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„Der Verbrenner ist das Beste, das es gibt“: Motorenexperte sieht keine Alternative zum klassischen Antrieb

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Auspuffrohre eines BMW-Modells in der Autowelt in München.
Der Verbrenner steht in der EU vor dem Aus. Motorenexperte Fritz Indra glaubt aber noch immer an die Überlegenheit der Technologie. © IMAGO/FrankHoermann/SVEN SIMON

Der Wiener Motorenexperte Fritz Indra hält von einem Verbrenner-Verbot wenig. Nach wie vor sieht er die Technologie den Alternativen gegenüber als überlegen.

Stuttgart/Wien - Mit der Entscheidung der EU-Kommission, ab 2035 nur noch klimafreundliche Neuwagen zu erlauben, wird die Luft für die klassischen Antriebsarten immer dünner. Mercedes-Benz hat angekündigt, die Motorenwerke bis 2024 auf Elektro umzurüsten und will ab 2035 überall dort, wo es die Marktbedingungen zulassen, ausschließlich E-Autos verkaufen. Das oft titulierte Verbrenner-Verbot bedeutet allerdings nicht, dass Autos mit klassischen Antrieben so schnell von den europäischen Straßen verschwinden werden. „Der Verbrenner wird weltweit noch lange gebraucht“, erklärte beispielsweise Stefan Hartung, Chef des weltgrößten Autozulieferers Bosch aus Stuttgart.

Dass Fritz Indra, der für mehrere hochrangige Automarken Verbrennungsmotoren entwickelt hat – darunter für Opel und Audi – wenig von einem Verbrenner-Aus in der EU hält, war abzuwarten. Im Interview mit der Zeit erklärte der Diplom-Ingenieur aus der österreichischen Hauptstadt Wien, dass er sich mit den Alternativen – wie eben dem Elektromotor – durchaus auseinandergesetzt habe, der klassische Viertakt-Verbrennungsmotor in seiner Gesamtbilanz aber nach wie vor überlegen sei.

Verbrenner seit 150 Jahren dominierender Antrieb – Motorenexperte sieht keine Alternativen

Im Zuge der Debatte um ein Verbrenner-Aus in der EU gab es sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik stark auseinandergehende Meinungen. In einer BW24-Umfrage unter den Landtagsfraktionen in Baden-Württemberg war von „Planungssicherheit“ bis „Todesurteil“ alles zu hören. Obwohl gerade Zulieferer wie Bosch oder Mahle an Komponenten für Verbrennungsmotoren festhalten, setzen auch die Konzerne ihre Zukunft in die Elektromobilität. Dass der Verbrennungsmotor seit der Erfindung durch Nikolaus Otto und die Erfindung des Autos durch Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach der dominierende Pkw-Antrieb ist, hat Fritz Indra zufolge aber einen triftigen Grund.

NameOtto-Motor
ErfinderNikolaus August Otto
Erfindungsjahr1876
FunktionsprinzipVier-Takt-Verbrennungsmotor
BrennstoffBenzin (oder andere Kraftstoffe)
Besonderheithohe Effizienz, kompakte Bauweise und vergleichsweise ruhige Laufkultur.

„Ich habe mich immer wieder mit Alternativen beschäftigt, auch mit dem Elektroauto“, sagte der „Motorenpapst“ aus Wien im Interview mit der Zeit. „Denn ich musste als Ingenieur das Potenzial der vorhandenen Technik einschätzen.“ Die Frage sei gewesen, ob es überhaupt noch ein Potenzial gebe und wie das Potenzial der Alternativen ausschaue. „Dabei stellte sich immer wieder – nicht nur für mich – heraus, dass der Viertakt-Verbrenner das Beste ist, was es gibt, wenn man gesamtheitlich, also über den gesamten Produktions-, Lebens- und Entsorgungsprozess, darauf blickt.“ Eben deshalb habe sich der Antrieb auch seit 150 Jahren durchgesetzt.

Motorenexperte Indra glaubt, dass der Markt das Verbrenner-Verbot „zu Fall bringen“ wird

Weil der Verbrennungsmotor seit vielen Fahrzeuggenerationen der vorherrschende Antrieb war, fällt eine Umstellung gerade den Traditionsunternehmen schwer. Deshalb begrüßten die Autozulieferer in Baden-Württemberg gegenüber BW24 auch die Ausnahme für E-Fuels, beziehungsweise für Verbrennungsmotoren, die mit klimafreundlichen synthetischen Kraftstoffen betrieben werden. Fritz Indra glaubt nach eigener Aussage aber nicht daran, dass der Verbrenner überhaupt wie beschlossen verboten werden wird. „Ich weiß doch, was der Kunde will, am Ende wird er entscheiden“, erklärte er. „Ich vertraue dem Markt, er wird das Verbot zu Fall bringen.“

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.

Obwohl die E-Autos weltweit auf dem Vormarsch sind, gibt es zum aktuellen Stand noch immer gewisse Hürden, die die Industrie überwinden muss. Dazu zählt unter anderem auch, dass die Produktionskosten vollelektrischer Fahrzeuge noch immer deutlich über denen mit klassischen Antrieben liegen. „Der Verbrennungsmotor ist so ein Erfolg, weil er für den Kunden das Beste ist. Sehr viele Leute können sich so ein Auto leisten“, erklärte Fritz Indra gegenüber der Zeit. Dass gerade die deutschen Premiumhersteller auch bei E-Autos auf große und teure Modelle setzen, wird seit einiger Zeit kritisiert. Laut einer Studie haben E-Autos aber bei den Energiekosten einen „klaren Vorteil gegenüber Verbrennern“.

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