadt am Samstagmittag im Nachrichtenkanal Telegram mit. „Aus Sicherheitsgründen wird deshalb die Evakuierung verschoben.“

Derzeit liefen Verhandlungen mit Russland über eine Feuerpause und die Frage, wie ein „sicherer humanitärer Korridor gewährleistet“ werden könne. Die Stadt appellierte: „Wir bitten alle Einwohner von Mariupol, in ihre Zufluchtsorte zurückzukehren.“ Weitere Informationen zu neuen Evakuierungen sollten folgen. Beide Seiten gaben sich gegenseitig die Schuld. Die Separatisten im Gebiet Donzek warfen der Ukraine vor, „ukrainische Nationalisten“ würden „Provokationen“ vorbereiten.

Russland machte seinerseits die ukrainische Seite für den Bruch der Feuerpause verantwortlich. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat die Ukraine zum Einhalten einer Waffenruhe rund um die Hafenstadt Mariupol und die Stadt Wolnowacha aufgerufen. „Wir zählen darauf, dass dieses Abkommen klar umgesetzt wird, unser Militär hat seine Arbeit dazu getan“, sagte Lawrow am Samstag in Moskau der Agentur Interfax zufolge. „Das Wichtigste ist, dass die Menschen durch humanitäre Korridore aus den Städten und Dörfern herauskommen.“

Ukraine News: Bürgermeister von Mariupol sieht russische Angriffe trotz vereinbarter Feuerpause

Update vom 5. März, 11.30 Uhr: Offenbar sollen russische Truppen trotz des verordneten Feuerstopps die ukrainische Stadt Mariupol weiter beschießen. „Die Russen bombardieren uns weiterhin und setzen ihre Artillerie ein. Das ist verrückt“, sagte der stellvertretende Bürgermeister von Mariupol gegenüber BBC. „Es gibt keine Waffenruhe in Mariupol, auch nicht entlang der ganzen Route. Unsere Zivilisten sind bereit zu fliehen, aber sie können unter Beschuss nicht entkommen,“ heißt es weiter.

Schutzsuchende
Bewohner von Mariupol suchen Schutz in einem Gebäude. Die zweitgrößte Stadt der Ukraine wird seit Tagen von russischen Truppen belagert. © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Ukraine-Krieg: Russland gibt Mariupol Feuerpause - 200.000 Menschen werden jetzt evakuiert

Update vom 5. März, 10 Uhr: Einem Pentagon-Bericht zufolge hat Russlands seit Beginn des Ukraine-Kriegs bereits mehr als 500 Raketen auf ukrainische Ziele abgefeuert.

Update vom 5. März, 9.45 Uhr: Der humanitäre Korridor aus den ukrainischen Städten Mariupol und Wolnowache ist geöffnet. Der unabhängige belarussische Telegram-Kanal Nexta berichtet, dass mehr als 200.000 Menschen aus Mariupol evakuiert werden sollen.

Update vom 5. März, 9.10 Uhr: Die Stadtverwaltung der ukrainischen Stadt Mariupol gab bekannt, dass von 11 Uhr Ortszeit (10 Uhr MEZ) an die Menschen aus der Stadt heraus könnten. „Es wird möglich sein, die Stadt mit privaten Transportmitteln zu verlassen“, hieß es in einer über Online-Netzwerke veröffentlichten Mitteilung. Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor eine Feuerpause für Mariupol und Wolnowacha im Osten der Ukraine angeordnet.

Ukraine-Krieg-News: Russland legt Feuerpause für humanitäre Korridore in Mariupol und Wolnowacha ein

Update vom 5. März, 8.45 Uhr: Der Beschuss ukrainischer Ziele durch russische Luft- und Bodentruppen hat nach Einschätzung der britischen Regierung in den vergangenen 24 Stunden abgenommen. Das teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstagmorgen in seinem täglichen Lagebericht unter Berufung auf Erkenntnisse des Militärgeheimdienstes via Twitter mit.

„Insgesamt war die Zahl der russischen Luft- und Artillerieschläge, die in den vergangenen 24 Stunden beobachtet werden konnten, geringer als in den Vortagen“, heißt es in der Mitteilung. Die Ukraine halte weiter die wichtigen Städte Charkiw, Tschernihiw und Mariupol. Es gebe Berichte über Straßengefechte in Sumy, im Nordosten der Ukraine. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass alle vier Städte von russischen Kräften umstellt sind“, heißt es in dem Bericht.

