Theoretisch auch beim Mensch möglich: Forscher machen Alterungsprozess bei Mäusen durch Gentherapie rückgängig
Die Gentherapie kann gealterte Mäuse verjüngen, etwa ihre Sehkraft wieder verbessern. US-amerikanische Forscher gehen nun den nächsten Schritt.
Dem Alter ein Schnippchen schlagen und für immer jung bleiben: Ein Traum, der wohl so alt wie die Menschheit ist. In der Kunst wird das Thema immer wieder aufgegriffen, zum Beispiel im Film „Der seltsame Fall des Benjamin Button“. Die Hauptfigur Benjamin kommt als Greis zur Welt und wird mit den Jahren immer jünger. Die Geschichte ist reine Fiktion. Doch Gentherapie könnte in Zukunft tatsächlich eingesetzt werden, um den menschlichen Körper zu verjüngen. Forschungsprojekte weltweit kommen bereits zu erstaunlichen Ergebnissen.
Eine Theorie in der Altersforschung: Mutationen in der DNA führen dazu, dass der menschliche Organismus altert. Doch es gibt auch Forscher, die andere Ansätze verfolgen. So konzentrierte sich ein Team um den Wissenschaftler David A. Sinclair vom Paul F. Glenn Center for Biology of Aging Research am US-amerikanischen Blavatnik Institute, Harvard Medical School (HMS), auf das Epigenom. Das Ärzteblatt beschreibt das Epigenom als „Dompteur der Gene“. Prof. Dr. Thomas Jenuwein vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg erklärt: „Die primäre Information, die einen Menschen ausmacht, ist zwar die Gensequenz, sonst wären eineiige Zwillinge nicht genetisch identisch und sich äußerlich so ähnlich. Doch epigenetische Veränderungen sorgen dafür, dass beispielsweise nur ein Zwilling anfälliger für Diabetes wird“.
Nicht nur Umweltfaktoren, auch psychische und soziale Faktoren seien in der Lage, das Epigenom zu verändern, heißt es weiter. Wir sind also keinesfalls unserer genetischen Veranlagung ausgeliefert, sondern können unsere Gesundheit beeinflussen – etwa durch gesunden Lebensstil, der auch gutes Stressmanagement umfasst. Auch Gentherapie kann die Epigenetik des Menschen verändern. Um den Alterungsprozess zu verlangsamen – oder sogar umzudrehen – wird aktuell vor allem in den USA an gentherapeutischen Maßnahmen geforscht.

Gentherapie gegen das Altwerden
Für klinische Studien am Menschen sind die Forschungen zwar noch nicht ausgereift genug. Doch an Mäusen wird schon seit einigen Jahren weltweit getestet, wie sich Veränderungen in deren Epigenetik auf den Alterungsprozess auswirken. Das Team um US-Forscher Sinclair konnte sogar im Mäuseversuch zeigen, dass einige altersbedingte Probleme wie Sehschwäche umkehrbar sind. So berichtete Sinclair dem US-Magazin Time zufolge, dass die von ihm angewandte Form der Gentherapie das Sehvermögen älterer Tiere wiederherstellte. Er geht davon aus, dass Augenkrankheiten der erste Anwendungsbereich der Therapie beim Menschen sein werden, um das Zurückdrehen der „Alterungsuhr“ zu testen, heißt es weiter.
Die Zellen durch Gentherapie umprogrammieren und so Alterungsprozesse umkehren: Dieser Ansatz wird vom Forscherteam um den Biologen David Sinclair aktuell an nichtmenschlichen Primaten getestet. Den Tieren wird ein Antibiotikum verabreicht, dem die Forschenden ein gentherapeutisch wirksames Präparat hinzugefügt haben. Dieses könne die Zellen verjüngen, weil es die „Aktivierung der Reprogrammierungsgene“ zur Folge hat, heißt es in der Time.
Sinclair testet die gentherapeutische Verjüngungskur derzeit im Labor mit menschlichen Neuronen, Haut- und Fibroblastenzellen. Bis sein Ansatz allerdings am Menschen erprobt wird und bis die therapeutischen Maßnahmen soweit ausgereift sind, dass sie auf den Markt gebracht werden können, dürften noch einige Jahre verstreichen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.