Unterwegs auf den abenteuerlichsten Straßen Europas - der Skoda Karoq im Härtetest

Über Stock und Stein, durch Sand, Schlamm und Geröll. Wir testeten den neuen Skoda Karoq auf Herz und Nieren und zwar nicht im modernen Großstadt-Dschungel, sondern auf den härtesten Straßen Europas.
Für den berühmten deutschen Dichter Karl May (Winnetou), der bekanntermaßen nirgendwo selbst war, aber mit seiner blühenden Fantasie seine Leser auf ganze Weltreisen schickte, war es "das Land der Skipetaren". Für uns ist Albanien drei Tage lang Skoda-Land. Mit brandneuen Karoqs und dem neuen 190-PS-Diesel-Motor unternehmen wir eine Tour, die Mensch und Maschine gleichermaßen fordern wird. Eines der letzten großen Offroad-Abenteuer in Europa.
Albanien: Der perfekte Ort für einen Roadtrip?
Es ist ein Land wie vor unserer Zeit. Die Straßen sind mal steinig, mal schlammig, fast immer aber holprig. Die Landschaften atemberaubend unberührt. Eine Tomate schmeckt noch nach Tomate und wer auf den Wochenmarkt geht, der gleich hinter der nächsten Brücke in einem kleinen Tal abgehalten wird, der kommt im Sonntagstaat. Entweder auf Schusters Rappen, also zu Fuß, oder auf dem Pferd. Gerne auch zu zweit mit einem klapprigen Eselskarren.

Das Land vor unserer Zeit liegt eingeklemmt zwischen dem deutschen Ferienparadies Kroatien und den Norden Griechenlands und ist trotzdem weitgehend unbekannt. Immer noch ein Geheimtipp. Die Frage ist, wie lange noch? Wer in aller Ruhe Bergwandern oder an der albanischen Riviera gleich gegenüber des italienischen Stiefelsporns entspannen will, ist hier richtig. Und auch passionierte Offroadfahrer finden hier ihr Paradies.

Denn so richtig entwickelt ist das Straßennetz des Landes auch heute noch nicht. Noch bis Anfang der Neunziger Jahre waren in ganz Albanien nur knapp 3.000 Autos unterwegs. Nur Mitglieder der kommunistischen Partei und hohe Beamte des diktatorischen Regimes von Staatsgründer Enver Hoxha konnten und durften sich einen fahrbaren Untersatz leisten. Der Rest des Landes litt unter bitterer Armut, was auch an Hoxhas Paranoia lag, der sein Land streng abschottete. Vor lauter Angst, dass Albanien von den Nachbarn überfallen werden könnte, ließ er gigantische Stahl- und Betonwerke bauen und befahl seinem Drei-Millionen-Volk den Bau von nicht weniger als 750.000 Bunkern.
Lesen Sie auch: 70 Jahre Fiat Abarth - ein Skorpion, der auch heute noch sticht.
Offroad-Abenteuer in Albanien - mit dem Skoda Karoq
Auf die stummen Zeugen dieser diktatorischen Vergangenheit trifft man immer wieder beim Roadtrip durch Albanien. In der Stadt Elbasan grüßt in der Ferne das rostige und zum Teil verlassene Riesen-Kombinat "Stahl der Partei" mit seinen ursprünglich 520 Gebäuden und seiner 47 Kilometer langen Eisenbahnstrecke. Und die Bunker findet man überall im Land. An einsamen Berghängen genauso wie hinter historischen Burgmauern. 170.000 sind es schließlich "nur" geworden, bis der Diktator nach 41-jähriger Herrschaft anno 1985 starb. Genützt werden die Schutzräume heutzutage eher profan: Als Ziegenställe oder Strohstadel. In der Hauptstadt Tirana auch als Kunst-Objekte.

Krass sind die Gegensätze auch heute noch in diesem Land. Unser Skoda Karoq kämpft sich ohne zu Mucken und zu Murren die Bergpisten hinauf. Vorbei an den skurrilen Bunkerbauten oder durch Olivenhaine, die so alt sind, dass Sie die halbe Menschheitsgeschichte erzählen können. Bäume mit einem Alter von bis zu 3.800 Jahren sind keine Seltenheit.
Die Menschen, auf die wir auf den einsamen Straßen treffen, sind freundlich und herzlich. Was sie sich denken, wenn sie auf das "dreckige" Dutzend Skoda Karoq treffen, kann man nur erahnen. Freundlich machen die stolzen Reiter Platz für die High-Tech-Karawane. Hund und Hirte treiben wahlweise Schaf- und Ziegenherden von der Straße und auch ein bockiger Esel hat schließlich das Einsehen, dass ein moderner SUV im Zweifelsfall der Stärkere ist. Hier kann das Sports Utility Vehicle tatsächlich beweisen, was es wirklich draufhat.
Skoda Karoq: Offroad zeigt er, was er kann
So mancher Kunde würde verblüfft sein, was sein Auto alles kann. Weder Schlammpisten noch Fahrbahnen, die eher an Schutthalden erinnern, können den Skoda stoppen. Da mögen nur noch Zentimeter zur Schluchtkante fehlen, im Offroad-Programm nimmt der Tscheche Stein für Stein jede Hürde, gelassen holpert über Verschränkungen und fährt selbständig den Berg hinunter.