Ferner rückten die russischen Truppen den britischen Erkenntnissen zufolge weiter auf die südukrainische Stadt Mykolajiw vor. Es sei aber möglich, dass diese Stadt umgangen werde, um sich auf den Vormarsch auf die Millionenmetropole Odessa zu konzentrieren.

Update vom 5. März, 7.45 Uhr:  Das russische Militär hat eine Feuerpause für humanitäre Korridore in der ukrainischen Großstadt Mariupol und für die Stadt Wolnowacha angeordnet. Die Einstellung des Feuers trete um 8 Uhr (MEZ) in Kraft, damit Zivilisten die eingekesselten Städte verlassen könnten, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Samstag laut der Agentur Interfax. „Die humanitären Korridore und Wege raus sind mit der ukrainischen Seite abgestimmt“, teilte das Ministerium in Moskau mit.

Geflüchtete kommen an der ukrainisch-polnischen Grenze in Medyka an. Mehr als eine Million Menschen sind nach dem Einmarsch Russlands aus der Ukraine geflohen.
Geflüchtete kommen an der ukrainisch-polnischen Grenze in Medyka an. Mehr als eine Million Menschen sind nach dem Einmarsch Russlands aus der Ukraine geflohen. © Kay Nietfeld/dpa

Am Donnerstag hatten sich eine russische und eine ukrainische Delegation bei Verhandlungen im Westen von Belarus auf humanitäre Korridore in besonders umkämpften Gebieten der Ukraine verständigt. Doch warfen sich die Kriegsparteien am Freitag vor, Fluchtkorridore für Zivilisten zu behindern.

Ukraine Aktuell: Russland mit Feuerpause für humanitären Korridor in Mariupol – Britisches Fernsehteam nahe Kiew beschossen

Update vom 5. März, 6.20 Uhr: Der Bürgermeister der Hafenstadt Mariupol hat die Hoffnung auf einen baldigen humanitären Korridor aus der Stadt ausgedrückt. Zahlreiche ukrainische Behörden arbeiteten daran, dass die strategisch wichtige Großstadt mit 440.000 Einwohnern einen humanitären Korridor erhalte und für diese Zeit ein Waffenstillstand erklärt werde, teilte Wadym Boitschenko in der Nacht zu Samstag auf dem Telegram-Kanal des Rathauses der Stadt mit. Details wolle er am Samstagmorgen mitteilen.

Während man humanitäre Probleme löse und nach allen Wegen suche, „um Mariupol aus der Blockade herauszuholen“, stünden die Sicherheitskräfte als „verlässliches Schild“ am Stadtrand. Sie hätten die „Eindringlinge“ auch am neunten Kriegstag nicht in die Stadt gelassen. Mit dem humanitären Korridor sollten Lebensmittel und Medikamente in die Stadt gebracht werden und wichtige Infrastruktur wieder instand gesetzt werden. Fünf Tage, so Boitschenko weiter, leide die Stadt bereits unter „unerbittlichen Angriffen“ von russischer Seite. Von Bewohnern hieß es zuvor, dass sie praktisch weder Wasser, noch Strom, noch Gas hätten.

Ukraine-News: „Furchtbare“ humanitäre Situation in Mariupol - Stadt unter „Blockade“

Update vom 5. März, 04.30 Uhr: Neue Entwicklungen in der umkämpften Hafenstadt Mariupol. Der Bürgermeister der Stadt, Wadym Boitschenko, berichtet von einer „Blockade“ der Stadt durch russische Streitkräfte, so afp. Zuvor stand die Stadt tagelang unter „rücksichtslosen“ Angriffen, so Boitschenko. „Im Moment suchen wir nach Lösungen für die humanitären Probleme und nach möglichen Wegen, um Mariupol von der Blockade zu befreien“, erklärte Boitschenko am Samstag im Messengerdienst Telegram. Weiter heißt es: „Unsere Priorität ist die Herstellung eines Waffenstillstands, damit wir die lebenswichtige Infrastruktur wiederherstellen und einen humanitären Korridor einrichten können, um Lebensmittel und Medikamente in die Stadt zu bringen“.

