„QAnon-Schamane“ zum Sturm auf das US-Kapitol: „Ich wollte Gott zurück in den Senat bringen“
Sein Bild bei dem Sturm auf das US-Kapitol ging um die Welt. Nun gibt der als „QAnon-Schamane“ bekannte Jacob Chansley sein erstes Interview - und rechtfertigt seine Aktion mit einer skurrilen Begründung
Washington - Der als „QAnon-Schamane“ bekannte Jacob Chansley sieht seine Rolle beim Sturm auf das US-Kapitol* am 6. Januar als Teil eines schamanischen Rituals. „Meine Aktionen waren nicht ein Angriff auf dieses Land, das ist völlig falsch“, sagte Chansley dem US-Sender CBS News in seinem ersten Interview nach seiner Verhaftung. „Ich habe ein Lied gesungen, das ist Teil des Schamanismus. Es geht darum, positive Energie in einer heiligen Kammer zu erzeugen“. Seine Absicht sei es gewesen, „Gott zurück in den Senat zu bringen“. Deswegen habe er dort „ein Gebet gesprochen.“
Laut seiner Aussage hätte er sogar andere Menschen daran gehindert, „diesen heiligen Raum“ zu plündern. „Ich habe jemanden davon abgehalten, Muffins aus dem Pausenraum zu stehlen“, erklärte er aus dem Gefängnis.
Sturm aufs US-Kapitol - Justiz widerspricht „QAnon-Schamane“
Die US-Justiz widerspricht dieser Schilderung vehement. In dem Antrag zu seiner Festnahme schreiben die Staatsanwälte des US-Justizministeriums, Ziel der Anhänger des damaligen US-Präsidenten Donald Trump an jenem 6. Januar sei es gewesen, Abgeordnete im Kongress „gefangen zu nehmen und zu ermorden*“. Demnach hinterließ Chansley auf dem Podest, auf dem kurz zuvor Vize-Präsident Mike Pence gestanden hatte, eine Notiz mit den Worten: „Es ist nur eine Frage der Zeit, Gerechtigkeit wird kommen.“

Chansley, auch bekannt als „Jake Angeli“, ist ein Anhänger der QAnon-Verschwörungstheorie. Sein Bild mit nacktem Oberkörper, Büffelhörnern und Speer mit US-Flagge wurde schnell zu einem Symbol für die Erstürmung des US-Kapitols. Er wurde am 10. Januar verhaftet. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.
Sturm aufs US-Kapitol - „QAnon-Schamane“ enttäuscht über Trump
Im Gespräch mit CBS News zeigt sich nun der 33-Jährige enttäuscht über Donald Trump - unterstützen möchte er ihn trotzdem weiter. „Ich glaube weiterhin, dass er sich um die US-Verfassung und das amerikanische Volk kümmert, deswegen hat mich so tief verletzt und so sehr enttäuscht, dass ich und andere nicht begnadigt wurden“, sagte er.
Kurz vor Ende seiner Amtszeit begnadigte Trump über 100 Personen*, darunter seinen Ex-Chefberater Steve Bannon. Mitte Januar hatte Chansley den damaligen US-Präsidenten ebenfalls um eine Begnadigung gebeten - allerdings ohne Erfolg*. (Alessandro Alviani)*Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA