Was bleibt 2022 im Portemonnaie?

Die Corona-Krise, steigende Energiekosten und höhere Lebensmittelpreise sorgen zur Zeit dafür, dass in etlichen Haushalten das Geld knapp wird. Doch im kommenden Jahr könnte es wieder etwas aufwärts gehen.
Düsseldorf - Die Corona-Jahre 2020 und 2021 waren für vieleMenschen nicht nur gesundheitlich, sondern auch finanziell eineHerausforderung. Kurzarbeit, steigende Energiepreise und dieVerteuerung etlicher Konsumgüter machten es vielen Haushalten schwer,über die Runden zu kommen.
Doch vieles spricht dafür, dass es imkommenden Jahr besser wird und Verbraucherinnen und Verbraucherwieder mehr Geld - oder zumindest nicht weniger - im Portemonnaiehaben werden.
2022 werde die Kaufkraft erstmals seit Beginn der Corona-Pandemiewieder deutlich ansteigen, prognostizierte im Dezember Filip Vojtechvom Marktforschungsunternehmen GfK in einer Studie. Die Marktforschergehen davon aus, dass die Kaufkraft der Verbraucher im kommenden Jahrnominal um 4,3 Prozent steigen wird. Selbst nach Abzug derInflationsrate, die nach den Prognosen führenderWirtschaftsforschungsinstitute bei 2,5 Prozent liegen dürfte, bliebealso noch einiges an zusätzlicher Kaufkraft übrig.
Reallöhne stagnieren
Nicht ganz so optimistisch ist allerdings der KonjunkturexperteTorsten Schmidt vom RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschungin Essen. Er geht davon aus, dass die Reallöhne 2022 eher stagnierenwerden. Doch auch das wäre nach dem spürbaren Minus in diesem Jahrschon eine Verbesserung.
Tatsächlich können sich einige Gruppen auf überdurchschnittlicheZuwächse freuen. Geringverdiener werden 2021 davon profitieren, dassder gesetzliche Mindestlohn zum 1. Januar angehoben wird - vonderzeit 9,60 Euro auf 9,82 Euro pro Stunde. Zum 1. Juli soll er dannnoch einmal um weitere 63 Cent auf 10,45 Euro pro Stunde erhöhtwerden. Zusammen bedeutet das ein Plus von fast 9 Prozent.Möglicherweise könnte es auch noch mehr werden. Denn dieAmpel-Parteien haben in ihrem Koalitionsvertrag eine Anhebung desMindestlohns auf 12 Euro die Stunde verabredet. Wann dies allerdingsumgesetzt werden soll, ist noch ungewiss.
Auch Auszubildende dürfen sich über mehr Geld freuen. Die gesetzlicheMindestsausbildungsvergütung im ersten Ausbildungsjahr steigt von 550Euro monatlich im Ausbildungsjahrgang 2021 auf 585 Euro imAusbildungsjahrgang 2022. Entsprechend erhöhen sich die Vergütungenin den folgenden Ausbildungsjahren.
Wie viel mehr gibt es für Rentner?
Auch die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschlandkönnen ab Juli mit mehr Geld rechnen. Die Frage ist nur: Mit wie vielmehr? Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte Ende November,er erwarte, „dass die Renten in Deutschland ab Juli 2022 um 4,4Prozent steigen.“ Das klingt viel, ist aber weniger als noch imvergangenen Sommer prognostiziert - als von Rentenerhöhungen von 5,2Prozent im Westen und 5,9 Prozent im Osten die Rede war.
Der Hintergrund: Die Ampelparteien haben im Koalitionsvertrag dieWiedereinführung des sogenannten Nachholfaktors vereinbart, der dieRentensteigerung dämpft. Mit Ihm soll der Tatsache Rechnung getragenwerden, dass die Renten 2021 wegen der Auswirkungen derCorona-Pandemie auf die allgemeine Lohnentwicklung eigentlich hättengekürzt werden müssen, was jedoch gesetzlich ausgeschlossen ist.
Ab Januar 2022 erhalten aber auch alle, die auf Sozialhilfe,Arbeitslosengeld II sowie Grundsicherung im Alter und beiErwerbsminderungen angewiesen sind - ein bisschen - mehr Geld. DerRegelsatz für alleinstehende Erwachsene steigt um drei Euro auf 449Euro im Monat. Die Regelsätze für Kinder und Jugendliche steigenebenfalls.
CO2-Steuer steigt
Doch einiges wird absehbar auch teurer werden im kommenden Jahr -etwa der Stopp an der Tankstelle und das Nachfüllen des Heizöltanks.Der Hintergrund: Die im Januar 2021 eingeführte CO2-Steuer fürfossile Brennstoffe steigt zum Jahresbeginn von 25 Auf 30 Euro proTonne. Und damit verteuern sich nach Angaben der VerbraucherzentraleNordrhein-Westfalen Benzin um 1,5 Cent pro Liter, Heizöl und Dieselum 1,6 Cent pro Liter und Erdgas um 0,1 Cent pro Kilowattstunde.Nicht absehbar ist die Entwicklung der Rohölpreise, die maßgeblichdie Tank- und Heizölkosten für Verbraucher bestimmen.
Etwas anders ist die Situation beim Strom. Hier sinkt zwar dieEEG-Umlage zum 1. Januar von 6,5 Cent auf 3,72 Cent proKilowattstunde. Das ist der niedrigste Stand seit zehn Jahren. Dochdürfte der positive Effekt auf die Geldbörsen der Verbraucherweitgehend von den beträchtlichen Preissteigerungen an der Strombörseaufgefressen werden. Unter dem Strich rechnet die VerbraucherzentraleNRW für das kommende Jahr aber immerhin mit „stabilen Strompreisen“.
Rauchen wird teurer
Für Raucher wird außerdem der Griff zur Zigarette teurer: DieTabaksteuer für eine Packung mit 20 Zigaretten steigt 2022 umdurchschnittlich 10 Cent. Die höheren Steuern dürften die Herstelleran die Endkunden weitergeben. Ab dem 1. Juli unterliegen dann aucherstmals die Substanzen für E-Zigaretten der Tabakbesteuerung. Fürein 10-Milliliter-Liquid, das aktuell grob gesagt 5 Euro kostet, soll2022 1,60 Euro mehr Steuern anfallen, bis 2026 soll dieser Wert auf3,20 Euro steigen. Auch Tabak für Wasserpfeifen wird künftig deutlichhöher besteuert.
Keine großen Löcher dürfte eine weitere Preiserhöhung in die meistenGeldbeutel reißen: Die Deutsche Post erhöht zum 1. Januar die Preise.Die Postkarte kostet dann 70 statt 60 Cent, der Standardbrief 85statt 80 Cent. Und auch einige andere Formate werden teurer.
Kleiner Trost: Insgesamt soll die Inflationsrate 2022 wieder spürbarsinken. Das RWI geht in seinem jüngsten Konjunkturbericht für 2022„nur“ noch von einer Preissteigerung von 2,6 Prozent aus - nach einerInflationsrate von 3,2 Prozent in diesem Jahr. dpa