Engel in der Kita, Teufel daheim: Warum es gut ist, wenn sich Kinder zu Hause schlecht benehmen
Im Kindergarten verhalten sich die Kleinen vorbildlich, zu Hause schreien sie, hören nicht und verhalten sich unmöglich. Warum das normal und sogar gut ist, verrät eine Psychologin.
Mittagsschlaf, sich selbst beschäftigen oder auch der erfolgreiche Toilettengang – für viele Kinder scheint das zumindest im Kindergarten oder in der Vorschule kein Problem zu sein. Zu Hause jedoch arten diese Tätigkeiten bei zahlreichen Familien regelmäßig in einen Kampf aus. Die Psychologin Vanessa LoBue sieht da aber weder einen Anlass zur Sorge, noch ein Erziehungsproblem.
Erziehung: Warum es gut ist, wenn Kinder sich zu Hause schlecht benehmen
Wer einmal gesehen hat, wie sich der eigene Spross auf Anweisung der Betreuer wie ein braver Engel die Schuhe anzog, während dieselbe Bitte im Familien-Flur regelmäßig einen Wutanfall nach sich zieht, fragt sich vielleicht: Was mache ich falsch? Mag mein Kind mich nicht so sehr wie die Erzieher? Zweifel steigen auf und es wird an der elterlichen Kompetenz gezweifelt. Laut der Psychologin sei hier aber eher das Gegenteil der Fall. Auf Psychology Today erklärt LoBue, dass sich das Kind in solchen Fällen oft sehr sicher bei den Eltern fühlt. Die Kinder sind sich (unbewusst) sicher, dass sich die Liebe ihrer Mutter oder des Vaters nicht schmälern wird.

In guten und in schlechten Zeiten – Liebe gibt Sicherheit
Diese enge Bindung und das Gefühl der Sicherheit gibt es vor allem bei den Kindern, die eine Mutter oder einen Vater haben, die auf ihre Bedürfnisse eingehen. Weint das Kind, wird es getröstet, macht es etwas gut, wird es gelobt und lacht es, lachen auch die Eltern mit. Kleinkinder entwickelt mit dieser Bestätigung ein gesundes Selbstvertrauen, dass sie in ihrer Neugier unterstützt. Läuft etwas beim Erkunden eines neuen Spielzeugs oder Ortes schief, können sie sich sicher sein, dass jemand da ist, der sie auffängt. Besonders gut läuft es dabei Erziehungs-Experten nach, wenn bestimmte Sätze nie oder nur selten fallen.
Kinder wissen, dass wir sie auch dann noch lieben werden, wenn sie ihr Spielzeug quer durch den Raum werfen und sich weigern, es aufzuheben. Sie wissen, dass sie uns ihr wahres Gesicht zeigen können und wir es immer für wunderschön und liebenswert halten werden.
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Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Warum ist das Verhalten bei Fremden ein anderes?
Bei Fremden fühlen sich unsere Kinder weniger sicher, vor allem, wenn die Elternteile nicht in der Nähe sind. Das macht die Kleinen insgesamt zurückhaltender – und damit gleichzeitig ein bisschen wohlerzogener. Sie können einfach nicht einschätzen, wie sich das Gegenüber verhalten wird. Vanessa LoBue sieht dieses Verhalten auch in Erwachsenen: „Wir zeigen uns oft von der besten Seite, wenn wir Fremde treffen oder mit Kollegen zusammenarbeiten.“ Das bedeutet nichts anderes, als dass Freunde, Partner und Familie am ehesten unsere ungefilterten Emotionen zu spüren bekommen, Fremden hingegen eine geschönte Version präsentiert wird – die, mit der besten Erziehung. Da sind wir unseren Sprösslingen also gar nicht so unähnlich.