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Autoimmunerkrankung Rheuma: Frauen deutlich häufiger betroffen

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Viele Deutsche leiden unter steifen und schmerzenden Gelenken. Häufig sind die Beschwerden auf eine rheumatische Erkrankung zurückzuführen.

Schmerzende Gelenke, aber auch Entzündungen in Muskeln und Gefäßen: Rheumatische Erkrankungen betreffen fast immer den Bewegungsapparat. Über 100 verschiedene Erscheinungsformen zählen zu den „Krankheiten des rheumatischen Formenkreises“. Neben Gicht, Lupus oder Morbus Bechterew gehört die rheumatoide Arthritis dabei zu den häufigsten chronischen Gelenkentzündungen. Bei einer rheumatoiden Arthritis greifen Zellen des Immunsystems das eigene Körpergewebe an. Dadurch entzünden sich die Gelenke. Hierzulande leiden der Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) zu Folge rund ein Viertel der Erwachsenen an Rheuma. Während die Krankheit junge wie alte Menschen gleichermaßen betrifft – auch Kinder können an Rheuma leiden – erkranken Frauen rund doppelt so oft wie Männer an Rheuma. Die Diagnose ist bei vielen Patientinnen meist jedoch langwierig.

Häufigere Diagnose bei Frauen: Ärzte erkennen Symptome allerdings häufig erst sehr spät

Ein Arzt untersucht die Hand einer Patientin.
Viele Frauen leiden unter schmerzenden Gelenken. Gerade Finger und Hände sind häufig betroffen. © Science Photo Library/Imago

Die Geschlechterunterschiede in Forschung, Diagnose und Behandlung werden beim Thema Rheuma besonders deutlich. Denn Frauen sind nicht nur häufiger von der chronisch entzündlichen Krankheit betroffen. Auch dauert es bei ihnen deutlich länger, bis sie eine passende Diagnose erhalten, wie die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) berichtet. „Bei der Mehrzahl der rheumatischen Erkrankungen ist der Anteil an betroffenen Frauen größer als der der Männer. Vor allem bei Kollagenosen, also Weichteilerkrankungen, und rheumatoider Arthritis wie etwa Gelenksrheuma“, erklären die Experten in einer Pressemitteilung. Nur in wenigen Fällen, wie etwa bei Morbus Behcet, einer rheumatischen Gefäßentzündung, seien Männer häufiger betroffen. 

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In einer aktuellen Übersichtsarbeit untersuchte Katinka Albrecht vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum in Berlin die Geschlechterunterschiede in Diagnostik und Therapie bei verschiedenen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises genauer. Dabei fand sie heraus: Obwohl die Zahlen für sich sprechen, erhalten Frauen deutlich später als männliche Betroffene eine entsprechende Diagnose. Dies erhöht nicht nur den Leidensdruck der Patientinnen, sondern beeinflusst auch die Behandlungsaussichten. 

Männer erkranken seltener, haben aber einen schwereren Krankheitsverlauf

„Angesichts dieser Zahlen ist es umso verwunderlicher, dass Frauen im Durchschnitt deutlich später eine Diagnose erhalten“, sagt Uta Kiltz, Oberärztin am Rheumazentrum Ruhrgebiet gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Als mögliche Erklärung sieht die Expertin, dass Männer zwar seltener erkranken, ihr Krankheitsverlauf ist allerdings meist schwerer. Je früher die Schäden dabei an Organen auftreten, desto schneller erfolgt die Daignose. Zudem lassen sich Rheuma-Laborparameter im Labor bei Männern bereits bei frühen Stadien der Erkrankung nachweisen. Bei Frauen würden die Symptome dagegen vielfältiger und unspezifischer ausfallen. Hormonelle, immunologische und (epi)genetische Unterschiede würden die Diagnose zusätzlich erschweren.

Hinzu kommen geschlechtsspezifische Unterschiede im Umgang mit der Krankheit. So können rheumatische Erkrankungen soziale und psychologische Folgen haben, die sich bei Männern und Frauen unterschiedlich auswirken. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Rheumatologie hier Nachholbedarf hat. Wir müssen die geschlechtsspezifischen Krankheitsausprägungen besser verstehen und diese Erkenntnisse in die Diagnostik und Therapie einfließen lassen“, betont der Leipziger Rheumaspezialist Christoph Baerwald gegenüber dem Standard.at.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.

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