Bereits am Freitag (04.03.2022) hatte Boitschenkos Stellvertreter Sergej Orlow mit der BBC gesprochen. Er berichtete von einer „furchtbaren“ humanitären Situation in Mariupol. Zuvor sei die Stadt über 40 Stunden lang beschossen worden. Die russischen Streitkräfte sollen laut Orlow auch Schulen und Krankenhäuser angegriffen haben. Der stellvertretende Bürgermeister sagte, dass Wladimir Putin „die Ukraine als Nation zerstören“ wolle, so die afp. Sollte die Hafenstadt Mariupol fallen, würde dies einen Zusammenschluss der russischen Truppen mit Einheiten aus der Krim und dem Donbass ermöglichen.

Ukraine-Krieg: Eskaliert die Situation abermals an einem AKW? - alle aktuellen News

Update vom 5. März, 03.10 Uhr: Russland setzt seinen Angriff auf die Ukraine weiterhin fort. Bei der Offensive kommen Hochpräzisionswaffen und Luftunterstützung zum Einsatz, berichtet die dpa unter Berufung auf einen Bericht der ukrainischen Armee. Die Hauptanstrengungen der russischen Seite bestünden weiterhin darin, die Städte Kiew und Charkiw zu umzingeln, heißt es.

Die russische Armee versucht weiterhin einen Landkorridor von der von Russland annektierten Halbinsel Krim zu den Separatistengebieten einzurichten. Hierfür müsste die Armee jedoch die administrativen Grenzen der Regionen Luhansk und Donezk erreichen. Den Angriff von Russland würden die ukrainischen Streitkräfte weiter zurückschlagen und brächten angreifenden Truppen Niederlagen bei, heißt es in dem Bericht weiter. Zudem sollen die Truppen weiterhin versuchen, Schwachstellen in der Hafenstadt Mariupol zu identifizieren, so die dpa. Die Angaben können zum aktuellen Zeitpunkt nicht unabhängig verifiziert werden.

Update vom 5. März, 01.50 Uhr: Im Ukraine-Krieg scheint sich die humanitäre Situation weiter zuzuspitzen. „Die Lage für die Menschen in der Ukraine hat sich durch die erbitterten Kämpfe dramatisch zugespitzt“, sagte Martin Frick, das berichtet die KNA. Frick ist Direktor des Welternährungsprogramm (WFP) in Deutschland. Die Menschen in der Ukraine können derzeit nur unter erheblicher Gefahr Besorgungen machen, so Frick.

Die Priorität der UN-Organisation sei es jetzt, Versorgungswege nach Kiew und in die Epizentren des Konfliktes zu etablieren, bevor die Kämpfe weiter eskalieren. Das WFP baue seine Präsenz in der ganzen Region aus, sagte Frick, „aber es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.“ Ein Team sei bereits in der Ukraine und den Nachbarstaaten tätig, heißt es. Auch LKW´s mit 400 Tonnen Lebensmitteln seien bereits auf dem Weg. „Kampfhandlungen und Fluchtbewegungen im ganzen Land machen die Lage aber auch für Helferinnen und Helfer unübersichtlich“, so Frick weiter.

Ukraine-Krieg: Pentagon-Sprecher bestätigt - russischer Konvoi vor Kiew wurde verlangsamt

Update vom 4. März, 20.55 Uhr: Der massive russische Militärkonvoi, der sich in Richtung der ukrainischen Hauptstadt Kiew bewegt, sei aufgrund von Aktionen der ukrainischen Armee ins Stocken geraten, bestätigte Pentagon Sprecher John Kirby auf einer Pressekonferenz. Es gebe Berichte, dass eine Brücke auf dem Weg des russischen Konvois zerstört worden sei, wobei man auch Belege dafür habe, dass der Konvoi ebenfalls an anderen Stellen angegriffen worden sei. Dies habe die Militärkolonne verlangsamt, erklärte Kirby: „Wir glauben, dass die Aktionen der Ukrainer den Konvoi hingehalten, ihn zweifellos verlangsamt und an manchen Stellen gestoppt haben“, so der Pentagon-Sprecher. Kirby zufolge haben auch Herausforderungen wie etwa Logistik- und Benzinprobleme der russischen Armee dazu geführt, dass die Bewegung des rund 65 Kilometer langen Konvois verlangsamt wurde.

