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Verwirrung um ukrainische Gegenoffensive: Selenskyj und Berater uneins

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Monatelang wird die ukrainische Gegenoffensive erwartet. Nun widersprechen sich Selenskyj und ein Berater. Im Westen glaubt man dennoch an den Gegenschlag.

Kiew – Verwirrung um die ukrainische Gegenoffensive: Kiew sei noch nicht bereit, den seit langem erwarteten Gegenschlag gegen die russischen Streitkräfte zu starten, behauptete Igor Schowkwa, ein enger Mitarbeiter Wolodymyr Selenskyjs. „Wenn man eine erfolgreiche Gegenoffensive starten will, braucht man alles, was zur Verfügung steht“, sagte Schowka der Sunday Times. Er fügte hinzu, dass die Ukraine Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und Artillerie brauche. „Wir haben also wahrscheinlich nicht genug“, sagte Schowka.

Damit widerspricht er Selenskyj, der erst vor wenigen Tagen erklärte, dass man für die Gegenoffensive bereit sei und nicht länger warten wolle. Ob man in Kiew tatsächlich geteilter Meinung ist, oder ob hinter den Behauptungen Schowkas ein Kalkül steckt, ist ungewiss. Ukrainische Offizielle haben jedenfalls in den vergangenen Monaten – in denen westliche Analystinnen und Analysten die „Frühjahrsoffensive“ erwarteten – erklärt, dass der Erfolg der Gegenoffensive von Lieferungen aus dem Westen abhänge. Operative Details gab man zu keiner Zeit preis.

Die russische Region Belgorod wird seit Monaten zunehmend stärker beschossen. Das Foto aus dem November 2022 zeigt ein beschädigtes Chemiekraftwerk in der Stadt Schebekino.
Die russische Region Belgorod wird seit Monaten zunehmend stärker beschossen. Das Foto aus dem November 2022 zeigt ein beschädigtes Chemiekraftwerk in der Stadt Schebekino. © Stringer/AFP

Westen rechnet mit baldiger Gegenoffensive der Ukraine – „Nervosität und Unsicherheit“ in Russland

Auch Selenskyj, der im Gespräch mit dem Wall Street Journal beteuerte, dass der Gegenschlag erfolgreich sein und werde, forderte zeitgleich weitere Patriot-Raketenabwehrsysteme aus den USA. Was die Gegenoffensive angeht, könne die Armee aber trotz allem „nicht monatelang warten“. Auf Telegram erklärte Hanna Maliar, die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin, es werde „keine Startankündigung“ für die Gegenoffensive geben. Darüber hinaus erwähnte sie, dass „Pläne das Schweigen lieben“. Ihr Amtskollege Wolodymyr Hawrylow sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters nur, dass man zum Gegenschlag ausholen werde, „mit dem Ziel, unsere Gebiete in diesem Jahr zu befreien“.

Aus der Ukraine verrät man offenkundig weiterhin keine Details zu den militärischen Vorhaben. „Die Behörden haben damit begonnen, in Vorbereitung auf die bevorstehenden Gegenoffensiven ein strengeres Regime des Schweigens über Operationen durchzusetzen“, schrieb das Institute for the Study of War (ISW), eine in den USA ansässige Denkfabrik, in einer Einschätzung vom Samstag. Im selben Bericht argumentierte das ISW allerdings, dass die Gegenoffensive kurz bevorstehe – dafür spreche im Moment unter anderem „die russische Überbetonung kleinerer taktischer Gefechte“.

Die Propaganda aus Russland würde zudem „Nervosität und Unsicherheit im Hinblick auf die bevorstehende Gegenoffensive“ verdeutlichen, schrieb das ISW. (nak)

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