„Überangebot an Ladesäulen“: Branchenverband mit überraschender Aussage
Oft hört man Klagen über einen zu langsamen Ausbau der E-Auto-Ladeinfrastruktur. Der Branchenverband BDEW spricht dagegen von einem ein „Überangebot“.
Noch immer kann sich nicht jeder Autofahrer mit dem Gedanken anfreunden, ein Elektroauto zu fahren. Selbst Menschen, die eigentlich willens sind, einen Stromer zu kaufen, zögern zum Teil. In einer Reddit-Umfrage erklärten kürzlich viele, dass ihnen Elektroautos einfach noch zu teuer seien – und es an Lademöglichkeiten mangele. Doch gibt es wirklich zu wenig öffentliche Ladesäulen? Der Branchenverband BDEW sieht das gänzlich anders.
Laut Branchenverband BDEW stehen „mehr als genug“ Ladesäulen bereit
„Die gute Nachricht ist: Wir haben ein Überangebot an Lademöglichkeiten“, erklärte nun Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft – kurz BDEW. „Die Belegung bei den öffentlichen Ladesäulen zwischen 3 und 25 Prozent zeigt klar, dass mehr als genug Ladesäulen bereitstehen. In der Regel sind rund 80 Prozent der Ladepunkte trotz der erfreulich vielen Neuzulassungen frei verfügbar.“
Diese Aussagen kommen etwas überraschend, denn noch vor kurzem hatte beispielsweise Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA) gewarnt: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur gehe nicht schnell genug voran. Zwar gab die oberste Autolobbyistin zu, dass das Tempo zuletzt zugenommen habe, doch das sei auch nötig, denn „Deutschlands Nachholbedarf ist groß“.

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Doppelt so viel Ladeleistung vorhanden, wie nach EU-Vorgaben gefordert
Zum 1. Juli 2023 waren für E-Autofahrer laut BDEW 100.838 öffentliche Ladepunkte mit insgesamt 4,5 Gigawatt (GW) installierter Ladeleistung verfügbar. Laut EU seien dem Branchenverband zufolge 1,3 kW installierte Ladeleistung pro batterieelektrisches Fahrzeug und 0,8 kW pro Plug-in-Hybrid vorgegeben. Für die aktuell auf Deutschlands Straßen fahrenden E-Autos ergebe dies einen Bedarf von 2,23 GW. Somit sei heute in Deutschland schon doppelt so viel Ladeleistung installiert, wie nach europäischen Vorgaben gefordert. Europaweit gibt es große Unterschiede beim Ausbau der Infrastruktur.
Die niedrige Belegung sei laut Andreae auch ein Beleg dafür, dass das ursprüngliche Ziel von einer Million Ladepunkte technisch veraltet sei, weil es den technologischen Sprung bei der Ladeleistung nicht mit einrechne. Seit 2019 habe sich dem BDEW zufolge die Ladeleistung bei Fahrzeugen und Ladesäulen verdreifacht und es könnten deutlich mehr Fahrzeuge je Ladesäule versorgt werden.