Ukraine, Irpin: Ein Mann stand am 4. März vor einem Haus, das nach einem Beschuss 26 Kilometer westlich von Kiew brennt.
Ukraine, Irpin: Ein Mann stand am 4. März vor einem Haus, das nach einem Beschuss 26 Kilometer westlich von Kiew brennt. © Oleksandr Ratushniak/dpa

Update vom 4. März, 16.50 Uhr: Die US-Botschaft für die Ukraine hat im Zusammenhang mit dem Brand am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja von einem „Kriegsverbrechen“ gesprochen (siehe Update vom 4. März, 14.20 Uhr). „Mit dem Beschuss des größten europäischen Kernkraftwerks geht Putins Schreckensherrschaft noch einen Schritt weiter“, teilte die Botschaft am Freitag auf ihrem Twitter-Account mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit. „Es ist ein Kriegsverbrechen, ein Atomkraftwerk anzugreifen“, so die Mitteilung der Botschaft.

Ukraine-Krieg: Mehr als 300 Zivilisten in russischen Angriffen getötet - Ukrainer sind hoffnungsvoll

Update vom 4. März, 16.11 Uhr: Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat im Ukraine-Krieg bis Donnerstag um Mitternacht den Tod von 331 Zivilisten durch Russlands Angriffe dokumentiert. Darunter seien 19 Kinder gewesen, berichtete das Büro am Freitag in Genf. Zudem lägen verifizierte Informationen über 675 Verletzte vor, darunter 31 Kinder.

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, betont stets, dass die wahren Zahlen mit Sicherheit deutlich höher liegen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchten oft Tage, um Opferzahlen zu überprüfen. Das Hochkommissariat gibt nur Todes- und Verletztenzahlen bekannt, die es selbst unabhängig überprüft hat.

War Putin naiv? Aus diesen Gründen halten die Ukrainer der russischen Invasion bislang stand.

Ukraine-Krieg: Nach Putins Angriff auf Atomkraftwerk große Sorge

Update vom 4. März, 14.20 Uhr: Atomkraftexperte Michael Sailer hat vor unabsehbaren Gefahren aufgrund der Entwicklung im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja gewarnt. „Auch wenn der Reaktorbetrieb stabil bleiben sollte, sind die Gefahren immens“, sagte Sailer dem Handelsblatt am Freitag. Der Experte verwies auf die großen Lager für abgebrannte Brennelemente, die in Saporischschja in unmittelbarer Nähe der Reaktoren stünden.

Die Brennstäbe müssten permanent mit Wasser gekühlt werden, sagte Sailer der Zeitung. „Sollte das Kühlwasser - etwa aufgrund von Explosionen oder durch Beschuss - austreten, wäre die Kühlung der Brennelemente gestört oder würde komplett ausfallen. Es ließe sich dann kaum mehr vermeiden, dass es nach wenigen Tagen zu einer massiven Freisetzung von Radioaktivität käme“, sagte Sailer. Außerdem gebe es in Saporischschja auch ein Behälterlager ohne Kühlwasser. „Auch dort könnte ein massiver Beschuss zu Radioaktivitätsfreisetzungen führen“, sagte Sailer.

Auch ein Worst-Case-Szenario ist nach Sailers Einschätzung nicht auszuschließen: „Sollte die Stromversorgung zusammenbrechen und sollten gleichzeitig die Notstromaggregate an den Atomkraftwerken ausfallen, ließe sich eine Kernschmelze kaum mehr aufhalten. Dann hätten wir ein zweites Fukushima“, warnte er.

Ukraine-Krieg: Nato-Chef rechnet mit „mehr Tod, mehr Leid und mehr Zerstörung“

Update vom 4. März, 14.06 Uhr: Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Wladimir Putin Fehleinschätzungen bei der Ukraine-Invasion attestiert. Putin habe die ukrainischen Streitkräfte unterschätzt, sagte er bei einem Pressestatement in Brüssel. Auch durch den „Mut und Kampfgeist“ der ukrainischen Streitkräfte und Menschen sei der Vormarsch verlangsamt worden. „Die kommenden Tage werden wahrscheinlich noch schlimmer sein, mit mehr Tod, mehr Leid und mehr Zerstörung“, warte der Nato-Chef aber.

Stoltenberg forderte Russland zu einem bedingungslosen Rückzug auf - und kündigte weitere Zusammenarbeit mit Ländern wie Schweden, Finnland, Georgien oder Bosnien-Herzegowina an. Er schloss aber eine Flugverbotszone in der Ukraine aus. Die Nato dürfe sich nicht in den Konflikt hineinziehen lassen, dies würde nur größeres Leid verursachen, betonte Stoltenberg. Auch Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn hatte die Nato zuvor vor einer „Weltkatastrophe“ gewarnt. Ganz äußerte sich am Morgen CDU-Chef Friedrich Merz zu einem Nato-Einsatz in der Ukraine.

