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Wegweisendes Urteil: Gericht in Den Haag ordnet für Shell schärfere Klimaziele an

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Von: Kerstin Kesselgruber, Sonja Thomaser

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Klimaschützer:innen üben immer wieder scharfe Kritik an Ölkonzernen wie Shell.
Klimaschützer:innen üben immer wieder scharfe Kritik an Ölkonzernen wie Shell – wie hier in London. (Archivbild) © Vuk Valcic/imago-images.de

Ein Gericht in den Niederlanden ordnet für Shell schärfere Klimaziele an. Der Öl-Konzern muss seinen CO2-Ausstoß bis 2030 deutlich senken.

Den Haag – Der Öl- und Erdgaskonzern Shell hat einen großen Klima-Prozess gegen Umweltschutzorganisationen verloren und muss nach dem Urteil seine Kohlendioxid-Emissionen erheblich senken. Shell müsse den Ausstoß von CO2 bis 2030 um netto 45 Prozent im Vergleich zu 2019 senken, erklärte das Gericht am Mittwoch (26.05.2021) in Den Haag. Nach dem Urteil ist der britisch-niederländische Konzern zum Klimaschutz verpflichtet, das gelte für die eigenen Unternehmen ebenso wie für Zulieferer und Endabnehmer.

Shell hatte die Forderungen zurückgewiesen und angeführt, dass es sich zum Klimaschutz verpflichtet habe. Doch das Gericht erklärte, dass die beschlossenen Maßnahmen des Unternehmens „wenig konkret und voller Vorbehalte“ seien. Shell hatte als Argument angeführt, dass es bei einer Verurteilung den Verkauf fossiler Brennstoffe rasch verringern müsse. Dann aber würden andere Anbieter dies übernehmen. Das Argument ließ das Gericht nicht gelten. Auch andere Unternehmen hätten dieselbe Verpflichtung.

Klima-Urteil gegen Shell: Wegweisend für die Verantwortlichkeit großer Konzerne

Der Konzern mit Hauptsitz im niederländischen Den Haag verursacht nach Schätzungen der Organisation „Friends of the Earth“, die den Prozess initiierte, rund neunmal mehr CO2 als die Niederlande. Die Organisation argumentierte, dass der Konzern nichts gegen die dadurch verursachte Erderwärmung unternommen habe, obwohl er seit 60 Jahren von den schädlichen Folgen des Öl- und Gasverbrauchs gewusst habe. Das Gericht wies zwar die Klagen der mehr als 17.000 Einzelpersonen ab, gab den Organisationen, die das Gemeinschaftsinteresse vertraten, jedoch am Mittwoch recht.

Der Prozess begann im Dezember 2020. Den Klägern zufolge handelt es sich um das erste Verfahren, bei dem ein internationaler Konzern von einem Gericht zu einer Änderung seiner Klimapolitik aufgerufen wurde. „Friends of the Earth“ hatte bereits im Februar gemeinsam mit mehreren Bauern aus Nigeria einen Sieg gegen Shell erzielt, als ein niederländisches Gericht den Konzern zur Zahlung von Schadensersatz wegen Ölverschmutzung im Nigerdelta verurteilte. Beide Verfahren gelten als wegweisend für die Haftung und Verantwortlichkeit großer Konzerne. In Klimaschutz-Kreisen wird das Urteil als Erfolg gefeiert. (kke/sot mit epd/dpa)

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