Deutschlands beliebtestes Leasingauto: Was ist dran am Cupra Formentor?

Der Cupra Formentor hat den VW Golf vom Thron gestürzt: Das erste eigenständige Modell der Seat-Tochter war das beliebteste Leasingauto 2021. So fährt es sich.
- Der Formentor ist das erste eigenständige Modell der Seat-Tochter.
- Auf Anhieb erobert er die Herzen der Deutschen, zumindest beim Leasing.
- Aussehen? Technik? Was macht den Formentor so anders als die anderen?
Nein es ist kein stilisierter Stier und das Symbol hat auch nichts mit dem Gehörn eines Wildschafs zu tun. Das so geheimnisvoll aussehende Cupra-Logo stammt wie so vieles aus der mystischen Welt der Naturvölker. In diesem Fall sollen es indianische Symbole sein, die für Leidenschaft, Präzision, Mut und Entschlossenheit stehen.

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Geheimnisvolle Namen: Das steckt hinter Cupra und Formentor
Eigenschaften, die Cupra für alle seine extrem sportlichen Modelle reklamiert. Apropos rätselhaft. Auch der Name der Submarke von Seat klingt nach Geheimnis, ist aber nicht schwer herzuleiten. Cupra kommt von Cup Racer, also einem Pokalrennen, meistens mit Autos. Wer schon mal auf Mallorca war und zwischen zwei Sangria einen Ausflug in den Nordosten gemacht hat, der war schon auf der wunderschönen Halbinsel Formentor. Und jetzt fahren auch noch jede Menge Deutscher einen Formentor. 5,2 Prozent Leasinganteil im Jahr 2021, das reicht für den ersten Platz. Erst danach kommt der Platzhirsch VW Golf, dann folgt der Skoda Octavia – das erste Auto aus einem anderen Konzern ist auf Rang vier der Fiat 500. Und wen es interessiert: Dahinter folgen in den Top Ten Hyundai Kona Elektro, Opel Corsa, Renault Zoe, Audi A3, VW Passat, Audi A4. Erhoben wurden die Daten von LeasingMarkt.de und der EBS Universität für Wirtschaft in Wiesbaden.

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310 PS – fast so stark wie der große, böse Golf R
Faszination Formentor – vor uns steht ein Cupra Formentor VZ 2.0 TSI 4Drive. Wir dürfen den nach Mathe-Formel klingenden Titel übersetzen: Es handelt sich um das zweit stärkste Modell der Spanier, mit einem Zweiliter-Turbo-Benziner, Allradantrieb und 310 PS. ausgestattet. Fast so stark wie der große böse Golf R (der hat 10 PS mehr). Beim Vergleich mit dem Konzernbruder sind wir auch schon bei den Dimensionen des Formentor. Der spielt mit 4,45 Metern Länge nämlich in der gehobenen Kompaktklasse, und da natürlich in der Liga der SUVs. So weit so konventionell – wohltuend hebt sich der Formentor jedoch beim Design von der Masse ab und entwickelt dabei echte Klasse. Die Front ist bullig, skulptural zerklüftet, das Heck nicht minder wuchtig, mit den hohen Schultern und der frechen Kante im Kotflügel. Das VZ-Modell steht dabei standesgemäß auf 19-Zoll-Felgen – was ihm eine stattliche Präsenz verleiht. Erst auf den zweiten Blick bemerkt man die feine Farbführung, typisch für die Cupra-Modelle. Die Bronze-Akzente findet man auf den Felgen, den Brembo-Bremsen und in den Cupra-Logos vorne und hinten.

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Cupra Formentor: Eine Motorhaube wie ein Schiffsbug
Auch im Innenraum begleitet uns dieser Akzent. Lenkradeinfassungen, Lüftungsdüsen, Mittelkonsole – ja sogar digitale Grafikelemente auf den beiden Bildschirmen funkeln bronze- bis kupferfarben. Allein dadurch hat sich Cupra im VW Konzern-Einerlei schon ein dezentes, aber markantes Alleinstellungsmerkmal gesichert. Platz nehmen, selbst mit 1,78 Meter Körpergröße thront man über den Dingen. Vor einem die wuchtige Motorhaube mit den markanten Power-Domes im Blech. Sie ist im Vergleich zu anderen Autos immer im Bild, fast wie ein Schiffsbug. Allerdings pflügt er nicht durch die Fluten, sondern durchs deutsche Asphaltmeer. Wo ist nur dieser verflixte Startknopf? Zum wiederholten Male drücken wir auf das Teil in der Mittelkonsole. Das ist aber der ESP-Schalter – schließlich finden wir ihn. Ein runder Drückknopf an der Lenkradspeiche, auf der anderen Seite ein Zwilling. Rechts starten, links die Fahrprogramme einstellen. Und schon geht’s los. Sanft bollert der Motor, aber er kann auch anders. Bereits auf der Stufe Sport gibt es eine kleines Standkonzert für vier Zylinder und vier Auspuffrohre. Wenn der schärfste Modus, der natürlich Cupra heißt, eingestellt ist, bekommt man den Höllenlärm eines veritablen Achtzylinders mit Fehlzündungen serviert – natürlich künstlich aufbereitet.