Ukraine-Krieg: Angriff auf Großstadt Tschernihiw - Todeszahl steigt auf 47

Update vom 4. März, 13.39 Uhr: Nach den schweren Luftangriffen im Ukraine-Krieg auf die nordukrainische Großstadt Tschernihiw ist die Zahl der Toten nach offiziellen Angaben auf 47 gestiegen. Unter den Opfern seien 38 Männer und 9 Frauen, teilte die Gebietsverwaltung am Freitag mit. Damit handle es sich um die meisten zivilen Todesopfer durch einen Angriff seit Beginn des russischen Angriffs vor neun Tagen, berichtete das ukrainische Portal strana.news. Videos zeigten schwere Zerstörungen in der Stadt mit etwa 300.000 Einwohnern nahe der Grenze zu Russland. Die Führung in Moskau bestreitet, gezielt zivile Gebäude anzugreifen.

Update vom 4. März, 13.28 Uhr: Im Ukraine-Krieg mit Russland hat die Ukraine das Internationale Rote Kreuz um Hilfe bei der Einrichtung von Fluchtkorridoren für Zivilisten gebeten. Die humanitären Korridore waren bei der zweiten Verhandlungsrunde von Ukraine mit einer Delegation des russischen Präsidenten Putin vereinbart worden.

„Alte Leute, Frauen und Kinder erhalten keine medizinische Hilfe, Babys werden in Kellern geboren, und das Erste, was sie in ihrem Leben hören, das ist das Geräusch von Explosionen“, sagte Vizeregierungschefin Olha Stefanischtschyna einer Mitteilung vom Freitag zufolge. Die Menschen hätten nichts zum Essen und kein Trinkwasser. Viele, die im Land geblieben seien, hätten Behinderungen und chronische Krankheiten. Kiew habe alle notwendigen Anfragen zur Schaffung spezieller Korridore an internationale Organisationen gestellt. „Leider hat es dafür keine Zustimmung der russischen Seite gegeben.“

Ukraine-Krieg: Vitali Klitschko beschreibt schlimme Szenen - „Hätte ich mir nie vorstellen können“

Update vom 4. März, 12.40 Uhr: Die Brüder Vitali und Wladimir Klitschko haben am Freitagmorgen im ARD-Morgenmagazin ein Interview gegeben. Vitali Klitschko, Bürgermeister der Hauptstadt Kiew, berichtete, die Lage in der Hauptstadt sein „ein Horror“. Vielen Menschen mangele es an Wasser, Strom und Wärme, die Logistik sei zusammengebrochen. Es gebe Anschläge, Explosionen und russische Scharfschützen in der Stadt. Bisher seien rund 100 Zivilisten in Kiew gestorben, schätzt er.

Auf die Frage des Moderators, ob er Angst habe zu sterben, da er genauso wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* angeblich auf der Todesliste Russlands stehe, antwortete Vitali Klitschko: „Wenn ich sterbe muss, dann sterbe ich. Es ist eine Ehre, für sein Land zu sterben.“

Ukraine-Krieg: Merkels Ex-Militär-Berater sieht neue Putin-Strategie - aber äußert große Kiew-Zweifel

Update vom 4. März, 11.49 Uhr: Erich Vad, ehemaliger Brigadegeneral der Bundeswehr und einst militärischer Berater von Ex-Kanzlerin Angela Merkel*, hat im Nachrichtensender ntv eine Einschätzung des aktuellen Kriegsgeschehens in der Ukraine gegeben. Im Süden der Ukraine laufe für Russlands Präsidenten Wladimir Putin* „alles nach Plan“, so Vad. Die Russen hätten eine Landanbindung, wenn auch eine schmale, aus der Krim in den Donbass - also die Regionen Luhansk und Donezk - erkämpft. Kiew sei dabei, eingenommen zu werden.

