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Weniger Geld fürs Alter: Zinsflaute erschwert Vorsorge

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Verzinsung von Lebensversicherungen
Das Dauerzinstief nagt immer stärker an der privaten Altersvorsorge. © Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Illustration

Ein Ende der Zinsflaute ist vorerst nicht absehbar. Das hat Folgen für die private Altersvorsorge. Versicherer treten auf die Bremse.

Frankfurt/Main - Das Dauerzinstief nagt an der privatenAltersvorsorge. Viele Vorsorgesparer müsse sich auch im kommende Jahrauf eine sinkende Verzinsung von Lebensversicherungen einstellen.Nach Einschätzung von Branchenexperte Lars Heermann von derRatingagentur Assekurata ist diese Sparform zwar immer nochattraktiver, „als das Geld auf dem Konto zu parken angesichts vonNegativzinsen, die immer mehr Kreditinstitute erheben. Aber dasallein wird bei vielen Menschen nicht reichen, um dieAltersvorsorge-Lücke zu schließen.“ Verbraucherschützer habengrundsätzliche Bedenken.

Assekurata erwartet im Durchschnitt bei klassischen privatenRentenversicherungen eine leichte Senkung der laufenden Verzinsungvon derzeit 2,13 Prozent auf etwa 2 Prozent. Bei neuerenLebensversicherungsprodukten mit abgespeckter Garantie dürfte dieEntwicklung ähnlich sein, sagte Heermann.

Versicherer treten auf die Bremse

Vorsorgesparer mit lukrativen Altverträgen, die vor dem Jahr 2000abgeschlossen wurden, stehen besser da. Sie haben zumindest denGarantiezins von bis zu 4 Prozent sicher. Liegt die laufendeVerzinsung darunter, gilt automatisch der Garantiezins.

Erste Versicherer treten bereits auf die Bremse und senken dieÜberschussbeteiligung fürs kommende Jahr. Über deren Höhe entscheidendie Assekuranzen je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrerAnlagestrategie jedes Jahr neu. Überschussbeteiligung undGarantiezins ergeben die laufende Verzinsung, die sich nur auf denSparanteil unter anderem nach Abzug von Abschluss- undVerwaltungskosten bezieht.

Der Garantiezins sinkt nach einer Entscheidung desBundesfinanzministeriums ab Januar 2022 für Neuverträge auf 0,25Prozent nach zuletzt 0,9 Prozent. Dies gilt ausschließlich fürPolicen, die nach der Änderung abgeschlossen werden.

Hochverzinste Altverträge

Das Problem der Branche sind die hochverzinsten Altverträge, weil inder Zinsflaute die Versprechen der Vergangenheit erfüllt werdenmüssen. Staatsanleihen mit guter Bewertung, die als sicher gelten,werfen so gut wie nichts mehr ab. Teilweise legen Anleger sogar Gelddrauf. Die meisten der rund 80 Lebensversicherer in Deutschlandbieten im Neugeschäft keine klassischen Policen mit lebenslangemGarantiezins mehr an. „In diesem Jahr sind es noch 16 Versicherer undich gehe davon aus, dass die Zahl ab 2022 weiter sinken wird“, sagteHeermann. „Die Lebensversicherung im traditionellen Sinn ist einAuslaufmodell und wird in der Form auch nicht mehr zurückkommen.“

Heermann zufolge hat sich bei neuen klassischen Policen bereits dieMehrheit der Anbieter zudem davon verabschiedet, Vorsorgesparern denErhalt der eingezahlten Beiträge zu 100 Prozent zu garantieren. Dafürsollen Versicherte auf eine höhere Rendite hoffen können, weil dieAssekuranzen Gelder in renditestärker, aber riskantere Produkteanlegen können. Die Vielzahl der neuen Modelle führt aus HeermannsSicht dazu, „dass ein Vergleich zwischen den Altersvorsorgeproduktenzunehmend schwierig wird“.

Kritik an Kapitallebensversicherung

Verbraucherschützer kritisieren die Kapitallebensversicherunggrundsätzlich als aus ihrer Sicht zu teuer und renditeschwach.„Lebensversicherungen sind für die Absicherung von Risiken wie denTodesfall geeignet, aber nicht für die private Altersvorsorge, sagtLars Gatschke vom Verbraucherzentrale Bundesverband. „Ein großesProblem sind die Abschluss- und Vertriebskosten. Hier hat sich leidernichts getan.“

Ein weiteres Problem: „Wenn ich eine lebenslange Garantie gebe, mussich entsprechend vorsorgen, um das Versprechen erfüllen zu können.Darauf achtet auch die Aufsicht“, erläutert Gatschke. DieGarantieverpflichtung halte die Assekuranzen davon ab,renditeorientiert anzulegen. Zu groß sei die Gefahr, dass dieVersprechen nicht jederzeit erfüllt werden könnten und Versicherer imZweifel eigenes Geld nachschießen müssten. Investiert werde daher vorallem in renditeschwache Staatsanleihen mit guter Bewertung. dpa

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