Man muss als Fahrer nur den Mut haben, Computer und Mechanik machen zu lassen. Gottvertrauen oder Vertrauen in die Skoda-Ingenieure sind da durchaus dienlich, wenn man bei 17 Prozent Gefälle vom Bremspedal geht. Und siehe da: Es funktioniert. Wie von Geisterhand rattert der Skoda Karoq zu Tale, wir genießen die Aussichten in dunkle Schluchten und Canyons, die bis zu 100 Meter tief sind.
Erfahren Sie hier: Unterwegs im teilautonomen Lkw: Auf die Hersteller kommt noch viel Arbeit zu.
SUVs: Skoda beweist seine Kompetenzen
Offroad-Kompetenz hat Skoda schon seit den 1930er Jahren, als ein Bus entwickelt wurde, der von zwei Hinterachsen angetrieben wurde. Nach dem Krieg hatten die Tschechen sogar einen kompakten Geländewagen mit zuschaltbarem Vorderradantrieb im Programm, der 58-prozentige Steigungen schaffte und bei einem Vergleichstest der Warschauer-Pakt-Staaten gewann. Dennoch kam der Tschechen-Jeep mit der Typbezeichnung 973 über die Stückzahl von 30 Prototypen nicht hinaus. Aus politischen Gründen musste das östliche Verteidigungsbündnis auf russische Militärfahrzeuge zurückgreifen. Von 1966 bis 1972 wurde tatsächlich der erste SUV-Vorfahre von Skoda in erheblicher Stückzahl gebaut. In Neuseeland lief der Trekka vom Band, ein Automobil auf der Basis des Octavia-Kombi-Fahrgestells. Obwohl nur im Heck angetrieben war er voll geländegängig. Der Kiwi-SUV mit dem tschechischen Herzen brachte es immerhin auf eine Stückzahl von 3.000 Exemplaren.

Das sieht heutzutage natürlich ganz anders aus. Allein 2017 lieferte Skoda 127.000 Allradfahrzeuge aus, seit 1999 gingen 700.00 4x4-Modelle an die Kunden. Mit einem Allradanteil von knapp einem Drittel steuert auch der Karoq sein Scherflein dazu bei. Den mittelgroßen SUV, platziert zwischen dem brandneuen Stadt-SUV Kamiq und dem großen Bruder Kodiaq, gibt es jetzt auch mit dem leistungsstärkeren 2,0-Liter-TDI-Motor. Auf den staubigen Straßen und schlammigen Furten Albaniens sind die 190 PS zwar nicht nötig, aber es gibt ja mittlerweile auch eine Handvoll gut ausgebauter Asphaltpisten, auf denen man den Karoq laufen lassen kann. Und das tut er erstaunlich kultiviert. Der Karoq kann ein kerniger Kumpel im Gelände sein aber auch ein feiner Kerl, den man getrost vor der Oper abstellen kann.
Großes Finale: Die letzten Stationen in Albanien
Aber zurück zum Trip durch das wilde Skipetaren-Land. Auch das kann sehr kultiviert sein. Mit Berat und Gjirokastra haben die stolzen Albaner gleich zwei Städte, die von der Unesco mit dem Titel Weltkulturerbe geadelt wurden. Die eine heißt auch "Stadt der 1.000 Fenster", die andere "Stadt der 1.000 Treppen". Märchenhaft schön wie aus 1001 Nacht. Über brandneue Teerstraßen erreichen wir schließlich Sarande, den südlichsten Ort Albaniens. Er liegt an der albanischen Riviera am ionischen Meer. Von der Burg Lekuresit aus hatte einst Sultan Suleiman versucht die griechische Insel Korfu zu erobern. Vergeblich. Wir nehmen die Fähre hinüber, verlassen Albanien mit einer Träne im Knopfloch. Denn das Land vor unserer Zeit hat unsere Herzen erobert.

Lesen Sie auch: Stuck für Stuck eine Legende - unterwegs mit Ex-Rennfahrer Hans Joachim Stuck.
Rudolf Bögel