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Junger Aiwanger „begeistert für Hitler“? Mit-Abiturientin spricht in der ARD - unter Klarnamen

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Die Flugblatt-Affäre um Hubert Aiwanger nimmt kein Ende: In der ARD äußert sich eine einstige Mitschülerin. Profitiert Aiwanger vom Wirbel sogar?

München - Die Landtags-Sondersitzung zur Flugblattaffäre hat Hubert Aiwanger am Donnerstag (7. September) überstanden - wenn auch wortlos und unter harscher Kritik nicht nur der Opposition, sondern auch der CSU-Fraktion.

Doch eine Kernverteidigungslinie der Freien Wähler (FW) gerät schon wenig später wieder unter Druck: In einem am Donnerstagabend ausgestrahlten Beitrag der ARD-Sendung „Kontraste“ hat eine weitere frühere Mitschülerin Vorwürfe gegen Aiwanger erhoben. Offen ist gleichwohl, ob die Debatte über die Gesinnung des damaligen Schülers Aiwanger vor der Bayern-Wahl dem Freie-Wähler-Chef nicht sogar hilft.

Aiwanger erneut unter Druck: Mit-Abiturientin attestiert „Hitler-Begeisterung“ zu Schulzeiten

Einziger gesicherter Tatbestand sei, dass Aiwanger als Schüler ein Flugblatt in der Schultasche gehabt habe, hatte FW-Fraktionschef Florian Streibl im Landtags-Zwischenausschuss erklärt. Das bleibt im rechtlichen Sinne richtig. Doch die neuen Äußerungen könnten wieder erhebliche Zweifel daran schüren, dass sich Aiwangers jugendliche Verfehlungen auf den Bereich von unpassender Witze beschränkten. Aiwanger selbst hat sich bislang nur in allgemeiner Form entschuldigt.

Das TV-Magazin präsentierte unter anderem eine Mit-Abiturientin Aiwangers als neue Zeugin. Der junge Hubert Aiwanger habe damals „eindeutig sympathisiert mit braunem Gedankengut“, sagte Doris Thanner den Journalisten. Es gehe um „eine ganz stramm konservative Haltung, die sich eindeutig verbunden hat mit einer Begeisterung für Hitler und für Inhalte, die damals eindeutig nationalsozialistisch waren.“

Aiwanger-Vorwürfe in der ARD: „Hakenkreuze über so eine Wand verteilt“

Das Magazin sprach auch mit Stephan Winnerl, einem ehemaligen Schülersprecher an Aiwangers Gymnasium im niederbayerischen Mallersdorf. Er hatte schon in der Süddeutschen Zeitung (SZ) Vorwürfe vorgebracht, untermauerte diese aber nun noch einmal vor laufender Kamera.

Hubert Aiwanger am Donnerstag in der Landtags-Sondersitzung in München.
Hubert Aiwanger am Donnerstag in der Landtags-Sondersitzung in München. © IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON

Winnerl zufolge war der amtierende bayerische Vize-Ministerpräsident nach damaligen Angaben der Schulleitung auch in Hakenkreuz-Schmierereien auf einer Schultoilette verwickelt. „Das waren vielleicht acht oder zehn Hakenkreuze über so eine Wand verteilt, relativ groß“, erinnerte er sich: „Der Direktor hat mir dann zurückgemeldet, dass es tatsächlich Hubert Aiwanger war und dass er sich gefreut hat, dass das schnell aufgeklärt werden konnte.“

Als Strafe habe Aiwanger die Schmierereien beseitigen müssen. Ob es weitere Sanktionen gab, sei ihm nicht bekannt, erklärte Winnerl. Durchaus erwähnenswert dabei allerdings: In der SZ hatte der frühere Schülersprecher spekuliert, dieser Vorfall könne auch der Grund gewesen sein, warum Aiwanger in Sachen des Flugblattes als Verdächtiger in den Fokus geriet. Die ARD-Sendung setzte zudem - bereits bekannte - Äußerungen des früheren Mitschülers Mario Bauer ins Bild.

Hubert Aiwanger in der Flugblatt-Affäre: Profitieren die Freien Wähler bei der Bayern-Wahl?

„Kontraste“ erreichte auch Aiwanger Bruder Helmut. Es sei „alles gesagt, eigentlich“, erklärte dieser. Mit dem vorläufigen Ausgang des Wirbels zeigte er sich aber zufrieden: „Naja, das war mir von Haus aus, also von Anfang an klar, weil: Am Ende siegt die Wahrheit.“ Zu der gibt es nun neue Indizien - aber keine finale Sicherheit. Gleichwohl könnte die Kritik vor allem an Hubert Aiwangers Aufklärungswillen und der Ruf nach deutlicher Distanzierung neues Futter bekommen.

Bayerns Vize-Regierungschef selbst äußerte sich in der ARD-Sendung nicht zu den Vorwürfen. Womöglich müssen fortgesetzte Zweifel aber auch gar nicht zum Schaden des Parteichefs und seiner Freien Wählern sein. Sie würde nicht ausschließen, dass „die ganze Geschichte womöglich Hubert Aiwanger und den Freien Wähler, womöglich, mehr nützen könnte als schaden“, sagte die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch schon Ende August dem BR. Aiwanger hatte eine „Medienkampagne“ gegen seine Person beklagt - was die Opposition im Landtag am Donnerstag erneut scharf als gefährliches Verhalten rügte.

Tatsächlich deuten aktuelle Umfragen zur Bayern-Wahl darauf hin, dass Aiwangers auf spärliche Information basierende Krisenstrategie jedenfalls nicht schadet: In mehreren Erhebungen haben die Freien Wähler zugelegt. Besonders bemerkenswert erschien dabei eine Umfrage des Instituts GMS für Sat.1 und Antenne Bayern. Ihr zufolge schenkte eine Mehrheit der Befragten der Darstellung der SZ Glauben - zugleich gab es aber eine deutliche Mehrheit für einen Verbleib Aiwangers im Amt. Markus Söders CSU verlor unterdessen in Umfragen an Boden. (fn)

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