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Hamas und Hisbollah: So unterscheiden sich die Gruppen

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Israel kämpft seit langen gegen die Hisbollah und die Hamas. Im aktuellen Israel-Krieg kommt es immer wieder zu Raketenangriffen. Das ist der Unterschied der Organisationen.

Gaza – Seit dem verheerenden Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober und den anschließenden israelischen Angriffen auf den Gazastreifen sind Tausende Menschen gestorben. Ein Ende des Israel-Krieges ist nicht abzusehen. Vielmehr könnte sich der Konflikt zu einem Flächenbrand auszudehnen. An der Nordgrenze Israels kommt es seit Tagen immer wieder zu Gefechten zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah-Miliz. Aus dem Gazastreifen schießt derweil die Hamas weiter Raketen. Doch was ist der Unterschied zwischen Hamas und Hisbollah.

Unterschied zwischen Hamas und Hisbollah: „Organisation des islamischen Widerstands“ 1987 gegründet

Die Palästinensergruppe Hamas wurde nach Beginn der Ersten Intifada 1987 gegründet. Der Name steht als Abkürzung für „Organisation des islamischen Widerstands“, bedeutet auf Arabisch aber auch „Eifer“ oder „Kampfgeist“. Sie ist aus dem palästinensischen Zweig der fundamentalistischen Muslimbruderschaft hervorgegangen und entstand in Opposition zur kompromissbereiten Fatah bzw. PLO von Jassir Arafat (1929-2004).

In ihrer Gründungsurkunde nennt die Hamas die Eroberung Israels und einen islamischen Staat Palästina an dessen Stelle als Endziel. Dazu bedient sie sich antisemitischer Klischees von einer jüdisch-zionistischen Weltverschwörung und verweist auf die - gefälschten - „Protokolle der Weisen von Zion“. Änderungen an der Hamas-Charta von 2017 wurden vielfach als Mäßigung und als Akzeptanz einer Zwei-Staaten-Lösung interpretiert.

Sowohl die Hisbollah als auch die Hamas wollen die Zerstörung Israels.
Die Hisbollah gilt wie die Hamas auch in vielen Staaten als Terrororganisation. © IMAGO

Seit 1993 verübte die Hamas unter ihrem geistigen Führer Scheich Ahmad Yasin, der 2004 von Israel gezielt getötet wurde, verstärkt Terroranschläge und greift das Land immer wieder mit Raketen aus dem Gazastreifen an. Neben ihrem militärischen Arm, den Kassam-Brigaden, besteht die Hamas aus einem sozialen Hilfswerk und einer politischen Partei. Die Mitgliederzahl wird auf bis zu 80.000 geschätzt. Finanzielle Hilfe bekommt sie unter anderem aus dem Iran und Katar. Seit der Vertreibung der Fatah aus dem Gazastreifen 2007 stellt die Hamas dort allein die Regierung.

Unterstützung für Hamas: Finanzielle Hilfe kommt auch aus der Türkei

Auch die Türkei gehört zu den Unterstützern der Hamas. Erst im Juli hatte es ein gemeinsames Treffen mit Hamas-Chef Ismail Haniyya und Palästinenser-Präsident Mahmut Abbas mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in seinem Präsidentenpalast gegeben. Auch davor gab es immer wieder Treffen zwischen der Hamas und Vertretern der AKP-Regierung. „Wenn wir mit freiwilligen Kämpfern anfangen, werden wir euch in unserer Spucke töten. Glaubt ihr, dass wir schweigen werden“, sagte IHH-Chef Bülent Yıldırım.

In Deutschland steht die Hamas unter Beobachtung des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV). „Das Bundesverwaltungsgericht hat in ständiger Rechtsprechung festgestellt, dass die HAMAS sich insgesamt gegen den Gedanken der Völkerverständigung richtet, unabhängig davon, ob sie im Einzelfall als politische, soziale oder terroristische Struktur in Erscheinung tritt“. Das schreiben die Experten des BfV in ihrem aktuellen Verfassungsschutzbericht.

Unterschied zu Hamas: Hisbollah aus dem Libanon ist schiitisch – und steht dem Iran nahe

Im Unterschied zur sunnitischen Hamas ist die libanesische Hisbollah („Partei Gottes“) eine schiitische Organisation. Sie entstand seit 1982 als antiisraelische Miliz im libanesischen Bürgerkrieg mit Unterstützung des Iran. Dessen Revolutionsführer Ali Chamenei erkennt sie als oberste geistige Autorität an.

Im Libanon ist die Hisbollah sowohl Miliz als auch eine starke politische und soziale Kraft; immer wieder sucht sie die militärische
Konfrontation mit Israel. Den Norden des jüdischen Staates nahm sie wiederholt unter Beschuss und führte zahlreiche Attentate aus, auch international gegen jüdische Einrichtungen. Im syrischen Bürgerkrieg unterstützte sie Staatschef Baschar al-Assad. Im gegenwärtigen Krieg in Israel feuerte sie bereits mehrfach Raketen aus dem Libanon in Richtung Israel ab.

Hisbollah in vielen Staaten als Terrororganisation anerkannt

Die Hamas sowie die Hisbollah bzw. deren militärischer Arm werden von zahlreichen Staaten als Terrororganisationen eingestuft, so von der EU, den USA und auch von arabischen Staaten. Ein weiterer Unterschied zwischen Hamas und Hisbollah ist die Personenstärke. Die Gruppierung aus dem Libanon verfügt über gut ausgebildete Kämpfer, die auch Erfahrung in Syrien sammeln konnten. Zudem hat sie ein größeres und besseres Waffenarsenal.

In Deutschland wird die Hisbollah genauso wie die Hamas auch vom BfV beobachtet. „Sie propagiert den bewaffneten, auch mit terroristischen Mitteln geführten Kampf gegen Israel als ‚unrechtmäßigen Besatzer palästinensischen Bodens‘, der als ‚legitimer Widerstand´ bezeichnet wird“, heiß es in dem aktuellen Verfassungsschutzbericht. Das BfV setzt das Gefahrenpotential der Hisbollah hoch an und geht davon aus, dass die Hisbollah auch außerhalb des Nahen Ostens weiterhin terroristische Aktionen gegen Israel oder israelische Interessen ausführen könnte. (erpe/KNA)

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