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Corona-Impfstoffe im Vergleich: Schutzwirkung variiert erheblich – mRNA-Mittel mit enormem Vorteil

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Martina Neuhold, Arzthelferin, verlässt nach der Impfung eines Bewohners dessen Zimmer im DRK-Pflege- und Betreuungszentrum „Tor zur Altstadt“.
Martina Neuhold, Arzthelferin, verlässt nach der Impfung eines Bewohners dessen Zimmer im DRK-Pflege- und Betreuungszentrum „Tor zur Altstadt“. In dem Heim werden, begleitet durch das mobile Impfteam, Bewohner sowie Mitarbeitende geimpft. Je nach Impfstoff müssen dabei strenge Regeln zur Lagerung eingehalten werden. © Hendrik Schmidt/dpa

Zwei mRNA-Impfstoffe und ein Vektorimpfstoff stehen aktuell weltweit hoch im Kurs. Erfahren Sie hier, wie sie wirken und welcher Impfstoff-Typ positiver bewertet wird.

Der Impfstoff BNT162b2 des Mainzer Unternehmens Biontech und dessen US-Partner Pfizer war der erste Impfstoff, der EU-weit zugelassen wurde. Es folgte die Zulassung von mRNA-1273, der Impfstoff des US-Biotechnologieunternehmens Moderna. Außerdem könnte schon in Kürze ein weiterer Impfstoff zur Verfügung stehen. So will die EU-Behörde EMA voraussichtlich Ende Januar über die Zulassung von AZD1222 entscheiden, wie der Norddeutsche Rundfunk informiert. Das Präparat des Pharmaunternehmens Astrazeneca in Zusammenarbeit mit der Uni Oxford unterscheidet sich grundlegend von von den bisher zugelassenen Impfstoffen.

Impfstoffe im Vergleich: Astrazeneca-Mittel unterscheidet sich grundlegend von Biontech-Impfstoff

Moderna und Biontech/Pfizer haben sich bei der Entwicklung ihrer Impfstoffe eines neuen Verfahrens bedient, der sogenannten Boten-RNA-Technologie (Messenger RNA, kurz mRNA). Bei beiden Impfstoffen spricht man daher von mRNA-Impfstoffen. Bei diesen wird nicht klassisch ein Antigen (also der Krankheitserreger selbst oder Teile von ihm) verimpft, sondern die Bauanleitung für das Corona-spezifische Spike-Protein. Dieses nutzt das Coronavirus, um an Körperzellen anzudocken und in diese einzudringen. Antikörper sind in der Lage, das Virus anhand des Spike-Proteins zu erkennen und es als Ziel für Immunzellen zu markieren, wie das Helmholtz-Institut informiert. Eine Corona-Impfung* hat zur Folge, dass der Körper zur Antikörper-Produktion angeregt wird. Bei mRNA-Impfungen wird das durch das Spritzen synthetischer Gene erreicht, die die Bauanleitung für das Spike-Protein enthalten. Infolge produziert der Körper diese Spike-Proteine, was zur Folge hat, dass das Immunsystem aktiviert wird und Antikörper gegen das Protein bildet.

Astrazeneca dagegen nutzt nicht das mRNA-, sondern ein etabliertes Verfahren, wie das ZDF berichtet. Der Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens mit der Bezeichnung AZD1222 ist ein Vektorimpfstoff. Er soll Erbmaterial des Coronavirus in menschliche Zellen einschleusen und so die Immunabwehr ankurbeln. Das Ziel ist dabei dasselbe, wie bei mRNA-Impfstoffen: Das Immunsystem soll Antikörper gegen Coronaviren bilden, so eine Infektion mit dem Erreger schneller bekämpfen können und das Risiko von schweren Krankheitsverläufen reduzieren. Derweil kann die Entwicklung der mRNA-Impfstoffe auch der Krebstherapie nutzen, berichtet 24vita.de*.

62, 70 und 90 Prozent Wirksamkeit bei Astrazenca-Impfstoff? Studien sorgen für Verwirrung

Nicht nur in Hinblick auf den Impstoff-Typen unterscheiden sich die Präparate von Moderna und Biontech von dem Astrazeneca-Wirkstoff. Wo die mRNA-Impfstoffe in Studien eine Schutzwirkung von bis zu 96 Prozent zeigten, waren es bei dem Vektorimpfstoff AZD1222 je nach Studie 62 bis 90 Prozent. „Die Studiendaten zeigten: Die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Virus zu infizieren, war bei den Covid-19-geimpften Teilnehmern um 95 Prozent geringer als bei den Placebo-geimpften Teilnehmern. Kommt eine Covid-19-geimpfte Person also mit dem Erreger in Kontakt, wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erkranken“, so das RKI über den Biontech/Pfizer-Wirkstoff. Bei dem seit Anfang Januar zugelassenen Impfstoff des US-Biotechnologieunternehmens Moderna liegt der Impfschutz der Tagesschau zufolge bei 86,4 bis 96 Prozent – je nach Alter der Geimpften.

Bei dem Astrazeneca-Präparat hatten zwei Studien mit unterschiedlichem Studiendesign für Verwirrung gesorgt, wie die Pharmazeutische Zeitung informiert. So wurden dem Präparat je nach Veröffentlichung 62, 70 und 90 Prozent Wirksamkeit attestiert. Für die gepoolten Daten zusammengenommen errechneten die Wissenschaftler damit eine Schutzwirkung für AZD1222 von 70,4 Prozent, wie die Ärztezeitung schreibt.

Astrazeneca-Impfstoff kann bei bis zu acht Grad Celsius gelagert werden

In Hinblick auf die Handhabung hat der Vektor-Impfstoff von Astrazeneca allerdings die Nase vorn. Das Mittel kann bei normaler Kühlung von zwei bis acht Grad Celsius transportiert und mindestens sechs Monate gelagert werden, wie das ZDF informiert. Bei mRNA-Impfstoffen dagegen ist eine Lagerung bei etwa minus 70 Grad Celsius nötig. Biontech zufolge lässt sich der Impfstoff jedoch in Boxen mit Trockeneis bis zu 30 Tage im jeweiligen Impfzentrum aufbewahren oder bis zu fünf Tage in einem normalen Kühlschrank. (jg) *Merkur.de, 24vita.de und 24hamburg.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Mehr Quellen: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/COVID-19/Leitfaden-Patient.pdf?__blob=publicationFile; https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wie-funktionieren-mrna-impfstoffe-121742/; https://www.pharmazeutische-zeitung.de/schutzwirkung-bis-zu-90-prozent-mit-vektorimpfstoff-122009/; https://www.dw.com/de/%C3%BCber-100-j%C3%A4hrige-erh%C3%A4lt-erste-corona-impfung-in-deutschland/a-56061914; https://www.helmholtz.de/glossar/glossar-detail/spike-protein/

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