Weniger UV-Strahlung: Corona-Pandemie spitzt sich im Winter zu – So erklären sich Forscher das Phänomen

Wo wir im Corona-Sommer aufatmen konnten, stiegen die Covid-Fälle im Herbst wieder an. Einem Forscherteam zufolge ist die Ursache in folgendem Umstand zu finden.
- Wissenschaftler weltweit beschäftigen sich mit der Frage, welche Faktoren die Ausbreitung von Covid-19* begünstigen.
- Auch das Klima ist immer wieder Gegenstand der Forschung.
- Ein internationales Team von Wissenschaftlern kommt in einer aktuellen Studie zu der Schlussfolgerung, dass UV-Strahlung die Ausbreitung des Coronavirus immens beeinflusst. Um die Wechselwirkung zwischen Umweltbedingungen und Coronavirus-Ausbreitung zu erforschen, haben die Wissenschaftler Daten von Covid-19-Fällen aus 3.235 Regionen in 173 Ländern in ihre Studie einfließen lassen.
Je höher die UV-Strahlung, desto geringer ist die Ausbreitungsrate von Covid-19: So lässt sich das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Studie zusammenfassen. Ein Team aus US-amerikanischen, französischen und britischen Forschern hatten sich mit der Frage befasst, wie genau sich das Klima auf die Corona-Pandemie auswirkt. Da der Krankheitserreger Sars-CoV-2 erst vor rund einem Jahr in Erscheinung getreten ist, gibt es noch wenige aussagekräftige Studien über den Einfluss von Umweltbedingungen wie Temperatur oder UV-Strahlung. Das wollten die Wissenschaftler ändern und verglichen in ihrer Studie die klimatischen Bedingungen sowie die Covid-19-Fälle aus 3.235 Regionen in 173 Ländern.
Vor allem die UV-Strahlung hatte wesentlichen Einfluss: „Wir fanden heraus, dass ultraviolette (UV) Strahlung einen statistisch signifikanten Effekt auf die täglichen Covid-19-Ausbreitungsraten hat“, heißt es in der auf dem Fachportal PNAS veröffentlichten Studie. Temperatur und Luftfeuchtigkeit hatten den Forschern zufolge dagegen keinen Effekt auf die Verbreitung von Coronaviren. Allerdings weisen die Studienautoren auch darauf hin, dass UV-Strahlung einen wesentlich geringeren Einfluss auf die Covid-19-Ausbreitung hat als soziale Distanzierungsmaßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen und Abstandhalten.
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Coronaviren reagieren empfindlich auf UV-Strahlung
Im Vergleich zwischen den Monaten mit den niedrigsten UV-Werten und den Monaten mit der höchsten UV-Belastung durch Sonnenlicht fiel auf: Durchschnittlich war die Ausbreitungsrate von Covid-19 in den Monaten mit hoher UV-Strahlung um sieben Prozent niedriger. Coronaviren reagieren also empfindlich auf UV-Strahlung. Das zeigen auch Tests mit UV-Lampen, die dafür genutzt werden können, um Sars-CoV-2-Viren auf Oberflächen zu inaktivieren, wie das Portal Heilpraxisnet informiert.
Doch die Forscher räumen ein, dass noch weitere Umweltfaktoren Einfluss haben könnten: „Wir sind uns des UV-Effekts sicher, aber das ist nur ein Teil des Gesamtbildes der Saisonalität“, zitiert Heilpraxisnet Tamma Carleton aus der Arbeitsgruppe. Und auch Studienautor Jonathan Proctor spricht von weiteren wichtigen Einflussfaktoren: „Wie wir in diesem Sommer in den USA gesehen haben, ist es unwahrscheinlich, dass die UV-Exposition allein die Ausbreitung des Virus ohne starke soziale Distanzierungsmaßnahmen stoppen kann“.
Wie genau die UV-Strahlung die Ausbreitung von Coronaviren hemmt, ist noch nicht abschließend geklärt. Eine Erklärung könnte sein, dass UV-Strahlen das Virus an sich zerstören. Eine andere Erklärung wäre, dass sich Menschen im Sommer, wenn die UV-Strahlung höher ist als im Winter, häufiger draußen aufhalten. Im Freien ist das Corona-Ansteckungsrisiko weitaus geringer als in geschlossenen Räumen. (jg) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.
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