„Sehr irritierend“ sei jedoch der kilometerlange Militärkonvoi, der seit einigen Tagen vor Kiew steht. Putin verfolge generell wohl die Strategie, große Städte einzukesseln und „auszutrocknen“, bevor das Militär einmarschiere, glaubt der Ex-General. Wasser-, Gas- und Ölzufuhr werde dabei durch Einkesselung gekappt, sodass die Bewohner fliehen. „Und die, die bleiben, können nicht mehr kämpfen.“

Für die Drei-Millionen-Stadt Kiew mit dem Regierungssitz sei diese Strategie allerdings schwer umzusetzen, glaubt der ehemalige Merkel-Berater. „Die Russen müssten hier die gesamte Telekommunikationsstruktur zerstören“, der Angriff auf den Fernsehturm vor wenigen Tagen sei ein Indiz dafür gewesen. Putin wolle eventuell abwarten und einen Häuserkampf in den Vierteln der Stadt nicht riskieren. „Ein Häuserkampf ist immer gefährlich für den Angreifer, der Verteidiger ist im strategischen Vorteil“, so der Experte. Und die Ukrainer seien bereit, erbittert zu kämpfen, das wisse Putin mittlerweile. Zu erwarten sei unter Umständen „ein sehr blutiger Kampf“.

Ukraine-Krieg: Bürger versuchen, historische Monumente vor Explosionen zu schützen

Update vom 4. März, 10.05 Uhr: Die Bewohner der ukrainischen Stadt Lviv versuchen laut CNN, historischen Monumente in der Stadt zu schützen. Mehrere Stein-Statuen seien mit schützendem Material wie Styropor und Plastik eingewickelt worden. Dies solle die rund 200 Jahre alten Monumente vor Explosionen schützen.

Zwei Arbeiter decken eine Statue eines Brunnens im Zentrum der Stadt Lviv ab, zum Schutz vor Schäden durch einen möglichen russischen Angriff.
Zwei Arbeiter decken eine Statue eines Brunnens im Zentrum der Stadt Lviv ab, zum Schutz vor Schäden durch einen möglichen russischen Angriff. © Pau Venteo/EUROPA PRESS/dpa

Update vom 4. März, 9.40 Uhr: Putins Truppen haben offenbar das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja besetzt, das größte seiner Art in Europa. Das berichtet CNN unter Berufung auf die staatliche Atomaufsichtsbehörde der Ukraine. „Das Betriebspersonal kontrolliert die Energieblöcke und gewährleistet deren Betrieb“, so die Behörde. Das Verwaltungsgebäude und der Kontrollpunkt des Atomkraftwerks seien „unter der Kontrolle des Besatzers“, hat laut CNN auch Energoatom, der ukrainische Atomkraftwerksbetreiber, via Telegram bekannt gegeben. „Unglücklicherweise gibt es Tote und Verwundete unter den ukrainischen Verteidigern des Kraftwerks.“ In der Nacht hatten russische Truppen das Atomkraftwerk bombardiert. Ein Brand war ausgebrochen, der gelöscht werden konnte.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* hat Russland „Nuklear-Terrorismus“ vorgeworfen. Kein anderes Land der Welt habe jemals Atomanlagen beschossen, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft.

Pentagon-Sprecher bestätigt: Großstadt Cherson wahrscheinlich in russischer Hand

Update vom 4. März, 01.32 Uhr: Das US-Verteidigungsministerium geht davon aus, dass die südukrainische Stadt Cherson wahrscheinlich in russischer Hand ist. Der Pentagon-Sprecher John Kirby wies am Donnerstagabend gegenüber CNN darauf hin, dass die US-Amerikaner zwar keine Quellen vor Ort hätten, die dies unabhängig bestätigen könnten. Allerdings habe man „keinen Grund an den Berichten zu zweifeln, die von den Ukrainern selbst kommen, dass die Russen in Cherson sind.“ Noch am Morgen war das Gebiet umkämpft gewesen. Man gehe aber davon aus, dass sich das geändert habe, so Kirby.

Update vom 3. März, 19.55 Uhr: Delegationen aus Russland und der Ukraine trafen sich am Donnerstag zu weiteren Verhandlungen. Daei gab es zumindest ein Ergebnis: Kiew und Moskau einigten sich auf die Schaffung humanitärer Korridore. Mehr dazu im News-Ticker zu Verhandlungen im Ukraine-Krieg.

Ukraine-Krieg: Schwere Kämpfe um Charkiw und Mariupol

Erstmeldung vom 3. März: Kiew/Moskau - Die Ukraine* steht unter Beschuss. Die Stadt Cherson soll bereits in russische Hand gefallen sein. In der Hauptstadt Kiew dagegen bangen die Soldaten und Einwohner noch vor einem möglicherweise großen Angriff. Gleichzeitig wird der Druck in der Hauptstadt größer. Ein Journalist vor Ort berichtet von „Psycho-Terror“.

Am 24. Februar hatte Russland* die Ukraine an verschiedenen Orten angegriffen. Eine Woche später gibt es in der ganzen Westukraine weiterhin Gefechte. Die Karte zeigt einen Überblick der aktuellen Angriffsherde im Ukraine-Krieg:

Videos auf Twitter zeigten am Donnerstag (3. März) Zerstörungen nach einem angeblichen Bombardement der Millionenstadt Charkiw. Dort sollen gegen 3 Uhr morgens am Donnerstag zwei Raketen in ein Verwaltungsgebäude eingeschlagen haben. Die Stadt an der russischen Grenze sieht sich seit einer Woche schweren Angriffen ausgesetzt, hielt bislang aber stand.

Die südukrainischen Großstadt Mariupol ist mittlerweile von russischen Soldaten eingekesselt, bestätigte Sergej Orlow, stellvertretender Bürgermeister, CNN. Die Kämpfe um die Hafenstadt, die als strategisch besonders wichtig im Ukraine-Krieg betrachtet wird, gingen demnach weiter. Die Situation sei jedoch „ziemlich kritisch“. In einem völlig zerstörten Stadtdistrikt werden zudem hunderte tote Zivilisten befürchtet, so der stellvertretende Bürgermeister im Interview mit der britischen BBC.

Ukraine-Krieg: Journalist berichtet von Psycho-Terror in Kiew

Der Feind versucht, in die Hauptstadt durchzubrechen.

Vitali Klitschko - Bürgermeister Kiew

Auch Kiew, die Hauptstadt der Ukraine, meldet seit Tagen Angriffe. In der Nacht auf Donnerstag wurde von mehreren schweren Explosionen berichtet. Der Agentur Unian zufolge wurde Luftalarm ausgelöst. Ukrainische Medien informierten zuvor über Kämpfe in Vororten der Millionenstadt. Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb zum Ukraine-Krieg auf Telegram: „Der Feind versucht, in die Hauptstadt durchzubrechen.“

Satellitenbilder zeigten zudem einen über 65 Kilometer langen russischen Militärkonvoi in der Nähe von Kiew. Das teilte das US-Satellitenbildunternehmen Maxar am Montagabend (28. Februar) in einer E-Mail mit. „Der Ring zieht sich zu und irgendwann wird der Ring geschlossen sein. Die Lage um Kiew ist dramatisch“, beurteilte auch Ex-Nato-General Hans-Lothar Domröse bei Bild die Lage. Eine Karte zeigt die Kämpfe um die Hauptstadt Kiew.

Der Bild-Reporter Paul Ronzheimer, der aus Kiew berichtet, schreibt zudem von psychischem Druck. „Es ist eine Art Psycho-Terror, der durch die russische Armee ausgelöst wird. Alle gehen davon aus, dass diese Offensive kommen wird – die Frage ist nur wann, nicht ob. Das macht es umso dramatischer. Es ist ein Warten auf etwas, das die Ukraine nicht beeinflussen kann – das ist Psycho-Terror für die Ukrainer“, so Ronzheimer.

In Kiew steht nach Beschuss ein Logistikzentrum in Flammen. Vort Ort wird von Psycho-Terror gesprochen.
In Kiew stand am 3. März nach Beschuss ein Logistikzentrum in Flammen. Vor Ort wird von Psycho-Terror gesprochen. © Efrem Lukatsky/dpa

In der Stadt sei eine erhöhte Nervosität spürbar. „Jeder ist hier verdächtig. An den Checkpoints wird mittlerweile alles kontrolliert – jeder Kofferraum, jedes Dokument. Da wird kritisch nachgefragt: ‚Wer sind Sie wirklich?‘ – Es ist ziemlich klar, dass es zum Angriff kommen wird, es sei denn, es passiert ein Wunder.“ Das Gefühl, Putin werde das schon nicht tun, sei weg. „Alle, mit denen man spricht, sagen inzwischen: Putin ist zu allem bereit“, so der Journalist. Alle vorherigen, militärischen Entwicklungen zum Ukraine-Krieg gibt es hier. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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