Paul Austers „Baumgartner“: Ein bewegender Blick auf das Leben nach dem Verlust
In „Baumgartner“ erzählt Paul Auster die Geschichte eines Mannes, der trotz des Verlusts seiner Frau den Lebenswillen nicht verliert. Ein Roman, der Trauer und Hoffnung vereint.
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Seit einem Jahrzehnt lebt Professor Baumgartner im Schatten des Verlusts seiner verstorbenen Gattin. Trotzdem bemüht er sich, sein Leben und seine Schreibarbeit fortzusetzen. Paul Auster, der seit mehr als einem Jahr gegen Krebs kämpft, reflektiert in seinem Roman das unausweichliche Ende. Und trotzdem ist es ein Buch, das Hoffnung gibt und in das Regal mit den lesenswerten Büchern gehört. Unser Buch der Woche.
Paul Auster „Baumgartner“: Darum geht‘s im Buch

Wie kann man weiterleben, wenn jemand, der so bedeutend war, gestorben ist? Wenn ein Teil des eigenen Lebens für immer verloren ist? Irgendwie darüber hinwegkommen, möglichst schnell abschließen und nicht zurückblicken? Diese Fragen stellt sich die Hauptperson in „Baumgartner“ von Paul Auster. Das Zurückblicken liegt irgendwie in der Natur der Sache.
Professor Seymour T. Baumgartner, unter Freunden Sy, ist ein über siebzigjähriger emeritierter Phänomenologe aus Princeton, der sich dem Schreiben philosophischer Bücher und, zunehmend, seinen Jugendreminiszenzen widmet: seiner kleinbürgerlichen Herkunft aus Newark; der schwierigen Ehe der Eltern, dem Collegebesuch und einem Studienaufenthalt in Paris; schließlich der wie ein Blitz einschlagenden Liebe zur Übersetzerin und Dichterin Anna, mit der er die glücklichsten Jahre verbrachte, bevor sie vor zehn Jahren einem Badeunfall zum Opfer fiel.
Trotz der ernsten Thematik ist „Baumgartner“ ein teilweise sehr humorvolles Buch, was der Hauptfigur zu verdanken ist, in deren Gedankenwelt Paul Auster seine Leser entführt. Dieser Phänomenologie-Professor in Princeton neigt zwar zu einem sehr verstimmten, alten Mann und fühlt sich auch so, mit Schlurfen und Stöhnen und versehentlich offener Hose, und der Verlust der geliebten Frau ist tatsächlich unüberwindbar. Dies macht den Charakter umso mehr liebenswert und das Buch ausgesprochen lesenswert.
Paul Auster „Baumgartner“: Fazit
Die Figur Baumgarnter ist ein wahres Steh-Auf-Männchen. Egal welche Tiefschläge er erlebt, er steht immer wieder auf, auch wenn es seine Zeit dauert. Trotz des geringen Umfangs wirkt dieses Porträt eines ziemlich charmanten Charakters nicht unvollständig, sondern lässt in geschickt zusammengestellten Szenen ein erfülltes Leben vor den Augen der Leser entstehen. Eines, an das man sich immer wieder gern zurückerinnert.
Es ist ein berührender und lesenswerter Roman mit viel Hoffnung.
Paul Auster „Baumgartner“
Übersetzt von Werner Schmitz
2023 Rowohlt, ISBN-13 978-3-498-00393-7
Preis: Hardcover 22 €, E-Book 19,99 €, 208 Seiten (abweichend vom Format)
Paul Auster
Geboren 1947 in Newark, New Jersey, ist Paul Auster ein renommierter Autor. Er absolvierte ein Studium der Anglistik und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Columbia University und lebte nach seinem Abschluss einige Jahre in Frankreich. Seine Romane „Im Land der letzten Dinge“ und die „New-York-Trilogie“ brachten ihm internationale Anerkennung. Neben einer Vielzahl von Romanen umfasst sein umfangreiches und mehrfach ausgezeichnetes Schaffen auch Essays, Gedichte und Übersetzungen zeitgenössischer Poesie.
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