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Slider statt Drehknopf – leider auch im Cupra
Bevor es los geht, kämpfen wir mit einer weiteren Tücke des Objekts. Der 10-Zoll-Digital-Tacho ist noch relativ einfach zu bedienen. Das jeweilige Layout stellt man am Lenkrad ein, die einzelnen Fenster kann man individualisieren mit einem Drehrad. Zum Beispiel Drehzahlmesser in die Mitte, links jeweils eine Anzeige für Kraft-Entwicklung und Drehmoment, rechts eine für die Querbeschleunigung. Kein Problem. Schwieriger wird es mit dem 12,3 Zoll großen Infotainment-Bildschirm. Die Menüführung ist verschachtelt, unlogisch und gewöhnungsbedürftig. Da nützt die schönste Kacheloptik nichts, wenn man an einem eisigen Morgen nicht sofort die Defrost-Funktion für die Frontscheibe findet oder nach den Klangeinstellungen mühselig fahnden muss. Über die unpraktischen Lautstärke-Slider, die es auch im VW-Golf gibt, wollen wir gar nicht reden. Gottseidank hat man am Cupra-Lenkrad noch ein kleines Rädchen für diesen Zweck.

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Wow, wenn der Motor den Turbo zündet
Das ist aber auch schon das einzige Manko in diesem Auto. Vom Fahren her ist der Cupra Formentor ein Traum. Schon alleine das Fahrwerk beherrscht perfekt die Balance zwischen gerade noch bequem, aber jederzeit so hart, dass man die Straße spürt. Und das will man auch, vor allem mit diesem Motor. Der Vierzylinder-Turbo-Benziner mit 310 PS ist eine runde Angelegenheit. Sein höchstes Drehmoment packt er schon ab 2.000 Umdrehungen aus, die Turbolader jagen die Power so kontinuierlich via Doppelkupplungsgetriebe auf die Antriebswellen, dass man meint einem Sauger zu sitzen. 4,9 Sekunden von 0 auf 100 – das war früher, Ferrari & Co vorbehalten, jetzt kann man dieses Feeling schon für 48.090 Euro haben. Es geht freilich auch günstiger. Der Einstiegs-Formentor mit einem 150-PS-Benziner schlägt mit 32.650 Euro zu Buche. Und wenn es vernünftig sein soll, dann gibt es auch schon ein Hybrid-Modell mit 204 PS ab 42.040 Euro.

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Deshalb ist dieser Cupra Deutschlands Liebling
Ein Schnäppchen ist der Formentor dennoch nicht. Warum er trotzdem der neue Liebling in Deutschland ist, erklärt vielleicht der Mix, für den dieser Cupra steht. Er sieht sportlich aus, aber anders als die anderen. Er hat eine eigene coole Note, packt bei Bedarf und Gelbeutel auch den PS-Hammer aus. Dabei bleibt der Cupra jedoch ein ordentlich großes Auto für den Alltag. Hinten sitzt man auch zu Zweit bequem mit ordentlicher Beinfreiheit. Und auch der Kofferraum bietet mit 420 Liter (umgeklappt 1475 gute Ausmaße). Deshalb unser Fazit: Der Formentor ist ein Auto für den Alltag, aber mitnichten ein Alltagsauto.
Technische Daten Cupra Formentor VZ 2.0 TSI 4Drive
- Motor: Vierzylinder-Turbo-Benziner
- Hubraum: 1.984 ccm
- Leistung: 228 kW (310 PS)
- Drehmoment: 400 Nm bei 2.000 – 5.450 U/min
- Antrieb: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Allrad
- 0 – 100 km/h: 4,9 s
- Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
- Normverbrauch: 8,2 – 9,0 l (Testverbrauch 9,8)
- CO2-Ausstoß: 186 - 203 g/km
- Länge/Breite/Höhe: 4,45/1,83/1,51 m
- Leergewicht/Zul.: 1.644/496 kg
- Kofferraum: 420 – 1.474 l
- Preis ab 48.090 Euro
Rudolf Bögel *z.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.