Deutschlands Liebe zur Wurst: Kaum jemand würde Maßnahmen der Regierung akzeptieren

Die Debatte über Fleischkonsum ist ein Deutschland bislang wenig politisch. Eine Umfrage hat jetzt ermittelt, wie es wäre, falls sich das ändert.
Berlin – Die Umfrage hat 1002 Teilnehmer, kommt pünktlich zur Grillsaison und ist als Absage an den „Veggie Day“ zu werten: Gut 57 Prozent der Deutschen sind dagegen, dass der Staat Maßnahmen ergreift, um den Fleischkonsum der Bevölkerung zu reduzieren.
Das berichtet die Bild aus einer Befragung, die sie beim Insa-Institut in Auftrag gegeben hat. 25 Prozent waren „eher dafür“, zwölf Prozent wäre es egal, fünf Prozent machte keine Angaben. Welche Anti-Fleischkonsum-Maßnahmen sind gemeint? Etwa eine höhere Besteuerung von Fleischprodukten oder Subventionen von Fleischersatzprodukten.
Fleisch und Klima: Umweltkosten in Milliardenhöhe
Nicht pünktlich, sondern eher spät, kommt die Studie zur Klima-Debatte. Außerdem ist sie nicht die einzige zu dem Thema. Vergangenen Monat vermeldete die Deutsche Umwelthilfe (DUH): Durch konventionelle Tierhaltung für Fleisch- und Milchprodukte sowie die damit verbundene Umweltbelastung entstehen in Deutschland jedes Jahr externe Kosten von bis zu 22 Milliarden Euro.
Das ergab eine neue Studie des Wissenschaftsinstituts CE Delft im Auftrag der True Animal Protein Price Coalition (TAPP). Demnach bewegen sich die externen Kosten zum Beispiel gut zehn Euro pro Kilogramm Rindfleisch.
Fleischkonsum in Deutschland erreicht im Jahr 2022 Tiefstand
Ihr Ergebnis heißt natürlich nicht, dass diesen Menschen das Klima egal ist. Es wurde ja konkret nach staatlichen Maßnahmen gefragt. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete erst im Mai, dass der Fleischkonsum in Deutschland 2022 auf einen Tiefstand fiel: Der pro-Kopf-Verzehr lag bei 52 Kilogramm, das war ein Rückgang um knapp 15 Prozent verglichen mit 2012 und der niedrigste Wert seit Beginn der Berechnungen 1989.
„Naturbewusstseinsstudie 2021“: Mehrheit würde weniger Fleisch essen
Die „Naturbewusstseinsstudie 2021“ des Bundesumweltministeriums unter Ministerin Steffi Lemke (SPD) wiederum ergab, dass 86 Prozent der befragten Erwachsenen einen umfassenden Wandel für erforderlich halten. Nur drei Prozent der befragten Erwachsenen äußerten die Vorstellung, dass es überhaupt keinen Klimawandel gibt.
69 Prozent waren demnach bereit, ihren Fleischkonsum zu reduzieren. Die Hälfte der Erwachsenen gab an, eine deutliche Verschlechterung von Natur und Landschaft in Deutschland wahrgenommen zu haben. Bei der letzten Erfassung dieser Frage 2011 hatten sich nur 27 Prozent entsprechend geäußert.
Ist die Debatte um Fleischkonsum ein „No-Go“?
Die österreichische Tageszeitung Der Standard fragte vergangenen September, ob die Debatte um den Fleischkonsum zum „No-Go“ geworden sei – und erinnerte sich in dem Artikel an eine Bild-Schlagzeile aus dem Sommer 2023: „Die Grünen wollen uns das Fleisch verbieten!“. Die Grünen hatte sich damals für einen Veggie-Day – also einen fleischlosen Tag – in Kantinen ausgesprochen. Steuern oder Subventionen waren damals nicht Teil der Debatte. (frs)