„Ein bereicherndes Buch“ findet Elke Heidenrich: Robert Seethaler „Ein ganzes Leben“ jetzt im Kino
Das Leben eines Außenseiters, grandios in Buchform von Robert Seethaler kommt nun als Romanverfilmung in die Kinos.
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Mit „Ein ganzes Leben“ gelang Robert Seethaler auch international ein Durchbruch. Der Titel stand auf der Shortlist des International Booker Prize und nicht nur in Deutschland viele Wochen in den Bestsellerlisten. Für Elke Heidenreich ist es eines der unvergesslichen Bücher, die unbedingt gelesen werden sollten. Nun kommt die Bestsellerverfilmung unter anderem mit August Zirner, Julia Franz Richter und Marianne Sägebrecht in die Kinos.
Robert Seethaler „Ein ganzes Leben“: Über das Buch

Ein Leben der Entbehrungen war es in der Alpenregion, bevor die Touristen die Gegend nach und nach für sich entdeckten. „Ein ganzes Leben“ handelt von einem Mann, der sein Herz verschließt und seinen Verstand selten gebraucht. Im Jahr 1942 zieht Andreas Egger eine Soldatenuniform an und marschiert wie ein Schlafwandler mit in der Mordmaschine der Nazi-Wehrmacht, als es gen Russland geht, wie der Spiegel schreibt. Der Held von „Ein ganzes Leben“ ist somit als Mitläufertyp zu identifizieren, der für die Generationen der 1900er und 1910er Jahre charakteristisch ist.
Als Andreas Egger in das Tal kommt, in dem er sein Leben verbringen wird, ist er vier Jahre alt, ungefähr – so genau weiß das keiner. Er wächst zu einem gestandenen Hilfsknecht heran und schließt sich als junger Mann einem Arbeitstrupp an, der eine der ersten Bergbahnen baut und mit der Elektrizität auch das Licht und den Lärm in das Tal bringt. Dann kommt der Tag, an dem Egger zum ersten Mal vor Marie steht, der Liebe seines Lebens, die er jedoch wieder verlieren wird.
Gerade einmal 160 Seiten dünn ist der Roman von Robert Seethaler in seiner Neuauflage zum Kinofilm. Dagegen wirken historische Romane von Ken Follett, wie „Waffen des Lichts“ geradezu wie Backsteine. Allen Buchkritiken ist zu entnehmen, dass die Schreibweise und die damit verbundene Schlichtheit des Romans überzeugt Auch in den früheren Büchern rückte Robert Seethaler gern die Figuren der Außenseiter und Verzweifelten in den Mittelpunkt der Geschichten, so auch bei „Das Café ohne Namen“.
Robert Seethaler „Ein ganzes Leben“: Im Film
Die Lebensgeschichte von Egger ist die eines Durchschnittsmenschen, der den unerbittlichen Umständen seiner Umwelt ausgeliefert ist. Über nahezu acht Jahrzehnte hinweg beobachtet er die Veränderungen im Alltag seines Bergdorfes. Als Kind um die Jahrhundertwende ist das Leben in den Alpen von Härte und Strapazen bestimmt. Schließlich errichtet ein Unternehmen die erste Seilbahn und führt Elektrizität im Dorf ein. Die Nationalsozialisten machen sich irgendwann bemerkbar. Und einige Jahre danach folgen die Touristen.
Die filmische Adaption folgt laut dpa, wie das zugrundeliegende Buch, größtenteils einer chronologischen Erzählweise. So erleben die Zuschauerinnen und Zuschauer das Leben Eggers durch die Darbietungen von drei verschiedenen Schauspielern in aufeinanderfolgenden Szenen. Der junge Schauspieler Ivan Gustafik, der in diesem Drama sein Debüt feiert, verkörpert den Waisenjungen während seiner Jahre auf dem Hof des Landwirts Kranzstocker. Nach einem ersten Zeitsprung wird Egger als junger Mann von Stefan Gorski („Contra“) dargestellt. August Zirner („Die Fälscher“, „Colonia Dignidad“) bringt mit gelassener Ruhe und einem Anflug kindlicher Verwundbarkeit den älteren Egger auf die Leinwand. Der Film startet am 9. November.
Robert Seethaler „Ein ganzes Leben“
2023 Hanser Berlin, ISBN-13 978-3-446-27842-4
Preis: Taschenbuch 15 €, 160 Seiten
Robert Seethaler
Robert Seethaler, 1966 in Wien geboren, ist ein renommierter Autor und Drehbuchschreiber. Seine Werke „Der Trafikant“ (2012), „Ein ganzes Leben“ (2014) und „Das Feld“ (2018) erfreuten sich großer internationaler Beliebtheit. Seine Literatur wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Mit seinem Buch „Ein ganzes Leben“ gelang ihm der Einzug in die Shortlist des International Booker Prize. Sein neuester Roman „Der letzte Satz“ (2020) wurde bei Hanser Berlin veröffentlicht. Robert Seethaler teilt seine Zeit zwischen Berlin und Wien.