Tesla in Turbulenzen: Diese sieben Probleme hat Elon Musk
Aktien-Absturz, China-Lockdown, Chaos um den Twitter-Kauf: Für Tesla läuft es derzeit gar nicht rund. Das sind die größten Baustellen.
Austin (USA) – Verkaufszahlen, Aktienkurs, Image: Jahrelang ging es für Tesla immer nur bergauf. Spekulanten, die auf einen Crash der angeblich völlig überbewerteten Aktien wetteten, verbrannten sich zuverlässig die Finger. Doch nun häufen sich die Probleme. Nicht alle davon haben CEO Elon Musk und der Elektroauto-Pionier selbst zu verschulden – aber gerade die Kombination aus schwierigem Umfeld und Tesla-typischen Defiziten macht die Lage prekär.
Das sind die sechs größten Problemfelder von Tesla:
- 1. Aktienkurs stürzt ab: Seit ihrem Höchstkurs im Herbst des vergangenen Jahres hat sich der Aktienkurs nahezu halbiert, mehr 500 Milliarden Dollar Firmenwert verflüchtigten sich. Zwar gab es immer schon mal einige Rücksetzer, so ein starkes Minus ist aber einmalig in der Firmen-Historie. Die Gründe dafür sind vielfältig: etwa ein grundsätzlich schwieriges Umfeld. Gerade bei Tech-Aktien mehren sich die Zweifel, ob die exorbitanten Bewertungen gerechtfertigt sind. Dazu flog Tesla aus dem S&P-500-Nachhaltigkeitsindex, der besonders umweltfreundliche und soziale Unternehmen listet. Letztere Einstufung gilt nach Rassismus-Vorwürfen und Berichten über den Umgang von Elon Musk mit seinen Mitarbeitern für Tesla offenbar nicht mehr.
- 2. China bereitet Sorgen: Der drastische Lockdown in Shanghai, wo Tesla ein Werk unterhält und ein zweites plant, bremst die Produktion, zeitweise musste sie ganz gestoppt werden. Häfen und viele Zulieferer sind geschlossen. Dazu wächst unter den wichtigen chinesischen Kunden die Sorge um die künftige wirtschaftliche Lage und ihre persönliche Situation, sie stellen hohe Ausgaben wie für ein neues Auto erst einmal zurück.
Tesla in Turbulenzen: Diese sechs Probleme hat Elon Musk
- 3. Die Konkurrenz wächst. Fast alle traditionellen Autohersteller investieren mittlerweile massiv in die Elektro-Mobilität, Konkurrenten wie Audi und der Hyundais Edelmarke Genesis (mit dem Elektro-SUV GV60) wollen künftig ebenfalls nur mit Strom unterwegs sein. Für Tesla hat das zwei unangenehme Folgen: Denn das bequeme Monopol bei Elektroautos bröckelt – und, vielleicht noch wichtiger: Die Nachfrage nach Emissions-Zertifikaten sinkt. Diese verkauft Tesla bislang in großem Stil an Hersteller von Verbrenner-Modellen, die damit ihre schlechte CO2-Bilanz ausgleichen, und erwirtschaftet so den Hauptteil seines Gewinns.
- 4. Twitter-Kauf lenkt den Chef ab: Das Hin und Her um Elon Musks Kauf des Nachrichten-Netzwerkes Twitter kommt bei Investoren und Fans nicht besonders gut an. Mittlerweile mehren sich die Stimmen, die Musk zu viel Ablenkung durch diese Privatangelegenheit vorwerfen. Schließlich muss er sich ja schon dienstlich nicht nur um Autos, sondern auch andere Business-Felder wie das Raumfahrt-Unternehmen SpaceX oder die Tunnel-Firma The Boring Company kümmern. Kürzlich sah sich Musk sogar schon zu einer Klarstellung genötigt, dass er geschäftlich voll und ganz bei der Sache sei,

Tesla in Turbulenzen: Gecancelte Modelle, skurrile Polit-Posts
- 5. Modellpolitik verwirrt Kunden: Angekündigt, verschoben – oder gleich ganz gestrichen. Pläne für neue Modelle, die Investoren oder (potenzielle) Kunden beeindrucken, stellen sich immer häufiger als Luftbuchungen heraus. So wurde der Pick-up Cybertruck über Jahre hinweg immer wieder verschoben, nun soll er 2023 aber wirklich kommen. Da sind der Ford F-150 Lightning, der Chevrolet Silverado EV oder der Rivian R1T schon längst beim Kunden. Und der von vielen Fans erhoffte Einstiegs-Tesla für 25.000 Dollar (der in Deutschland ohnehin gut 35.000 Euro gekostet hätte), wurde komplett gestrichen.
- 6. Technisch nicht mehr top: Zwar gilt die zentrale Steuer-Software der Tesla-Modelle noch immer als herausragend, aber in anderen Disziplinen gibt es mittlerweile Nachholbedarf. So ist die Reichweite der Konkurrenz wie dem Lucid Air höher als die des Tesla Model S, was Musk schon in eine Diskussion auf Twitter trieb. Beim Thema Autopilot hat Mercedes-Benz die Amerikaner abgehängt. Und jetzt wachsen auch noch die Zweifel an der Sicherheit der verwendeten Bluetooth-Technologie.
- 7. Musks politische Meinung irritiert: Normalerweise reden Auto-Manager nicht über ihre politische Einstellung, schließlich geht sie niemanden etwas an, könnte aber so manchen Kunden verprellen. Elon Musk dagegen hält mit seiner nicht hinterm Berg. So bezeichnete der den relativ laschen Corona-Lockdown im einstigen Heimat-Bundesstaat Kalifornien als „faschistisch“, die deutlich drastischeren Maßnahmen in Shanghai erwähnte er nicht einmal – freute sich aber öffentlich darüber, dass die Mitarbeiter dort über Tage das Werk nicht verlassen konnten. Kürzlich bezeichnete er die US-Demokraten als „Partei der Spaltung und des Hasses“ – und kündigte an, die Republikaner von Ex-Präsident Donald Trump zu wählen. Möglicherweise eine bewusste Provokation, die aber bei den meist eher liberal eingestellten Käufern elektrischer Autos in Kalifornien und der US-Ostküste nicht so gut ankommen dürfte.
Immerhin: Noch meldet Tesla Verkaufsrekorde. Der frühere Schwung allerdings ist dahin. Im ersten Quartal dieses Jahres übertrafen die weltweiten Auslieferungen die des Vor-Quartals mit gut 310.000 nur noch hauchdünn.