„Selten so gelacht“: Das Literarische Quartett vom 15. September

Literatur muss nicht immer trocken und pessimistisch daherkommen. Selten herrschte Einigkeit über ein Buch wie bei „Kleine Probleme“ von Nele Pollatschek.
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Was wäre, wenn wir nur an einem Tag alles das erledigen könnten, was wir bisher aufgeschoben und nicht gemacht haben. Nicht nur Fensterputzen, Steuererklärung, alle Betten frisch beziehen, sondern auch mit dem Rauchen aufhören und einen Roman, der die Welt verändert, schreiben. Das alles und noch so einiges mehr. Dies versucht der Protagonist in Nele Pollatscheks Roman „Kleine Probleme“ und löste damit einstimmige Begeisterung in „Das Literarische Quartett“ (ZDF) vom 15. September aus.
Juli Zeh im Literarischen Quartett: „Das beste Buch der Sendung“
Den Auftakt machte die Schriftstellerin Juli Zeh in der von Thea Dorn moderierten Ausgabe vom „Das Literarische Quartett“. Sie stellte Nele Pollatscheks Roman „Kleine Probleme“ vor und merkte gleich an, dass es das beste Buch der Sendung sei. Zudem sei mit dem Buch ein „Angriff auf die Lachmuskeln“ gestartet worden, der nur selten ein Buch bis zum Ende durchhalten kann.
„Kleine Probleme“ ist das beste Buch der Sendung!
Gerade die im Titel genannten „kleinen Probleme“ entpuppen sich nach und nach für die Hauptfigur als richtig große Probleme, die jeder einzelne schon das eine oder andere Mal selbst erlebt hat und nach einer Lösung suchte. Die humorvolle Sprache in dem Buch, das auch philosphischen Fragen nachgeht, hat die Teilnehmer am Literarischen Quartett geeint wie selten zuvor. In der Sendung vom Mai beispielsweise war Benjamin von Stuckrad-Barres „Noch wach?“ eher als „Kinderbuch“ abgestempelt worden.
31. Dezember. Steuererklärung, Wohnung putzen, Bett für die Tochter zusammenschrauben, Lebenswerk schreiben, mit dem Rauchen aufhören – eigentlich wollte Lars, neunundvierzigjähriger Vieldenker und angehender Schriftsteller, die Lücke zwischen den Jahren dafür nutzen, endlich alles zu erledigen, was in den letzten Dekaden so auf der Strecke geblieben ist. Das neue Jahr, so sein Plan, sollte in einem aufgeräumten Leben beginnen. Der Zeitpunkt dafür schien perfekt: Die Kinder waren im Auslandsjahr, die Frau unterwegs. Keiner da, der stören könnte.
Nele Pollatschek „Kleine Probleme“
2023 KiWi/Galiani, ISBN-13 978-3-869-71240-6
Preis: Hardcover 23 €, 208 Seiten
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Nele Pollatschek
Nele Pollatschek, 1988 in Berlin geboren, hat Englische Literatur und Philosophie in Heidelberg, Cambridge und Oxford studiert und wurde darin 2018 promoviert. Für ihren Debütroman „Das Unglück anderer Leute“ (2016) erhielt sie den Friedrich-Hölderlin-Förderpreis (2017) und den Grimmelshausen-Förderpreis (2019). Es folgte das Sachbuch „Dear Oxbridge. Liebesbrief an England“ (2020). Nele Pollatschek schreibt für die Süddeutsche Zeitung und erhielt 2022 den Deutschen Reporterpreis.
„Damenopfer“: Keine Einigkeit im Literarischen Quartett vom 15. September
Die Einigkeit, die zu Beginn der Sendung noch herrschte, nahm mit der noch verbliebenen Sendezeit ab. So konnte in Steffen Kopetzkys Roman „Damenopfer“ über die russische Schriftstellerin und Revolutionärin Larissa Reissner keine Einigkeit bei den Gästen hervorgerufen werden. So galt die Hauptfigur einigen als zu ambivalent. Jedoch einigte sich die Moderatorin Thea Dorn mit den Gesprächspartnern darauf, dass „Damenopfer“ ein spannendes und unterhaltsames Buch sei. Hier gibt es eine Kurzübersicht zu den vier vorgestellten Titeln der aktuellen Sendung.
Thomas Hettches „Sinkende Sterne“ hingegen sorgte für reichlich Diskussion. Für Juli Zeh, Autorin von „Zwischen Welten“, waren die Figuren im Roman zu „holzschnittartig“ und damit zu plump. Der Literaturkritiker und Autor Adam Soboczynski („Traumland“) versuchte den von ihm vorgestellten Roman zu verteidigen. Immerhin sei ein Roman von Thomas Hettche auch eine Reise ins Poetische gewesen.
Eine gelungene Sendung, bei der viel gelacht und auch trotz der aktuellen Themen an der Kraft des Humors in der Literatur festgehalten wurde. Zusammenfassend lassen sich alle größeren Probleme dieser Welt in dem Buch „Kleine Probleme“ zusammenfassen. Vieles ist möglich, wenn man daran glaubt und es in die Hand nimmt.